Mythos Algorithmus

„Nicht erst Donald Trump zeigt, dass digitale Medien nicht per se demokratisch sind; die Gefahren der digitalen Wende wurden durch diesen Irrglauben lang genug verniedlicht. Mit Facebook, Google oder anderen Social-Media-Giganten kann man keine Allianzen schließen; man kann sie nur bekämpfen oder sich ihnen unterwerfen.  Ich bezweifle die von TV-Moderator Armin Wolf aufgestellte These, sie ließen sich ‚mit Journalismus unterwandern‘. Einerseits ist Journalismus das Gegenteil von Social Media: Er besteht aus erprobten Verfahren, die idealerweise wechselseitige Kontrolle und Reflexion des zu Veröffentlichenden garantieren. Fünftens: statt Allianzen mit Facebook braucht es die politische Forderung, dass digitale Plattformen öffentlich-rechtlich sein müssen. Mit transparenten Algorithmen! Die Kommunikation aller mit allen dient der öffentlichen Grundversorgung. Sie ist nichts, was sich für privaten Profit eignet. Wo sind hier die Initiativen des ORF?“ 

Das sprach Armin Thurnher anläßlich der Verleihung eines Preises für sein Gesamtwerk am 22. März 2017 …

Ein Sonntag ist wohl der ideale Tag, darauf zurückzukommen.

Erster Satz von Armin Thurnher, daß „digitale Medien nicht per se demokratisch“ seien …

Donald Trump zwitschert. Armin Wolf zwitschert. Florian Klenk zwitschert. Vielleicht zwitschert auch Armin Thurnher. Christian Kern zwitschert. Robert Misik zwitschert. Marcus Franz zwitschert. Es ist ein Gezwitschere von … bis …

Demokratischer kann es nicht mehr zugehen.

Nur jene, die ihre Inhalte nicht in einer Totalität verbreitet finden, wie sie es für ihre Inhalte als berechtigt und naturgegeben ansehen, verwechseln menschgemäß das Produkt Plattform mit den mittels Produkt Plattform verbreiteten Inhalten.

Zweiter Satz von dem Nichtschließen von „Allianzen“, von dem „Bekämpfen“ und dem „Unterwerfen“ …

Es müssen mit „Facebook, Google und anderen Social-Media-Giganten“ keine „Allianzen“ geschlossen werden. Wer schließt mit seiner Waschmaschinenmarke oder ihrer Automarke eine „Allianz“? Niemand. Bügeleisenunternehmen stellen Bügeleisen her, die von Menschen gekauft und genutzt werden. Nichts anderes machen „Facebook, Google und andere Social-Media-Giganten“: sie stellen Produkte her, sie stellen das Produkt Plattform her, das von Menschen nicht einmal gekauft, sondern nur genutzt zu werden braucht. Wie schäbig von den Menschen, es nicht ausschließlich für thurnhersche Inhalte zu nutzen. Ist es nicht der Masse Sinn und Existenz, der Lenker und Lenkerinnen Wort zu verkünden?

Bekämpfen, wen? Es sind die Menschen, die diese Plattformen nutzen. Armin Thurnher schlägt also vor, auch die Leser und Leserinnen seines Täubchen Falter zu bekämpfen, denn auch diese pflastern reichlich die Plattformen. Nein, die will er nicht bekämpfen. Denn. Die schreiben auf den Plattformen, wie er, ach so demokratisch, ach so lieb, ach so frei von Haß, und sie verbreiten auf diesen Plattformen brav das in seinem Täubchen Geschriebene.

Unterwerfen, wen? Es will kein Bild dazu einfallen, wie ein Mensch sich einem Produkt,  etwa einem Pürierstab unterwerfen kann. Die Plattformen sind so etwas wie gigantische Pürierstäbe, auf den Plattformen wird alles zu einem Megabrei püriert, die Zutaten für diesen Brei liefern die sogenannten klassischen Medien, also auch sein Falter, zumindest in Österreich, vor allem in Wien, besonders wohl für den Neubaubrei.

Dritter Satz von der These des Armin Wolf …

Kein anderes Produkt, also kein Bügeleisen, kein Auto, keine Waschmaschine, kein Pürierstab ist so von „Journalismus unterwandert“. Welches Medium nutzt nicht extensiv diese Plattformen. Ist nicht Armin Wolf ein exemplarischer Unterwanderungsmeisternachrichtensprecher? Und sein Falter? Na ja, ein Täubchen der Unterwanderung.

Vierter Satz: „Journalismus“ sei das „Gegenteil von Social Media“ …

Journalismus ist nicht das Gegenteil von „Social Media“, sondern die Grundlage von „Social Media“. Und das ist die große Verwechslung. Es wird irrtümlich angenommen, es hat etwas mit Medien zu tun, weil wie in den sogenannten klassischen Medien eben Schrift zum Einsatz kommt. Die Plattformen wären leer, gäbe es nicht den Journalismus. Nein, nicht ganz. Dann gäbe es nur die Bildchen vom pürierten Sonntagseintopf, mit ein paar Zeilen dazu, ach wie gut der Pürierstab wieder funktioniert habe und wie gut der Mansch, die Smoothies wieder mundeten.

Woran dachte er, Thurnher, bei der Aufzählung der Vorteile des Journalismus: „erprobte Verfahren, idealerweise wechselseitige Kontrolle und Reflexion? An die erprobten Verfahren, wechselseitige Kontrollen und Reflexionen bei Preiszuerkennungen?

Fünfter Satz, siebenter und achter Satz von der „politischen Forderung, statt Allianzen mit Facebook brauche es digitale Plattformen, die öffentlich-rechtlich … von der öffentlichen Grundversorgung … vom privaten Profit und den Initiativen …“

Kann es eine größere Grundversorgung noch geben, als etwa durch das Unternehmen Facebook, das das Produkt Plattform herstellt und zur Verfügung stellt, die von Milliarden von Menschen genutzt wird? Dafür müßte Österreich ein Weltreich sein. Eine öffentlich-rechtliche Grundversorgung ist national gedacht. Weshalb gibt es nicht ein österreichisches Unternehmen, die dermaßen erfolgreich das Produkt Plattform herzustellen und zu verkaufen weiß? Das auch einem Armin Thurnher gefiele und genehm wäre. Es reichte halt bloß zur Grundversorgung in Neubau, und müßte wohl bald zum Insolvenzgericht. Weshalb ist sein Täubchen nicht öffentlich-rechtlich? Weshalb eignet sich der Journalismus vom Falter für privaten Profit, oder macht sein Täubchen keinen Profit für seine Stiftungen?

Sechster Satz von den „transparenten Algorithmen“ …

Der Algorithmus mausert sich zum Mythos der ach, so modernen Zeit. Es heißt etwa, das Unternehmen Google liefere ausgewählte und also bestimmte Suchergebnisse. Informationen werden nach bestimmten Algorithmen gefiltert, Suchende werden einseitig und tendenziös … Nun. Gehen Sie einmal in ein Computergeschäft, wählen Sie nach dem Zufallsprinzip einen eingeschalteten Computer aus. Sie werden kein anderes Suchergebnis erhalten, als Sie auf ihrem Heim- oder Arbeitsplatzcomputer erhalten haben.

Oder. Achten Sie auf der Plattform des Unternehmens Facebook, was Ihnen empfohlen wird, welche Informationen Sie erhalten. Es sind auf irgendeine Art und auf unterschiedliche Weise jene Menschen involviert, mit denen Sie eine „Freundschaft eingegangen“ sind … eine Freundschaft eingegangen sind, ist in den allermeisten Fällen zu hoch gegriffen, genauer: mit den Sie eine „Freundschaft“ geklickt haben.

Abschließend bleibt nur eines, das gesagt werden kann.

Schrieben alle, beispielsweise auf der Plattform des Unternehmens Facebook oder des Unternehmens Twitter wie Armin Thurnher oder Armin Wolf, dann wäre alles gut, und Facebook wäre der gelobte Kontinent, Twitter das versprochene Land, und Armin Thurnher schritte voran und verkündete: Folget mir in das gelobte Land, wahrlich, ich hole Euch ab, kommet heraus, ich bringe Euch heim auf den versprochenen Kontinent in das gelobte Land! Dem gegeben ward vom Propheten Karl-Friedrich der heilige Name Nordkorea.

Auf in das gelobte Land - Twitter

Hat der Geehrte, Armin Thurnher, sich selbst geehrt?

Bedankt sich der Geehrte Armin Thurnher bei sich selbst.jpg

Hat der Geehrte, Armin Thurnher, sich selbst geehrt? Und die Frage ist hinzuzufügen: Hat der Geehrte, Armin Thurnher, sich dann auch noch bei sich selbst bedankt, daß er mit sich selbst geehrt hat?

Es hätte durchaus nachgefragt werden können, ob das Jury-Mitglied Armin Thurnher mitstimmte oder gar nicht daran teilnahm, als es darum ging, ihm, Thurnher, den Bruno-Kreisky-Preis für das publizistische Gesamtwerk …

Nun, wie das tatsächlich war, wie der geehrte Juror sich dabei wirklich verhielt, das ist nicht weiter wichtig, das wird auch nicht bemäkelt. Es will bloß dieses Farbfleckerl aufbewahrt gewußt werden.

Dieses Farbfleckerl auf dem Sittenbild. Und was zu diesem Sittenbild des Landes so alles einfällt beim Lesen, auch beim Lesen der Preisrede des Geehrten, des „Doyen des österreichischen Journalismus“ … was für ein Glück, ihn, Thurnher, als aktiven Journalisten zu haben, was für ein wohltuender Gegensatz zum „bürgerlichen Gewissen der österreichischen Publizistik“

Zuerst fiel dazu ein, ob nicht alle diese Farbpatzer zusammen ein Gesamtbild der Sitten in diesem Land malen, der Sitten, die das Erstarken der identitären Kraftlackerln so recht begünstigten und weiter begünstigen

Und dann beim Lesen der Preisrede drängte sich die Erinnerung an eine Betriebsrätin auf, die in einem ihrer jährlichen Leistungsberichte in der Belegschaftsversammlung nicht vom eigenen Betrieb, nicht von der eigenen Betriebsratsarbeit sprach, sondern eine Rede zur Lage der Welt hielt. Der Geehrte spricht viel von der Welt, von der Sozialdemokratie, von der Sozialdemokratie in anderen Ländern, und dabei von den Männern der Vergangenheit, und der österreichischen Sozialdemokratie rechnet er es wohl hoch an, nicht diesen fatalen Willen eines Schröders, eines Blairs … Dieses Verdienst ist wohl mehr einem Land geschuldet, in dem es nicht so offen und klar die Gemeinheit, aber unter der Tuchent … gefederter Neoliberalismus, wie es eben gemeiniglich so gemütlich gefällt auf österreichische Bauernart … In einem Land, in dem sich sogar ein Führender aus der Industriellenvereinigung beispielsweise in der Pressestunde streckenweise anhören kann, als wäre er ein Sozialdemokrat oder gar noch …

Der Doyen spricht von Bruno Kreisky, von seinen sozialdemokratischen Nachfolgern im Kanzleramt nicht, nein, doch, er sagt: „… lieber Alfred Gusenbauer, ich habe zu danken.“ Er spricht viel etwa von Donald Trump, er weiß viel Konkretes zu berichten, aus anderen Ländern, er bleibt sehr im Allgemeinen, mit dem Österreich gemeint sein könnte … ein Doyen ist eben zu interpretieren, wie ein Kardinal, der von seiner Kanzel herab spricht, oder eine Kammerschauspielerin, die das Käthchen von Heilbronn gibt … Konkret spricht er etwa an die von Donald Trump geplanten Streichungen von Subventionen für Kultur und Medien … Konkretes, das aus Österreich zu berichten wäre, zu Kultur und Medien … ein Doyen ist auch ein vornehmer Mensch, er läßt die anderen das Konkrete sprechen, die haben schließlich einen Plan, gar einen sozialdemokratischen Plan A: Kunst und Kultur machen keine Arbeit mehr. Endlich.

Zu den Medien fällt ihm doch etwas Konkretes ein, das mit Österreich zu tun hat, die Familie Dichand und die „Krone und ihre noch widerlicheren Enkel“ … Ein Doyen ist kein Marktschreier, und das macht es verständlich, daß er hier nicht lobend erwähnte, den sozialdemokratischen Plan der Förderung, ach, wie löblich, nicht nur im Vergleich mit Trump: Österreich heute: Krone der Kultur

Der Geehrte fragt: „Warum scheint Politik nach Art Bruno Kreisky aus einer anderen Epoche zu stammen?“ Er fragt nicht, aus welcher Epoche stammt die Parteipolitik von Christian Kern … aus der Zeit, als es „Ostarbeiter“ … er hätte auch fragen können, wie bastelt sich der derzeitige sozialdemokratische Kanzler seine Welt? Dann könnte eine Antwort lauten: Die kronenreale Welt des Christian Kern … und ein bißchen imperialgelbliches Holz gehört auch zum Weltbasteln dazu, das aber wird beim gemeinschaftlichen Basteln von der sozialdemokratischen und christschwarzen Regierung eingesetzt: 300 Jahre Ahnherrin der Integration in Österreich

Kronpolizist Rainer Wendt – Generalverdächtigungen gegen Flüchtlinge eine Einladungsgarantie von Servus M. F. Mateschitz?

generalverdacht-gegen-fluchtlinge-einladungsgarantie-zum-talk-im-hangar-7Es kann verstanden werden, weshalb Rainer Wendt zur Groteske eingeladen wurde.

Kurz davor hat er, wie es scheint, ein sicheres Ticket gelöst, um in den Hangar eingeladen zu werden:

„Dieses und viele andere Opfer würde es nicht geben, wäre unser Land auf die Gefahren vorbereitet gewesen, die mit massenhafter Zuwanderung immer verbunden sind. Und während Angehörige trauern und Opfer unsägliches Leid erfahren, schweigen die Vertreter der ,Willkommenskultur‘.“

„Die grausame Seite dieser Politik wird abgewälzt auf die Opfer und auf eine seit Jahren kaputtgesparte Polizei und Justiz. Und so wachsen die Gefahren für unser Land beständig.“

Genauer. Kurz davor dürfte Wendt ein ohnehin sicheres Ticket bloß noch einmal abgesichert haben. Denn. Wie in der Collage gelesen werden kann, ist Wendt so etwas wie ein Kronpolizist für die Copysite der identitären Parlamentspartei, ein Kronpolizistschreiber für den Kopp-Verlag.

Servus M. Fleischhacker in der Sache, wie stets, am Punkt

Michael Fleischhacker gibt sich die Ehre.jpgWie zu erwarten war, hat sich Christian Zeitz verhalten und aufgeführt, wie

Thurnher mit Zeitz im Hangar-7 … Leben mit Fleischhacker – wie verändert, Servus Österreich

es von einem Familienmarschierer eben zu erwarten ist.

Aber die Gedankentiefe, die von Michael Fleischhacker ohnehin bekannt ist, war diesmal doch einmal mehr überraschend. Ein Mann von dieser Gedankentiefe kann auch stets nur von den besten, also von Qualitätsmedien geholt werden, wie seinerzeit als Chefredakteur von der „Presse“, oder später von und so weiter und so fort. Überraschend war es diesmal, weil gedacht wurde, er kann seine Gedankentiefe nicht noch mehr steigern.

Dieses sein Solo ist tatsächlich wert, festgehalten zu werden:

Michael Fleischhacker sagte, an Armin Thurnher gerichtet, mit dem Verweis auf Herrn Spretzell von der AfD, den er zitierte: das seien, also die Ermordeten in Berlin, „Merkels Tote“.

Michael Fleischhacker räumte zwar ein, das sei sehr zugespitzt, sehr polemisch, aber

„ist es in der Sache nicht trotzdem am Punkt?“

Armin Thurnher meinte darauf, das sei ein Tiefpunkt der Rechten, das sei unzumutbar, das brauche nicht einmal zurückgewiesen werden, das richte sich eigentlich von selbst …

Was also nicht einmal zum Zurückweisen ist, weil es sich von selbst richtet, ist aber für Michael Fleischhacker diskussionswürdig.

Es darf mit Spannung erwartet werden, für wen Michael Fleischhacker noch die Sprechpuppe machen wird. Da gibt es noch viele, auch noch weitere von der AfD …

Vielleicht darf sich schon in einer der nächsten Grotesken Frau Haverbeck die Ehre geben, zum Thema „Meinungsdelikt“ … und Michael Fleischhacker leitet ein, Sie, gnädige Frau, haben in Björn Höcke

Alphabet of Enlightenment, H-H: Haverbeck, Höcke, Hofer, Holocaust

einen Verteidiger – ist er in der Sache am Punkt?