Du, glückliches Österreich, endlich Terrorland

Wie wurde es herbeigebetet. Und nun endlich. Österreich ein Terrorland. Ein „U-Bahn-Bomber“ konnte in Österreich festgenommen werden. Auch wenn noch keine Bombe hochgegangen ist, weder in der U-Bahn noch an einem anderen Ort in Österreich, in Wien. Was zählen schon Fakten, wenn alternative Fakten geschaffen werden können. So wahr ihm, dem Mann der Umsonst, helfe, wer …

Der „U-Bahn-Bomber“ muß  wahrlich ein „dicker Fisch“ sein, der da „ins Netz gegangen ist“ … Nur „dicke Fische“ tauschen sich „intensiv über das eine oder andere“ aus, etwa über „Waffen“ – mit Zwölfjährigen.

Wie wurde es herbeigebettelt, und nun hat ein Siebzehnjähriger, der mit einem Zwölfjährigen über das eine oder andere kommunizierte, die Umsonst erhört, und Österreich endlich zu einem … schickte sich als der IS dickster Fisch …

Wie ist das Schicksal Österreich jetzt gnädig, enthoben der Bedeutungslosigkeit kann es stolz hintreten, muß sich nicht mehr seinen Teil denken, sondern verkünden, nun auch …

Wenn das Glück zuschlägt, schlägt es für viele zu.

gluckliches-sobotka

Du, Land der glücklichen Sobotkas und Doskozils, endlich werden alle Maßnamen ergriffen werden können, alles ist jetzt möglich, alles zum Greifen nahe – wer wird noch nach Argumenten fragen, wem wird es noch kümmern können: Grundrechte, Menschenrechte, wenn ein Siebzehnjähriger, der mit einem Zwölfjährigen …

Alle einfach unter Generalverdacht stellen. Das ganze Land von einem Hochstand aus … was kann dadurch alles erspart werden. Keine Diskussionen mehr. Falsch. Die Diskussion hat es bisher schon nicht gegeben, also die breite öffentliche – über „Terror“ und „Terror“. Wie es beispielsweise Carlo Strenger beschreibt:

„Ende der achtziger Jahre entwickelte eine Gruppe von Sozial- und Persönlichkeitspsychologen auf der Grundlage von Beckers Ideen ein neues Forschungsparadigma, das als Terror-Management-Theorie (‚Terror‘ hier nicht im Sinne von Terrorismus, sondern von existenzieller Angst bekannt wurde. Dieses Paradigma, das ich einfach Existenzialpsychologie nenne, ist mittlerweile international weit verbreitet und hat sich bei der Erforschung ganz unterschiedlicher Phänomene als äußerst fruchtbar erwiesen. Besonders gut geeignet ist es, wo es darum geht, die enorme Anziehungskraft zu erklären, die religiöse Fundamentalisten mit absolutem Machtanspruch und apokalyptischen Weltanschauungen ausüben. Seit mehr als einem Jahrzehnt bin ich Mitglied der Studiengruppe World Federation of Scientists, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Motivation fundamentalistischer Terroristen zu entziffern. Was bringt Menschen dazu, sich Organisationen wie dem Islamischen Staat (IS) anzuschließen? Viele Erklärungssätze, die hier für gewöhnlich ins Feld geführt werden, erweisen sich bei genauerem Hinsehen als wenig hilfreich. Ein prominentes Beispiel ist die Behauptung, es handle sich in der Regel um benachteiligte Menschen ohne Perspektive. Auf die Attentäter vom 11. September 2001 beispielsweise trifft dies jedoch überhaupt nicht zu. Viele von ihnen waren Studenten, sie stammten aus Mittelschichtfamilien, die ihnen einen Aufenthalt im Westen finanzieren konnten. Die Führungskader dschihadistischer Organisationen sind oft Ärzte und Ingenieure, denen der Weg auf der Karriereleiter offenstünde, wenn sie dies wollten. Was viele Menschen zu Terroristen macht, ist weder Armut noch Verzweiflung, sondern ein tiefes Bedürfnis nach einem absoluten Lebenssinn. Das mag paradox klingen, schließlich betrachten wir die Suche nach Sinn in der Regel als etwas Positives. Wie kann es da sein, dass die Suche zu so etwas führt wie dem Terror des IS?“

Aus dem läßt sich freilich keine Schlagzeile „U-Bahn-Bomber in Haft“ machen, aus dem lassen sich keine alternativen Fakten … und mit dem ist es nicht möglich, einen Hochstand aus Paragraphen zu errichten, von dem aus alle … und es würde auch den Bundeskanzler zu etwas zwingen, das er gar nicht will: „philosophische Abhandlungen …

So viele Arten des Terrors, und von allen die gefährlichste immer noch: Staatsterror …

„Strangers at Our Door“, so der Titel eines Essays von Zygmunt Bauman … in Österreich sind es keine Fremden, die seit langem Türen eintreten … in Österreich könnte ein Essay geschrieben werden mit dem Titel „Sobotka and Doskozil and our flat“ …

Alles unter Strom, nichts aber im Fluß.

He.-Chr. Strache fleht Innenministerin verzweifelt an, an seiner Statt konsequent durchzugreifen

He.-Chr. Strache dürfte gar keinen Einfluß auf das freiheitliche Medium haben. Anders kann es gar nicht verstanden werden, wenn er am 10. September 2014 die Innenministerin flehend fragt, wann werde sie endlich konsequent durchgreifen. Und konsequentes Durchgreifen, das ist auch dem hilflosen He.-Chr. Strache klar, ist notwendig, wenn es im freiheitlichen Medium solche Drohungen gibt, als wären sie das Amen zu den unzensurierten Kommentaren:

„Man muss den beteiligten korrupten ‚Politikern‘ klarmachen, dass in nicht allzu ferner Zukunft der Laternenorden am Hanfband auf sie warten wird, wenn sie ihre verbrecherische Tätigkeit fortsetzen …“

He-Chr Strache - Unzensuriert - Hilfreruf nach EingreifenDas wurde am 9. September 2014 geschrieben, und bleibt im freiheitlichen Medium veröffentlicht, erhält Zustimmung. Und am 10. September 2014 verlinkt He-Chr. Strache zu diesem freiheitlichen Kommentar mit seinem verzweifelt fragenden Hilferuf an die Innenministerin.

Erfolglos allerdings. Denn die mörderische Drohung wurde vom freiheitlichen Medium nicht gelöscht. Im Gegenteil. Am 10. September 2014 kam noch die mörderische Sorge hinzu:

„Gibts überhaupt so viele Laternen“.

Auch das bleibt – Ordnung und Gründlichkeit müssen schließlich sein – bleibt veröffentlicht, und erhält Zustimmung.

Gesinnungsgemäß hat He.Chr. Strache die Innenministerin nicht wegen dieser Kommentare hilflos fragend angefleht, sondern wegen des Hauptkommentars vom 9. September 2014 in diesem freiheitlichen Medium unter der Überschrift „Hassprediger ruft in Wiener Moschee zum Dschihad auf“. Wegen der morddrohenden Begleitkommentare die Innenministerin anzurufen, wäre auch einigermaßen absurd. Darüber müßte ein Obmann mit seinen gemein-schaftlichen Kameraden von der „Unzensuriert“ endlich klar und deutlich reden, oder seine Kameradin im Parlament, die einmal Bundespräsidentin in Österreich werden wollte und jetzt „Unzensuriert“-Kolumnistin ist, endlich ersuchen, sich darum zu kümmern, daß solche Kommentare nicht mehr veröffentlicht werden und veröffentlicht bleiben.

Aber es scheint freiheitlichen Funktionären und Mandatarinnen kein Anliegen zu sein, gegen dieses Herbeischreiben einer von Mord und Totschlag beherrschten Gesellschaft aufzutreten, wie auch die ebenso aktuelle und ebenso ignorierende Reaktion eines weiteren freiheitlichen Mandatars auf den Kommentar „Umlegen dieses Buben“ zeigt.

Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft

Hamed Abdel-Samad: „Und wie immer ist es einfacher, den Grund für dieses Scheitern nicht bei sich selbst zu suchen, sondern einem ominösen Feind zuzuschieben.“

Sonderbar daran ist allerdings eines, daß die freiheitliche Gemein-Schaft, von He.-Chr. Strache aufwärts, derart gegen ihre Brüder und Schwestern im Geiste Sturm laufen. Einen weltanschaulichen Unterschied festzustellen, fällt doch recht schwer, werden freiheitliche weltanschauliche Positionen, um dafür ein aktuelles Beispiel zu bringen, mit den negativen Gebeten des in die Wüste geflüchteten und von der österreichischen gutter press zum „Rockstar“ hochgeschriebenen jungen Erwachsenen aus der Donaustadt verglichen … Der Unterschied scheint bloß der Name des Führers zu sein – für die einen heißt er Gott, für die anderen Allah. Jedoch, Führer können gewechselt werden. Wie aus der Vergangenheit bitter erinnerlich, die gerade den Kameraden und Kameradinnen der freiheitlichen Gemein-Schaft allzu gut bekannt ist, auf die sie mit recht verklärtem Blick … Gott und Allah können zu einem Führer verschmelzen und dann wird, wie aus der Vergangenheit bekannt, unter einer gemeinsamen Fahne des verschmolzenen Führers wieder mörderisch marschiert. Wird an die Zukunft gedacht, ist das eine äußerst gruselige Vorstellung. Und dagegen gilt es aufzutreten, gegen diese Weltanschauungen derer, die ihren Führer Gott nennen, gegen diese Gesinnungen derer, die ihren Führer Allah nennen.