Nun hat also Irmgard Griss doch bei den Neos „angedockt“, wofür sie vor rund einem Jahr noch „keinen Grund“ sah, wie zu lesen war, also bei den Neos „anzudocken“. Vor rund einem Jahr hätte es für sie eine „Denkfabrik“ werden können – wohl mit ihr als Denkschuhfabriksdirektorin. Aber sie wollte nicht ausschließen, daß „daraus eine Liste entsteht“. So funktionieren Träume. Alles ist möglich, alles kann sich verwandeln, eine Denkfabrik zu einer Liste, kein Grund zu einem Grund zum Andocken.
Und das Schöne an den Träumen ist, es muß nichts bewiesen, es muß nichts umgesetzt werden. Also in der Wirklichkeit. In der Wirklichkeit kann aber von den Träumen schön erzählt werden. Und das macht Irmgard Griss, von Träumen erzählen. Von diesen ihren Träumen, in denen sie Seifenwasserwörter pustet.
Das Schlimme an diesen ihren Träumen allerdings ist, daß so viele in Österreich meinen, Österreich sei die Kopflandschaft von Irmgard Griss, in der sie ihre Träume spielen läßt, sie spielen für Irmgard Griss Traumfiguren, die ihr Seifenwassergepuste zu bewundern, ihr zu applaudieren haben, als wäre sie die langerwartete Heilsbringerin. Allen voran spielen sehr viele Medien für sie Traummedien, berichten derart positiv über sie, wie nur Traumzeitungen über einen Menschen in seinem eigenen Traum berichten. Aber solche Träume sind, außer bei Irmgard Griss, äußerst selten. Zumeist berichten Traumzeitungen im eigenen Traum über die dunklen Seiten, über das Verworfene, über das Abgründige des diesen Traum erleidenden Menschen.
Das Gute ist, es gibt die Wirklichkeit mit ihrem Gedächtnis. Und es muß nur an den Vorgänger von Irmgard Griss gedacht werden, der ebenso auf Wortseifenblasen setzte, kurz gesagt, er setzte wie sie auf „Werte“. Weitere Seifenblasenwörter von ihm waren: „Fairness, Wahrheit, Transparenz“. Ihre weiteren sind „Freiheit, Verantwortung“. Er hat Österreich für seinen Traum mißbraucht. Und viele haben sich für seinen Traum mißbrauchen lassen, also seine Liste gewählt. Und heute, Juli 2017, nichts mehr. Er und seine Liste haben aufgegeben, treten nicht mehr an. Er und seine Liste hätten am 15. Oktober 2017 auch keine Chance gehabt, in der Nationalratswahl. Keine Chance, noch einmal in das Parlament gewählt zu werden. Die Menschen sind aus seinem Traum herausgetreten, zurück in die Wirklichkeit, in der sein Traum sich als das erwies, was ein Traum ist: ein Traum, der verpufft, von dem nichts bleibt, wenn die Nacht vorüber ist, und das Tagwerk in der Wirklichkeit beginnt, vielleicht noch, daß ein paar Erinnerungsfetzen vom Traum bleiben, die aber flugs weggewischt werden, meist mit der Bemerkung, was sei denn das wieder für ein absonderlicher Traum gewesen.
In Erinnerung an dieses gelangweilte, geldzählende Traumgreislein mit seinen Seifenblasenwörtern wird es schon nicht schwerfallen, am 15. Oktober 2017 nicht noch einmal in einen nächsten Traum mit lauter Seifenblasenwörter zu wechseln, und stattdessen in der Wirklichkeit zu bleiben.
Bei dem kanadischen Traumautomechaniker konnte wenigstens, so sonderlich seine Aussagen auch waren, zu seinen Gunsten angeführt werden, er sei in der Wirklichkeit als Geschäftsmann erfolgreich gewesen, und von daher wäre es ihm zuzutrauen gewesen, auch in der Politik … Aber was kann bei der Gerichtssaalträumenden zu ihren Gunsten angeführt werden? Wenn sie in der Wirklichkeit etwas zu beweisen hat, scheitert sie, in der Wirklichkeit hat sie keinen Erfolg aufzuweisen. Wird ihr in der Wirklichkeit eine Aufgabe übertragen, setzt sie es augenblicklich in den Sand. Ja, im Traum, da hätte ihre Sendung „Im Namen des Volkes“ funktioniert, wäre ihre Sendung erfolgreich gewesen, und es ist anzunehmen, in ihrer Traumwirklichkeit oder in ihrem Wirklichkeitstraum ist diese Sendung, die in der tatsächlichen Wirklichkeit sofort wieder abgesetzt wurde, die erfolgreichste Sendung, die es je gegeben hat, oh Traum, die es gibt und weiter erfolgreich läuft und läuft …
Und eines noch fällt zu Irmgard Griss ein. Dieses ständige Lächeln. Und das erinnert an Maxl. Einem aus der Sendung „Wir leben im Gemeindebau“. Es verbindet sie einiges. Maxl, Franzl und Irmschl. Zum einen das Benehmen, die Aussagen, das alles zusammen läßt verstehen, weshalb derartige Soaps einen so hohen Suchtfaktor haben. Maxl und Irmschl verbindet darüber hinaus noch etwas, eine Partei, eine Liste gründen zu wollen. Irmschl jetzt nicht mehr, nach dem sie einen Grund geträumt hat, bei den Neos doch andocken zu können. Maxl hat, es wurde nicht nachgeforscht, inzwischen wohl die Idee einer Parteigründung von einem Bier zum anderen wieder verworfen. Dabei wäre Maxl mit seiner Partei für Simmering in einer Hinsicht wählbar gewesen. Er hat nicht mit Seifenblasenwörtern geschäumt, sondern er wollte schlicht und einfach nur ganz Konkretes: saubere Straßen in Simmering, keinen Gassen mit Hundekot … das wäre dann überprüfbar gewesen, ob er sein Wahlversprechen eingehalten hat oder nicht, er hätte haftbar gemacht werden können, wenn er es nicht … Aber bei Irmschl? Bei ihren Seifenblasenwörtern? Irmschl aber will, Politiker und Politikerinnen haftbar machen, von ihnen Schadenersatz gar verlangen. So funktioniert Politik im Traum. Im Traum geht es zusammen: Androhung von Schadenersatz bei gleichzeitigem höchsten Handlungsspielraum. Und was für Schadensersatzsummen Politiker und Politikerinnen zahlen können, im Traum jede Summe, selbst wenn es Milliarden sind, im Traum ist das keine Augenauswischerei und auch, kurz gesagt, kein extremer Populismus. Maxl wäre trotz seiner recht konkreten Anliegen und Wahlversprechen mit seiner Liste kein wählbarer Maxl gewesen. Dafür sind auch seine Fotos verantwortlich, die ihm behördliche Aufmerksamkeit zuteil werden ließen. Von Irmschl gibt es keine Fotos, auf denen sie zu sehen ist, grüßend wie Maxl, aber ihre geschichtliche „Expertise“ besteht nur aus Seifenblasenwörtern, die sogar in Österreich schon längst geplatzt und naß auf den Boden gefallen sind und aufgetrocknet, ausgetrocknet, aber die Kleingerichtssaalgärtnerin versucht halt, das Ausgetrocknete zu gießen, in ihrem Traum wird es ihr wohl gelingen, daß aus dem Ausgetrockneten etwas sprießt, begnadet, so träumt es ihr wohl, wie sie ist. Aber in der Wirklichkeit hat sie nicht einmal Wasser, um wenigstens mit Wasser zu kochen.
PS Daß im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts Menschen, die Parteien oder Listen oder Denkfabriken gründen wollen, oder bei einer Partei andocken, weil sie bequem risikofrei gewählt werden wollen, derartige Zugänge zur österreichischen Vergangenheit haben, verwundert nicht, wenn etwa berücksichtigt wird:
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