Ein Wurlitzer ist kein Künstler, eine Jukebox keine Künstlerin

„Das rechte Medium Aula beschimpfte Österreichs Song-Contest Teilnehmer Cesár Sampson wegen seiner Hautfarbe. Die SPÖ verbietet einer Band, Songs von Andreas Gabalier zu spielen, weil seine politische Haltung nicht geteilt wird. Reicht es nicht, wenn sich politische Parteien gegenseitig oft unwürdig behandeln? Toleranz sollte man nicht nur predigen, sondern auch leben. Auch ich bin von Austro-Pop-Größen wie Rainhard Fendrich und Wolfgang Ambros kritisiert worden und würde nie auf die Idee kommen, das Abspielen ihrer Lieder irgendwo zu verhindern. Lassen wir die Kunst sowie die Künstlerinnen und Künstler frei arbeiten. Egal wie sie aussehen, welche Musik sie spielen oder Meinung sie haben.“

Klingt das nicht lieb und gut, könnten Sie sagen, und hinzufügen, vielleicht, dagegen könne doch tatsächlich nichts gesagt werden, das sei doch ein recht angemessenes Bekenntnis eines Bundeskanzlers in Österreich zur Freiheit der Kunst …

Ja, das klingt lieb. Welcher Lehrer wäre nicht entzückt, welche Lehrerin täte sich nicht schwer, läse sie oder er das in einem Schulaufsatz, dies ob der Lieblichkeit, wie extrem lieb er doch selber ist, zur „rechten Aula“, negativ zu benoten, weil es nicht gut genug ist für eine positive Note …

Wie fiele, müßte nicht nur eine Note vergeben werden, eine schriftliche Beurteilung eines Lehrers aus, was für eine mündliche Beurteilung brächte eine Lehrerin vor?

Vielleicht so.

Es kann nicht gleichgesetzt werden, die Kritik an von einem Sänger verbreiteten Inhalten mit der reinen Beschimpfung eines Sängers wegen „seiner Hautfarbe“.

Verfehlte Darstellung der Realität. Es kann nicht von einem „Verbot“ gesprochen werden, „Songs zu spielen, weil politische Haltung nicht geteilt wird“, da diese Band nicht eingeladen war, um ein Konzert zu geben, sondern Musik auf Bestellung zu spielen. Eine Veranstalterin, die eine Band zur musikalischen Unterhaltung engagiert, bestellt auch die Musik entsprechend ihrer Veranstaltung. Genau das bietet diese Band ja auch an: „individuelle Songauswahl“. Diese Band ist also mit einem Wurlitzer vergleichbar. Wer Geld in einen Wurlitzer wirft, wählt selbst den Song aus, und läßt nicht den Wurlitzer die Songs spielen, die der Wurlitzer spielen will, wenn für einen kurzen Moment dem Wurlitzer zugestanden wird, er hätte einen Willen.

Diese Band heißt „4you“ und nicht „4us“. Jedweder Veranstalter von Bierzeltfesten, jedwede Veranstalterin von Feuerwehrfesten würde jede Wurlitzerband sofort stoppen, spielte diese nicht dem Anlaß entsprechend bestellte Musik nach, sondern nach ihrem Gutdünken beispielsweise Songs wie „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“

Die abschließende Forderung daraus, „die Kunst sowie die Künstlerinnen und Künstler frei arbeiten zu lassen“, ist eine gänzlich falsche Forderung, in diesem Fall. Denn. Ein Wurlitzer ist kein Künstler, ein Wurlitzer hat, kurz zusammengefaßt, die Nummern zu spielen, die gedrückt werden.

Das wäre vielleicht die mündliche Beurteilung von dem, schriebe dies ein Schüler in einem Aufsatz oder brächte dies eine Schülerin in einer Unterrichtstunde in einem vor der Klasse gehaltenen Referat …

Über diese mögliche mündliche Beurteilung hinaus können in diesem Zusammenhang weitere Punkte angeführt werden.

Der zurzeitige Bundeskanzler unternimmt enorme Entlastungsanstrengungen für seine identitäre Regierungspartnerin, indem er versucht, alle in einen Topf zu werfen, zu vermitteln versucht, Parteien wie FPÖ und SPÖ seien ohnehin gleich, er versucht, den Menschen einen Eintopf anzurühren, in der Hoffnung, sie können nicht mehr unterscheiden, welche Partei welche ist … Diesmal schmeißt er „Verbot“ in seinen Eintopf, vor kurzem rührte er „Lenin“ in seinen Eintopf …

Gerade, um bei diesem Anlaß zu bleiben, was die Kunst, die Freiheit der Kunst anbelangt, gibt es wohl keinen größeren Unterschied zwischen der SPÖ und jener Partei, die ihn auf den Regierungsstuhl setzte.

Hofer-FPÖ-Werbewähler: „Jelinek eine Hinfahrkarte ins nächste Krematorium samt ‚bevorzugter‘ Behandlung“

NS Daß der zurzeitige Bundeskanzler, der vielleicht einst als Eintopfkoch in Erinnerung bleiben wird, dem Sänger zur Hilfe eilt, der nun der SPÖ geschichtsunbekümmert „Das ist Faschismus in reinster Form“ vorwirft, muß als das verstanden werden, was es ist, ein Schüler eilt einem Schüler zur Hilfe. Und was den „Faschismus in reinster Form“ betrifft, scheint der Sänger ein gelehriger Schüler der identitären Partei zu sein. Denn. Auch diese weiß recht genau, wo der Faschismus seine Heimat hat:

FPÖ und Antifaschismus – Wenn Herbert Kickl von Norbert Hofer abschreibt, kommt dabei nur recht heraus …

… Patriotismus

NNS Wie lieb sie zueinander sind, die zwei so tiefen Kenner der Geschichte der Gegenwart, der Sänger und der Bundeskanzler, bei dem sich der Sänger nun für die „treffenden Worte“ bedankt, beim Eintopfkoch, als der er vielleicht einst in Erinnerung bleiben wird, es vielleicht selbst erzählen wird, in der Nostalgiesendung „Als ich auch einmal glänzte“ …

Eine Landkarte zur Erinnerung

Es ist zu befürchten, wird daran gedacht, wie vielen die Gegenwart gar allzu kurz in Erinnerung bleibt, wie wenige sich noch erinnern können, wie wenige wissen werden, in Österreich, welche Gebiete das deutsche reich vor dem 1. September 39 einschloß, daß es unumgänglich erscheint, eine Landkarte zur Erinnerung hiervon nachzureichen, zum Kapitel, in dem erzählt wird, wie sich jene von der „deutschen lobby“, die „für ein deutsches reich in den Grenzen vom 31.08.1939“ wieder sind, freuen, im zurzeitigen österreichischen Vizekanzler einen gefunden zu haben, der ihnen einen Begriff erklären kann.

Wie gut es ist, daß es die Meinungsfreiheit gibt, das zeigt sich immer wieder.

Wie gut es ist, daß es die Meinungsfreiheit gibt, das zeigt sich immer wieder. Was würden Menschen tun, die auf der Suche nach Erklärungen sind, ohne Meinungsfreiheit? Zum Beispiel jene von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ — sie müßten ohne Erklärungen zu Bett …

Aber, es gibt die Meinungsfreiheit, und so gibt es auch für die Menschen von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ einen Menschen, der ihnen etwas erklären kann, einen Begriff, der oft schon getauscht wurde, ein Wort, das oft schon gegen ein anderes Wort gewechselt wurde.

Der Mensch, der jenen von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ einen Begriff erklären kann, ist der zurzeitige Vizekanzler in Österreich.

Wie gut es ist, daß es die Meinungsfreiheit gibt, das zeigt sich immer wieder. Ein jeder Mensch kann mit seiner Meinung Menschen finden, die seine Meinung hören oder lesen wollen, sogar Menschen finden, die meinen, seine Meinung erklärt etwas, beispielsweise seine Meinung zu einem Begriff ist eine Meinung, die etwas erklärt. Wie würde sich der zurzeitige Vizekanzler in Österreich mit seiner Meinung fühlen, gäbe es nicht die von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″, die seine Meinung hören und darüber hinaus erklärend finden, so erklärend finden, daß sie diese weiterverbreiten.

Wie gut es ist, daß es die Meinungsfreiheit gibt. Aber Meinungsfreiheit muß stets auch gelebt werden, diese darf nie eine Einbahnstraße sein. Es muß die Menschen geben, die eine Meinung haben, und es muß die Menschen geben, die diese Meinungen lesen, hören wollen, und auch hören und lesen. Wie gut für den zurzeitigen Vizekanzler in Österreich, daß es für ihn die von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ gibt, sie ihn gefunden haben, um seine …

Menschen, die eine Meinung haben, und Menschen, die auf der Suche nach Meinungen sind, die ihnen sogar etwas erklären, sind Menschen, die fühlen, sie verbinden nicht nur Meinungen, sondern auch Losungen (Losungen, ein Wort, das sie gesinnungsgemäß recht oft zu einem Tippfehler verleitet, statt Losung bleibt, so leicht sind zwei Punkte über einem Buchstaben auch beim mehrmaligen Prüfen zu übersehen, am Ende doch oft Lösung stehen) …

„Sich erheben“, das ist die Losung der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ und „Steh auf“, das ist die Losung, mehr noch, zugleich der plakative Appell an die Wähler und Wählerinnen vom zurzeitigen Vizekanzler und seinem Generalsekretär …

Auch der Generalsekretär hat Meinungen, die jenen von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ die Welt oder zumindest die Europäische Union erklären, zusammen mit einem Mann, der in Österreich Gesetze schreibt …

Es kann verstanden werden, daß die von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ diesen Meinungen nicht nur vertraut, sondern diese auch recht erklärend finden, diese so überschäumend wie kurz loben als „klare und richtige Worte“, sind es doch Meinungen von einem Mann, der Gesetze schreibt, von einem Generalsekretär, von einem Vizekanzler in Österreich …

Die von der „deutschen lobby für das deutsche reich in den Grenzen vom 31.08.1939″ den erklärenden Meinungen folgen und die erklärenden Meinungen verbreiten und nicht umgekehrt, mag ihrer Einsicht geschuldet sein, daß ein Vizekanzler in Österreich den tieferen Einblick hat, auch in die Geschichte, er ein Mann der tieferen Tradition, auch der Verse ist, wie es sich an den Losungen durchaus zeigen läßt.

„Sich erheben“, so kurz wie unklar, verhalten, soll es ein Appell sein oder nur dahingesagt, wie beim Heurigen zu recht später Stunde, es wäre Zeit, sich zu erheben und nach Hause zu gehen, dann doch sitzen — ganz anders hingegen „Steh auf“, kurz auch, aber klar, ein Appell, tief verwurzelt in deutscher Dichtkunst …

Vom kurzen Weg

Am 2. Mai 19 die Präsentation der „Neuen Rechte“ in der Fuhrmanngasse in der Josefstadt, nein nicht in Budapest, in Wien, und am 1. Mai 19 die massive Bewerbung durch die Website der identitären Regierungspartei in Österreich, wobei nicht fehlen darf das gesinnungskennzeichnende Gejammere, es wolle keine Auseinandersetzung mit dem Inhalt …

„Doch, wie so oft, setzen sich die Gut- und Bessermenschen nicht mit den Inhalten auseinander, sondern denunzieren deren Protagonisten. Die zwanghafte Verkürzung des Rechtsseins auf den Nationalsozialismus ist zwar intellektuell äußerst lahm, nervtötend und langweilig […]“

Doch, was an Inhalt geboten wird, ist halt nur in in diesem Gesinnungsbunde, und sonst out, treffender: unbrauchbar für ein gedeihliches Fortkommen.

Doch wenn es keinen Inhalt gibt, bleibt als Interesse nur eines, nicht einmal Interesse, nur kurz ein Blick auf die Netzwerke …

Doch wenn es keinen Inhalt gibt, der von Belang ist, bleibt nur, zu erinnern, wo Inhaltslose noch auftreten, etwa im österreichischen Fernsehen …

Doch wenn das Inhaltslose nur langweilt, es nicht einmal zum Lachen mehr taugt, bleibt nur noch zu spekulieren, was wird aus diesem identitären Chef noch alles werden, in Österreich, nur in Österreich … von der Fuhrmanngasse 18 in ein Staatsamt ist es ja nur ein Krabbelschritt …

Europaweit jubeln Schülerinnen und Schüler über das Aus des Klimawandels, verkündet durch den österreichischen Bundeskanzler:

„Wir hatten die Klimakrise“

„Kurz fordert einen „Umbau der EU – ‚Seit dem Lissaboner Vertrag hat sich in Europa viel verändert‘, begründet der ÖVP-Chef den Vorstoß. ‚Wir hatten eine Schuldenkrise, eine Eurokrise, die Migrationskrise, die Klimakrise und dann auch noch das Brexit-Chaos.'“

„Wir hatten die Klimakrise.“

Die größte Erleichterung darüber, keine Klimakrise mehr zu haben, vor allem bei Schülerinnen und Schülern, die nun nicht mehr für den Klimaschutz weiter die Schule schwänzen müssen. Der Klimawandel ist aus und vorbei, sie können nun wieder auch freitags beruhigt in den Klassen bleiben, müssen nicht weiter gegen den Klimawandel demonstrieren.

„Wir hatten die Klimakrise.“ Deshalb. Braucht es bei dem von ihm „geforderten Umbau der EU“ nichts mehr, was mit dem Klima zu tun hat, „wir hatten die Klimakrise“, der Klimawandel ist vorbei. Darum. Muß beim „Umbau der EU“ nichts mehr in dieser Hinsicht getan werden, bloß diese Dinge sind laut dem zurzeitigen Bundeskanzler in Österreich noch zu tun:

„Konkret sollten die Institutionen verschlankt, die Sanktionsmechanismen verschärft, das Wettbewerbsrecht überarbeitet, der Fokus auf Schlüsselbereiche wie die Außenpolitik gelegt werden. ‚Es braucht einen neuen Vertrag mit klareren Sanktionen gegen Mitglieder, die Schulden machen, Strafen für Länder, die illegale Migranten nicht registrieren und durchwinken, sowie harte Konsequenzen bei Verstöße gegen Rechtsstaatlichkeit und die liberale Demokratie‘. In einem Punkt wagt sich Kurz auf heikles Territorium vor. ‚Wir müssen den Wanderzirkus des EU-Parlaments beenden.'“

Kurz zum Begriffsaustausch

„Seit Heinz-Christian Strache nach wortreichen Distanzierungen von den Identitären beim aktuellen Stimmenfang nun doch ungeniert mit einem Begriff der Rechtsextremen, dem angeblichen ‚Bevölkerungsaustausch‘, -„

Das ist im ersten Absatz am gestrigen 3. Mai 19 zu lesen, geschrieben von Nina Weißensteiner, in einer Tageszeitung österreichischen Qualitätszuschnitts …

Korrekt hätte diese Einleitung lauten müssen, um tatsächlich den Verhältnissen in Österreich gerecht zu werden:

Seit Heinz-Christian Strache ungeniert mit einem Begriff seines Innenministers, dem angeblichen „Bevölkerungsaustausch“ …

Den von der identitären Regierungspartei ständig behaupteten Austausch gibt es tatsächlich, falsch an diesem Begriff des zurzeitigen Innenministers ist nur sein erster Teil, richtig ist also nicht „Bevölkerungsaustausch“, sondern der Begriff des Innenministers ist in einer einzigen Zusammensetzung richtig: „Begriffsaustausch“ …

Im April 13 tauscht der zurzeitige Innenminister „Umvolkung“ gegen „Bevölkerungsaustausch“ …

Der zurzeitige Innenminister ist nur ein Beispielgeber. Dem Begriffsaustausch frönen recht, recht viele in der Gesinnungskameraderie des Innenministers, auch, um nur ein weiteres Beispiel zu geben, auch jener Mann, der vor bald dreißig Jahren „Umvolkung“ wieder einführte, spricht längst schon nicht mehr von „Umvolkung“, tauschte „Umvolkung“ gegen „Ethnomorphose“ aus; gewechselt werden also bei sturer Gesinnungsbeibehaltung bloß die Wörter.

Es sind, kurz zusammengefaßt, bloße Wortwechsler und Wortwechslerinnen mit verkrusteter und also ungenießbarer Gesinnung.

Und dennoch, kaum daß ein Mann, es sind vor allem Männer, aus des Innenministers Gesinnungskameraderie einen Begriff, einen getauschten Begriff, ein Wort, ein ausgewechseltes Wort bringt, wird es brav und gehorsam aufgenommen, findet sofort breit eine mediale Beschäftigung damit statt. Mit einem durchaus hehren Anspruch, wie zur Zeit wieder, zu widerlegen, daß es einen „Bevölkerungsaustausch“ geben würde. Aber, etwas zu widerlegen, das nicht widerlegt werden muß, weil es inhaltlich ein Nichts ist, bringt nichts, nur eines, dieser Gesinnungskameraderie die Meinungsführerschaft zu überlassen, beizutragen, ihr Nichts massiv zu verbreiten. Und. Diesmal ist es sogar dem zurzeitigen Bundeskanzler aufgefallen, daß dieser Begriff, dieses Wort, des Innenministers „Bevölkerungsaustausch“ sachlich falsch“ … Was ihm allerdings nicht und nicht auffallen will, daß er mit einer Partei den Regierungsstuhl teilt, die „sachlich falsch“ … davon wird ihm wohl der Wähler, die Wählerin zu erlösen haben, weiter mit sachlich Falschen …

NS In einer Hinsicht könnte es beinahe zu einem Lob für diesen österreichischen Weg geben, also dafür, Frauen und Männern, vor allem Männern, des Begriffsaustausches, des Wortwechsels hohe und höchste Ämter im Staat … nicht auszudenken, wenn sie staatsamtslos …

nicht auszudenken, wenn es für jene ohne hohe und höchste Ämter keine höchsten Staatsauszeichnungen und mit diesen keinen großen Austausch …

Es kann in keiner Hinsicht ein Lob für den österreichischen Weg geben, schon gar nicht für den zurzeitigen österreichischen Weg. Was eine einzelne Person ohne Amt anzurichten vermag, ist nichts gegen – darüber kann ihnen ein weiterer Innenminister Auskunft geben …

Steh auf

Mit den Plakaten, vor allem mit den Wahlplakaten, ist es wie mit den Sprüchen, damit sich zu beschäftigen, lohnt nicht, aber notwendig, weil sie die Pfeife des Rattenfängers in Hameln sind, und heutzutage zu viele Orte, Länder Hameln heißen …

Nun gibt es ein Wahlplakat der identitären Regierungspartei in Österreich mit dem Aufruf „Steh auf“ … einmal mit Harald Vilimsk, einmal mit dem zurzeitigen Vizekanzler und Obmann der identitären Regierungspartei …

Mit dem Spruch „Steh auf“ sich zu beschäftigen, nun, damit kann es keine Beschäftigung geben, mit einem inhaltslosen Spruch …

Aber. Damit sich zu beschäftigen, was könnte die identitäre Regierungspartei mit dem inhaltslosen Spruch „Steh auf“ wieder einmal probieren, wen wieder ins Spiel zu bringen, das lohnt wohl auch nicht, und doch notwendig …

Mit „Steh auf“ ist es unweigerlich, auf Theodor Körner zu liegen zu kommen. Theodor Körner, ein Dichter, der auch, aber nicht nur

„Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten.“

für den zurzeitigen Vizekanzler in Österreich der Himmel der Dichtkunst …

„Steh auf“ ist auf dem Plakat der identitären Regierungspartei zu lesen. Beim Ansehen des Hintergrunds, beim Sehen des umwölkten Parlaments kann der Vers weitergesprochen werden, wie dieser zu Ende geht: „der Sturm bricht los“.

„Das Volk steht auf, der Sturm bricht los“, ist der erste Vers von Theodor Körner.

Zwischen „Steh auf“ und „steht auf“ sei doch ein enormer Unterschied. Durchaus, und durchaus nicht. Es sind kluge Menschen, es sind kreative Menschen, es sind Menschen, die sich alle Freiheiten nehmen, auch Verse für ihren zurzeitigen Gesinnungsgebrauch zu ändern. Und es gibt dafür einen Mann als Beispiel, der den Vers nach seinem Gesinnungsgebrauch änderte, ihm „steht auf“ zum „steh auf“ gerann:

„Nun, Volk, steh auf, und Sturm, brich los!“

Dabei wird ganz und gar nicht daran gedacht, daß der Mann diesem Dichter nach seiner Gesinnung den Vers zurechthackt, am Ende, als es keine Wahlen mehr gibt, es kann nicht aufgehört werden, daran zu denken, daß dieser Verszurechthacker diesen Vers elf Jahre zuvor bereits für seine Gesinnung zum Einsatz brachte — in einer Wahlkampfrede …

Mit Theodor Körner gingen die Nazis unter, mit ihm beschwört die ZZ den Sieg – Eine Wahlniederlage

Regierungsaustausch

Es ist wieder eine Glanzleistung, die der zurzeitige Bundeskanzler in Österreich abliefert, in der Nacht vor dem 1. Mai 19 im Fernsehen, es kann nicht gesagt werden, es werden die Glanzleistungen fehlen, wenn er in drei Jahren nicht mehr als Bundeskanzler interviewt werden wird, sondern vielleicht in einer Nostalgiesendung „Als ich auch einmal glänzte“ …

Befragt nach dem vizekanzlerischen Wort „Bevölkerungsaustausch“ kommt der zurzeitige Bundeskanzler mit „Lenin“ … Hierzu muß nicht viel gesagt werden. Es werden diese Verteidigungsreflexe gekannt, es werden die Gesinnungskreise gekannt, die hierzulande stets dieser Muskel zuckt, gegenzurechnen, zu verharmlosen, aufzurechnen, zu relativieren …

Auch beim zurzeitigen Bundeskanzler schlägt sofort der Selektionssinn an

Um seiner identitären Regierungspartei einen Entlastungsrosenkranz zu beten, hält er der SPÖ „Lenin“ vor, um seine identitäre Regierungspartnerin zu verharmlosen, sie auf eine gleiche Stufe mit der SPÖ zu stellen. Die zwei Parteien stehen aber nicht auf derselben Stufe. Schon ein Vergleich des hoferischen Programms mit dem sozialdemokratischen Programm genügt, um das feststellen zu können.

Der zurzeitige Bundeskanzler hat also sofort selektiert, welchen „Massenmörder“ kann er zur Verteidigung seiner Koalition ins Spiel bringen. Er bringt „Lenin“. Vielleicht wurde ihm Geschichte in der Schule nur bis Lenin gelehrt, aber eher ist anzunehmen, er hat sich bewußt für „Lenin“ entschieden und nicht für … so recht weit weg von seinem Lobgesang auf China, recht weit weg von seinem Forcieren der Geschäfte mit China, wo nicht eine Nachfolgepartei eines Massenmörders regiert, sondern nach wie vor die Partei eines Massenmörders … die Partei eines Massenmörders, deren Morde, deren Niederschlagung demokratischer Bestrebungen so nah in der Zeit …

Dieses Interview war aus einem anderen Grund ein Höhepunkt, wohl die Glanzleistung des zurzeitigen Bundeskanzlers schlechthin.

Der zurzeitige Bundeskanzler sagt in diesem Interview, es gefalle ihm „Bevölkerungsaustausch“ nicht, daß er es „widerlich“ fände, das will er in diesem Interview nicht bestätigen, nur, es gefalle ihm halt nicht.

Das Entscheidende dabei.

Er, der zurzeitige Bundeskanzler, würde es selbst nicht verwenden, weil „Bevölkerungsaustausch“ „sachlich falsch ist“.

Es sei ja kein „Austausch“. Ein Beispiel, was ein wirklicher Austausch ist, bringt der zurzeitige Bundeskanzler nicht vor. Aber es kann ein Beispiel für einen wirklichen Austausch hier nachgereicht werden. Ein wirklicher Austausch ist zum Beispiel jener zwischen dem ÖVP-Nationalratspräsidenten und …

Er, der zurzeitige Bundeskanzler, regiert aber mit einer identitären Partei, mit einem identitären Vizekanzler, der sachlich falsch

Das, auch das, sollten sich Wahlberechtigte unbedingt merken, für jedwede kommende Stimmabgabe in Wahlen, der zurzeitige Bundeskanzler in Österreich findet nichts dabei, mit Personen zu regieren, die sachlich falsch …

Einen „Bevölkerungsaustausch“ kann es weder theoretisch noch praktisch geben. Was es aber theoretisch immer geben kann und praktisch geben muß, nicht nur in Österreich, also auch in den Ländern, in denen der identitären Regierungspartei Kameraderie regiert, ist ein Regierungsaustausch.

Menschgemäß müssen für einen praktischen Regierungsaustausch Wahlberechtigte die Anstrengung unternehmen, endlich Qualitätswahlberechtigte werden zu wollen.

Fernsehanstalten können schon beginnen, eine Sendung zu planen, mit dem Arbeitstitel „Als ich auch einmal glänzte“ … der erste Gast in drei Jahren sollte dann — sozusagen als Referenz an einen Mann, der immerhin einmal Bundeskanzler war …

Ein kurzes Huch! Was für eine Überraschung, der Anführer und Vizekanzler der identitären Regierungspartei in Österreich spricht identitär —

Und sogleich schlägt der Selektionssinn breit durch …

Er, zurzeitiger Vizekanzler in Österreich, verwende mit „Bevölkerungsaustausch“ einen I-Begriff, übernehme einen Begriff aus der „rechtsextremen Szene“, der Vizekanzler „im identitären Sprech“ und so weiter und so fort.

Das ist doch immer wieder richtig einzuordnen, in die richtige Reihe zu bringen, wer folgt wen.

Es ist also immer wieder die kurze Geschichte auch dieses Begriffes zu erzählen …

Die Is übernehmen, verwenden einen Begriff aus dieser Partei. Nicht zuletzt für die Schaffung des Begriffes „großangelegte Umvolkung“ wird sich der Vizekanzler bei seinem Verfasser mit einem Bild vom Runenmaler bedankt haben …

Nicht der zurzeitige Vizekanzler ist im „identitären Sprech“, sondern die Is, die als was auch immer eingestuft werden, etwa als rechtsextreme, sind im „Sprech“ der identitären Regierungspartei …

Der zurzeitige Vizekanzler spricht, wenn er in Begriffen seiner Partei spricht, auch von „Kampf“ … eine Vorstellung davon, was „Kampf“ tatsächlich heißt, hat vor kurzem erst ein Mann gegeben, der ebenfalls etwas überhat für Runen …

Jetzt, beim neuerlichen Erzählen der Kurzgeschichte von diesem Begriff, beim Aufschlagen von dazugehörigen Kapiteln fällt auf, wer dabei immer wieder vorkommt, recht oft dabei ist, es ist, als hätten sie zu ihrem wahren Gott gefunden, der auch besser etwa zu „Kampf“ paßt, und es ist, als hätten jene aus der schwarzen Partei, die Regierungskameradin der identitären Regierungspartei ist, auch zu diesem Gott gefunden … weil sie sich sicherer fühlen, wenn solch ein Gott in ihrer Nähe, sie im direkten großen Austausch mit ihm …?

„Mander s´isch Zeit!“

Bei diesem Spruch von Andreas Hofer fallen in Österreich selten, aber doch beispielsweise die Postkarten aus dem nationalsozialistischen Österreich ein, die vertriebenen posting cards der ehrenreichen Familie aus Graz …

Ach, wie lange liegt das zurück, achtzig Jahre und mehr, alte, sehr alte Menschen werden sich vielleicht noch daran erinnern, wie damals breitenwirksam gepostet …

Heutzutage gibt es, nein, nicht andere, sondern posting cards mittels weiterentwickelter Technologie. Wie schön, wie erfreulich, die Weiterentwicklung, also der Technologie Weiterentwicklung …

Die Sprüche allerdings, nun, die Sprüche sind kein Getriebe, sind keine Transistoren, keine Chips, und so bleiben die Sprüche wie ehedem – ohne jedwede Entwicklung …

Das ist auch eine Frage des Marktes.

Ist der Anspruch des heutigen Menschen an die Technologie der größte, so ist der Anspruch des heutigen Menschen an die Sprüche der geringste. Es gibt keine Nachfrage nach weiterentwickelten Sprüchen. Ohne Nachfrage keine Investition in Weiterentwicklung, sondern nur Weiterverkauf von Uraltem, solange das weiterhin recht Gewinne bringt …

Und die Uraltsprüche bringen nach wie vor recht, recht fette Gewinne. Was der Ururoma schon gefiel zum Hereinfallen, gefällt dem Ururenkel immer noch, was dem Urururopa schon einfiel zum Hereinlegen von Menschen, fällt auch dem Urururenkel zum Hereinlegen von Menschen ein …

Das ist auch Tradition, nicht nur in Österreich, aber auf besonders rechte Weise in Österreich.

Worauf allerdings bei dieser Tradition in Österreich recht, recht großen Wert gelegt wird, ist, kurz gesagt die Migration, daß die Migration recht funktioniert, deren Integration, deren Inklusion, deren Einverleibung in jedweder Zeit, gleichgültig dabei, welches Bild Österreich der Zeit zeigt …

Bei diesem Spruch von Andreas Hofer fallen nicht augenblicklich und üblicherweise beispielsweise die Postkarten aus dem nationalsozialistischen Österreich ein, die vertriebenen posting cards der ehrenreichen Familie aus Graz … diese fielen hier nur ein, um zu beginnen, irgendwie mit diesem Kapitel beginnen zu können, aber nicht, um bei dieser Zeit haften zu bleiben, mit dieser Zeit zu enden …

Wer tatsächlich sofort bei diesem Spruch von Andreas Hofer einfällt, sind die Hofers — oh, wie viele Hofers gibt es durch die Zeiten, aber keinen einzigen mit einem, wenigstens mit einem einzigen weiterentwickelten, von einem neuen Spruch will ja gar nicht …

Von einem Hofer schrieb erst vor kurzem ein österreichischer Qualitätsjournalist wohlwollend, er sei eine Ausnahme in der identitären Regierungspartei, und eröffnete damit die Feierlichkeiten zu 20 Jahre identitäre Regierungsunfähigkeit …

Was zu diesem Hofer einfällt, der schon mal mit einer Adeligen dem Andreas Hofer nachgeht, ist, daß Wahlberechtigte in Österreich ganz und gar nicht die Sicht des Qualitätsjournalisten teilen, sie also nicht Hofer wählen, und damit ein zartes Signal gaben, sie könnten doch Qualitätswählerinnen werden, sogar die Männer könnten zu Qualitätswählern …

Ihm, diesem Hofer – wohl nur eine Ausnahme von der Regel – haben die Sprüche keinen Gewinn gebracht, so sehr er sich auch bemühte, sogar mit einer Probe einer Bundespräsidentenrede im Südtirolerischen …

Wahlberechtigte, noch weitere Anstrengungen, wenn Ihr Qualitätswahlberechtigte werden wollt!

Es war gar nicht die Absicht, derart abzuschweifen. Es wollte in diesem Kapitel kurz nur darüber spekuliert werden, ob „Mander s´isch Zeit!“ im Alltag der Familie in Graz auch verwendet wird, ob die Frau dem Herrn des Hauses etwa zuruft „Mander s‘ isch Zeit!“ (wie der Spruch wohl steiermärkisch klingen mag?), damit er rechtzeitig zum Zug eilt, das Auto, den Traktor startet, den Mähdrescher anwirft, um nicht zu spät zu kommen zum großen Austausch der Republik im österreichischen Parlament, zu dem der formal zweithöchste Mann im Staate Österreich ihn geladen …