Wer „Ursula“ ist? Das wissen in Deutschland wohl vor allem Eingeweihte, von der Vorsehung Auserwählte … Männer und Frauen, die recht besondere Verbindungen zu recht besonderen Frauen und Männern in Österreich pflegen …
„Das rechte Medium Aula beschimpfte Österreichs Song-Contest Teilnehmer Cesár Sampson wegen seiner Hautfarbe. Die SPÖ verbietet einer Band, Songs von Andreas Gabalier zu spielen, weil seine politische Haltung nicht geteilt wird. Reicht es nicht, wenn sich politische Parteien gegenseitig oft unwürdig behandeln? Toleranz sollte man nicht nur predigen, sondern auch leben. Auch ich bin von Austro-Pop-Größen wie Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros kritisiert worden und würde nie auf die Idee kommen, das Abspielen ihrer Lieder irgendwo zu verhindern. Lassen wir die Kunst sowie die Künstlerinnen und Künstler frei arbeiten. Egal wie sie aussehen, welche Musik sie spielen oder Meinung sie haben.“
Klingt das nicht lieb und gut, könnten Sie sagen, und hinzufügen, vielleicht, dagegen könne doch tatsächlich nichts gesagt werden, das sei doch ein recht angemessenes Bekenntnis eines Bundeskanzlers in Österreich zur Freiheit der Kunst …
Ja, das klingt lieb. Welcher Lehrer wäre nicht entzückt, welche Lehrerin täte sich nicht schwer, läse sie oder er das in einem Schulaufsatz, dies ob der Lieblichkeit, wie extrem lieb er doch selber ist, zur „rechten Aula“, negativ zu benoten, weil es nicht gut genug ist für eine positive Note …
Wie fiele, müßte nicht nur eine Note vergeben werden, eine schriftliche Beurteilung eines Lehrers aus, was für eine mündliche Beurteilung brächte eine Lehrerin vor?
Vielleicht so.
Es kann nicht gleichgesetzt werden, die Kritik an von einem Sänger verbreiteten Inhalten mit der reinen Beschimpfung eines Sängers wegen „seiner Hautfarbe“.
Verfehlte Darstellung der Realität. Es kann nicht von einem „Verbot“ gesprochen werden, „Songs zu spielen, weil politische Haltung nicht geteilt wird“, da diese Band nicht eingeladen war, um ein Konzert zu geben, sondern Musik auf Bestellung zu spielen. Eine Veranstalterin, die eine Band zur musikalischen Unterhaltung engagiert, bestellt auch die Musik entsprechend ihrer Veranstaltung. Genau das bietet diese Band ja auch an: „individuelle Songauswahl“. Diese Band ist also mit einem Wurlitzer vergleichbar. Wer Geld in einen Wurlitzer wirft, wählt selbst den Song aus, und läßt nicht den Wurlitzer die Songs spielen, die der Wurlitzer spielen will, wenn für einen kurzen Moment dem Wurlitzer zugestanden wird, er hätte einen Willen.
Diese Band heißt „4you“ und nicht „4us“. Jedweder Veranstalter von Bierzeltfesten, jedwede Veranstalterin von Feuerwehrfesten würde jede Wurlitzerband sofort stoppen, spielte diese nicht dem Anlaß entsprechend bestellte Musik nach, sondern nach ihrem Gutdünken beispielsweise Songs wie „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ …
Die abschließende Forderung daraus, „die Kunst sowie die Künstlerinnen und Künstler frei arbeiten zu lassen“, ist eine gänzlich falsche Forderung, in diesem Fall. Denn. Ein Wurlitzer ist kein Künstler, ein Wurlitzer hat, kurz zusammengefaßt, die Nummern zu spielen, die gedrückt werden.
Das wäre vielleicht die mündliche Beurteilung von dem, schriebe dies ein Schüler in einem Aufsatz oder brächte dies eine Schülerin in einer Unterrichtstunde in einem vor der Klasse gehaltenen Referat …
Über diese mögliche mündliche Beurteilung hinaus können in diesem Zusammenhang weitere Punkte angeführt werden.
Wie gut es ist, daß es die Meinungsfreiheit gibt, das zeigt sich immer wieder. Was würden Menschen tun, die auf der Suche nach Erklärungen sind, ohne Meinungsfreiheit? Zum Beispiel jene von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ — sie müßten ohne Erklärungen zu Bett …
Wie gut es ist, daß es die Meinungsfreiheit gibt. Aber Meinungsfreiheit muß stets auch gelebt werden, diese darf nie eine Einbahnstraße sein. Es muß die Menschen geben, die eine Meinung haben, und es muß die Menschen geben, die diese Meinungen lesen, hören wollen, und auch hören und lesen. Wie gut für den zurzeitigen Vizekanzler in Österreich, daß es für ihn die von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ gibt, sie ihn gefunden haben, um seine …
„Sich erheben“, das ist die Losung der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ und „Steh auf“, das ist die Losung, mehr noch, zugleich der plakative Appell an die Wähler und Wählerinnen vom zurzeitigen Vizekanzler und seinem Generalsekretär …
Die von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ den erklärenden Meinungen folgen und die erklärenden Meinungen verbreiten und nicht umgekehrt, mag ihrer Einsicht geschuldet sein, daß ein Vizekanzler in Österreich den tieferen Einblick hat, auch in die Geschichte, er ein Mann der tieferen Tradition, auch der Verse ist, wie es sich an den Losungen durchaus zeigen läßt.
„Doch, wie so oft, setzen sich die Gut- und Bessermenschen nicht mit den Inhalten auseinander, sondern denunzieren deren Protagonisten. Die zwanghafte Verkürzung des Rechtsseins auf den Nationalsozialismus ist zwar intellektuell äußerst lahm, nervtötend und langweilig […]“
Doch, was an Inhalt geboten wird, ist halt nur in in diesem Gesinnungsbunde, und sonst out, treffender: unbrauchbar für ein gedeihliches Fortkommen.
„Seit Heinz-Christian Strache nach wortreichen Distanzierungen von den Identitären beim aktuellen Stimmenfang nun doch ungeniert mit einem Begriff der Rechtsextremen, dem angeblichen ‚Bevölkerungsaustausch‘, -„
Das ist im ersten Absatz am gestrigen 3. Mai 19 zu lesen, geschrieben von Nina Weißensteiner, in einer Tageszeitung österreichischen Qualitätszuschnitts …
Korrekt hätte diese Einleitung lauten müssen, um tatsächlich den Verhältnissen in Österreich gerecht zu werden:
Seit Heinz-Christian Strache ungeniert mit einem Begriff seines Innenministers, dem angeblichen „Bevölkerungsaustausch“ …
Nun gibt es ein Wahlplakat der identitären Regierungspartei in Österreich mit dem Aufruf „Steh auf“ … einmal mit Harald Vilimsk, einmal mit dem zurzeitigen Vizekanzler und Obmann der identitären Regierungspartei …
Mit dem Spruch „Steh auf“ sich zu beschäftigen, nun, damit kann es keine Beschäftigung geben, mit einem inhaltslosen Spruch …
Aber. Damit sich zu beschäftigen, was könnte die identitäre Regierungspartei mit dem inhaltslosen Spruch „Steh auf“ wieder einmal probieren, wen wieder ins Spiel zu bringen, das lohnt wohl auch nicht, und doch notwendig …
Mit „Steh auf“ ist es unweigerlich, auf Theodor Körner zu liegen zu kommen. Theodor Körner, ein Dichter, der auch, aber nicht nur
„Steh auf“ ist auf dem Plakat der identitären Regierungspartei zu lesen. Beim Ansehen des Hintergrunds, beim Sehen des umwölkten Parlaments kann der Vers weitergesprochen werden, wie dieser zu Ende geht: „der Sturm bricht los“.
„Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“, ist der erste Vers von Theodor Körner.
Befragt nach dem vizekanzlerischen Wort „Bevölkerungsaustausch“ kommt der zurzeitige Bundeskanzler mit „Lenin“ … Hierzu muß nicht viel gesagt werden. Es werden diese Verteidigungsreflexe gekannt, es werden die Gesinnungskreise gekannt, die hierzulande stets dieser Muskel zuckt, gegenzurechnen, zu verharmlosen, aufzurechnen, zu relativieren …
Dieses Interview war aus einem anderen Grund ein Höhepunkt, wohl die Glanzleistung des zurzeitigen Bundeskanzlers schlechthin.
Der zurzeitige Bundeskanzler sagt in diesem Interview, es gefalle ihm „Bevölkerungsaustausch“ nicht, daß er es „widerlich“ fände, das will er in diesem Interview nicht bestätigen, nur, es gefalle ihm halt nicht.
Das Entscheidende dabei.
Er, der zurzeitige Bundeskanzler, würde es selbst nicht verwenden, weil „Bevölkerungsaustausch“ „sachlich falsch ist“.
Er, der zurzeitige Bundeskanzler, regiert aber mit einer identitären Partei, mit einem identitären Vizekanzler, der sachlich falsch …
Das, auch das, sollten sich Wahlberechtigte unbedingt merken, für jedwede kommende Stimmabgabe in Wahlen, der zurzeitige Bundeskanzler in Österreich findet nichts dabei, mit Personen zu regieren, die sachlich falsch …
Einen „Bevölkerungsaustausch“ kann es weder theoretisch noch praktisch geben. Was es aber theoretisch immer geben kann und praktisch geben muß, nicht nur in Österreich, also auch in den Ländern, in denen der identitären Regierungspartei Kameraderie regiert, ist ein Regierungsaustausch.
Fernsehanstalten können schon beginnen, eine Sendung zu planen, mit dem Arbeitstitel „Als ich auch einmal glänzte“ … der erste Gast in drei Jahren sollte dann — sozusagen als Referenz an einen Mann, der immerhin einmal Bundeskanzler war …
Er, zurzeitiger Vizekanzler in Österreich, verwende mit „Bevölkerungsaustausch“ einen I-Begriff, übernehme einen Begriff aus der „rechtsextremen Szene“, der Vizekanzler „im identitären Sprech“ und so weiter und so fort.
Das ist doch immer wieder richtig einzuordnen, in die richtige Reihe zu bringen, wer folgt wen.
Nicht der zurzeitige Vizekanzler ist im „identitären Sprech“, sondern die Is, die als was auch immer eingestuft werden, etwa als rechtsextreme, sind im „Sprech“ der identitären Regierungspartei …
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