Wenn Identitäre nach Wien einladen, dann gehört es, so wird es erzählt, zur Pflicht, mit den nach Wien eingeladenen Identitärinnen einen Wiener Stadtwanderweg abzuschreiten, einen ganz bestimmten, nämlich den Gesinnungswanderweg vom Cobenzl auf den Kahlenberg.
Die Pflichtabschreitung beginnt mit einer Einkehr in der Schießstätte zum Mittagessen. Nach dem Verzehr der Nudelsuppe und des Tafelspitzes in Schnittlauchsauce mit Röstkartoffeln und Apfelkren ist der Sammelplatz gleich hinter dem Waldwirtshaus beim Karl-Lueger-Denkmal, das „errichtet von dankbaren Bürgern – im Jahre 1915“ …
Es ist doch eine interessante Reaktion des Ronald Pohl, also die Reaktion in Österreich auf dieses Buch, was etwa Pohl für seine Buchbesprechung auswählt …
Es blieb Philosophen wie Johann Gottfried Herder vorbehalten, das Wirksamwerden eines „Geistes“ zu behaupten, der sich in Sprache und Literatur verkörpert.
So Pohl in seinem Absatz „Nationalgeister“. Und Appiah in seinem Kapitel „Land“:
Das Verständnis des Nationalcharakters veränderte sich durch das Bestreben, hier etwas Spirituelles zu feiern, die Seele oder den Geist des Volkes – oder den „Volksgeist“, um hier einen Ausdruck zu verwenden, der den Gedanken erfasste, der sich in der deutschen Philosophie entwickelte. Hegel dürfte der erste Philosoph gewesen sein, der diesen Ausdruck verwendete, doch der Gedanke eines Nationalgeists findet sich bereits in den Schriften des großen deutschen romantischen Philosophen Johann Gottfried Herder.
In der literarischen und philosophischen Bewegung, mit der die europäische Romantik begann und die wegen ihrer stürmischen Stimmungswechsel als Sturm und Drang bezeichnet wird, erkundete Herder den Gedanken, das deutsche Volk werde von einem Geist zusammengehalten, der vor allem in der deutschen Sprache und Literatur verkörpert sei[.]
Das Seltsamste oder das Kenntlichste an der pohlschen Buchbesprechung ist das völlige Fehlen eines Hinweises auf das bei weitem längste und wohl entscheidendste Kapitel in diesem Buch, nämlich auf das Kapitel „Klasse“. Es sei denn, bei großzügigster Betrachtung, Pohl bezieht sich mit seinem Absatz „Hilfen“ auf dieses Kapitel, jedoch, dann wurde das umfangreichste Kapitel „Klasse“ von ihm vollkommen mißgelesen. Die Kapitelüberschrift „Klasse“ kann, kurz zusammengefaßt, in keiner Weise durch „Hilfen“ ersetzt werden, es verkehrte den Inhalt dieses Kapitels vollkommen in sein Gegenteil.
In diesem Kapitel „Klasse“ ist auch Johann Gottfried Herder wieder anzutreffen, mit einer Ansicht, die Pohl für seine Buchbesprechung nicht aussuchte, er wählte stattdessen das Geschwefel der „Nationalgeister“.
Bei der Schaffung eines Auswahlsystems für berufliche Positionen oder Bildungschancen kann man daher nicht fragen, wer dieser Chancen am ehesten würdig wäre, da es, wie Michael Young in seinem fiktiven „Chelsea Manifesto“ erklärt, keinen einheitlichen Maßstab für eine derartige Rangordnung gibt. Da wir alle vor unterschiedlichen Herausforderungen stehen, kommt es letztlich gar nicht darauf an, wie wir im Vergleich mit allen anderen abschneiden. Wir brauchen nichts zu finden, in dem wir die Besten wären. Wichtig ist allein, dass wir unser Bestes tun. Jeder von uns, schrieb einst Herder und brachte damit eines der großen Leitmotive der Romantik zum Ausdruck, hat sein eigenes Maß.
Wem fällt hierzu nicht gleich die aktuelle Aufregung um die „Ergebnisse“ der „Pisa-Studie 2019“ ein, auch in Österreich, die Erschütterung, die Bestürzung, in der „Rangordnung“ nicht … was für eine verplemperte Zeit mit diesen „Vergleichen“!
Es ist, vielleicht, doch besonders hervorzuheben, wo die Wanderung der „großangelegten Umvolkung“ begann. Sie begann nicht in den sogenannten Sozialen Medien, sondern in den „Kärntner Nachrichten“ …
„Mölzer veröffentlicht in den Kärntner Nachrichten (3. 5. 1990) einen Artikel mit dem Titel ‚Österreich – Ein Einwanderungsland?‘. Derselbe Artikel erscheint wortwörtlich identisch in der rechtsextremen Zeitschrift Die Aula (6/1990) unter dem Pseudonym F.X. Seltsam. In diesem Artikel betont er, dass ‚die Freiheitlichen sich als Vertreter der autochthonen Bevölkerung, die Teil der deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft ist, sehen‘ und eine ‚großangelegte Umvolkung, wie sie die Propagierung einer multikulturellen Gesellschaft bedeutet, aber klar dem Verfassungsauftrag für unsere Politik [widerspricht]‘.“
Erst danach kamen die sogenannten Sozialen Medien auf. Und menschgemäß wanderte rasch und wandert weiter auch, kurz gesagt, die „großangelegte Umvolkung“ in den sogenannten Sozialen Medien, wie alles, das an diesen zu schelten, zu loben ist.
Nun aber sind im Zentrum der Anklage die sogenannten Sozialen Medien, als gäbe es hinter tausend Websites keine Welt, die heutzutage analoge Welt genannt …
Aber diese analoge Welt gibt es weiter. Und in dieser Welt sprechen Gesinnungsmänner weiter von „Umvolkung“, verwenden Gesinnungsfrauen dafür mannigfache Versionen von „Umvolkung“, beispielsweise …
„Das Wort ‚Umvolkung‘ will Strache nicht in den Mund nehmen, aber: Es finde in vielen Bereichen ein ‚Bevölkerungsaustausch‘ statt, so Strache: ‚Nicht der Begriff ist das Problem, sondern der Zustand.‘ Über das Vokabel könne man diskutieren, aber es gehe darum, einen ’schleichenden Bevölkerungsaustausch‘ aufzuzeigen. Strache steht also voll und ganz hinter Schnell.“
Aber im Zentrum stehen die sogenannten Sozialen Medien, die bloß hinzugekommen sind …
In solchen Momenten bietet es sich an, Gedichte umzuschreiben, hinzuschreiben auf die Gegenwart …
Media wands
Der Blick ist vom Vorübergehn der Sites So müd geworden, dass er nichts mehr hält. Es ist, als ob es tausend Sites gäbe Und hinter tausend Sites keine Welt.
Der stechend Gang behäbig ungelenker Schritte, Der sich im allerkleinsten Kreise dreht, Ist wie ein Tanz von Trachten um eine Mitte, Der betäubt ein großer Wille vergeht.
Nur manchmal schaltet der Filter vor der Pupille Sich lautlos aus –. Dann geht ein Bild hinein, Geht durch der Glieder angespannte Stille — Und hört im Herzen auf zu sein.
Zur Zeit ist viel davon zu hören, Neuseeland sei eine „Insel der Seligen“, also gewesen, bis zum letzten Freitag, einem schwarzen Freitag.
Was soll jetzt nur aus der Welt werden, werden nun viele bangend fragen, wenn es keine einzige „Insel der Seligen“ mehr gibt — in Düsternis, werden sie sich selbst dunkel antworten, werde die Welt versinken.
Für diese Furcht aber gibt es keine Veranlassung, keinen Grund in eine finstre Zukunft zu blicken.
Dann wäre auch in Christchurch nichts passiert. Keine Morde. Keine Schußverletzungen. Wäre Christchurch ein Ort wie Kirchberg oder Kirchdorf oder Kirchwald oder Kirchstetten in Österreich, dann säße der vielfache Mörder immer noch als Nichtmörder beim Kirchenwirten und würde nur reden, daß halt etwas geredet ist.
Aber die Zeiten sind modern.
Der Nichtmörder würde nicht reden, sondern vor allem schreiben, schreiben, damit halt etwas gred’t wird.
Er würde zwar nichts anderes schreiben, reden, als er in Neuseeland geschrieben, geredet hat, mit einem entscheidenden Unterschied, sein Geschreibe, sein Gerede als Österreicher in Kirchberg oder in Kirchwald oder in Kirchdorf hätte ihn nicht zum vielfachen Mörder gemacht.
Er hätte also auch geschrieben und geredet, dabei unterm Kreuz des lieben Herrn Christ in der heimatlichen Trachtenstube in Kirchstetten sitzend, über den Starhemberg geschrieben, daß Angela Merkel zu ermorden sei, daß ihm Anders Breivik ein — —, aber dann, ist alles geschrieben, was halt zu reden ist, steht der Inselselige wieder auf, geht aber nicht zum hirschgeweihverzierten Gewehrschrank, sondern dann nimmt die Österreicherin das Gebetsbuch und geht zum Tabernakel auf eine Hostie …
Sie werden vielleicht einwenden wollen. Oh, so etwas, was der vielfache Mörder in Christchurch geschrieben hat, das würde in Österreich nicht einmal ein Mensch sagen oder gar schreiben wagen …
Das ist ein weiteres und wesentliches Kennzeichen einer wahren „Insel der Seligen“. Nämlich. Zu sagen: Des gibt’s bei uns nit.Des hama no ni g’hört, das so wos bei uns geb’n solltat.
Damit Sie nicht in eine finstre Zukunft blicken müssen, weil Sie nun vielleicht auch meinen, was soll jetzt aus der Welt werden, soll Ihnen von dem Vorbild Österreich als letzte wahre „Insel der Seligen“ das eine und andere Kapitel erzählen, von dieser recht feinen Eigenschaft, nur zu reden, das halt was gred’t ist, bei einem Glaserl blauen Zweigelt in Kirchstetten oder in Kirchberg oder in Kirchwald, mögen auch welche irgendwo auf der Welt, in Christchurch ihr Geschreibe und ihr Gerede zum Morden mißverstehen …
Die Verantwortlichen der Website der zurzeitigen Regierungspartei werden es sich wohl recht hoch anrechnen, daß die Kommentare nun gelöscht sind. Es hat doch einige Tage gedauert, bis sie es über ihr Gesinnungsherz brachten, diese zu löschen.
Nun sind also alle Kommentare unter diesem Kommentar der Website der zurzeitigen Regierungspartei und somit auch diese zwei Kommentare entfernt. So könnte jetzt gesagt werden, alles ist gut — — ja, es ist gut, austriakisch gut. Beide Kommentare sind entfernt. Es kann kein Mensch mehr etwas sagen. Das Gedankengut von beiden Kommentaren aber, das bleibt. Viele haben beiden Kommentaren zugestimmt. Es muß nicht mehr niedergeschrieben bleiben, es ist weiter in ihren Köpfen doch ungelöscht.
Es sind sogar deren drei Kommentare, genaugenommen. Der Frau, die ihr Kind den Vornamen „Europa“ geben möchte, so stand es auf der Website und klebt weiter in den Köpfen der Zustimmenden, wird ein „Geschenk der Natur“ zugedacht: „Riesenzecken übertragen Krim-Kongo-Fieber“ …
Aber, wie stets auf dieser Website, dauert es nur kurz, bis dieses Gedankengut wieder niedergeschrieben gesehen werden will, bis wieder viele diesem Gedankengut sichtbar zugestimmt sehen wollen. Austriak Huber, vielleicht eine Austriakin Huber, weiß, wohin Menschen zu verbringen sind, und wieder können viele, recht viele dem huberischen Austriak oder der huberischen Austriakin zustimmen.
„Weg mit ihr, Deutschland und auch ganz Europa werden´s danken! Und dann das Gefängnis in Spandau wieder reaktivieren. Ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind auch Hochverrat und Genozidversuche am eigenen Volk. dem Ganzen könnte man ja ein e Art von internationalem Tribunal voran gehen lassen, wo auch diverse Brüsseler Spitzen und ihnen hörige nationale Politiker mit einbezogen werden könnten!“
„Wir bleiben sauber Wenn die Sitten anderswo – wo sie noch nie waren – verfallen, müssen wir nicht genauso sein.“
Diesen Kommentar schreibt: unzensuriert-reload. Am 3.1.19.
„‚Standard‘ bietet Spielwiese für Hassposter Das gibts bei unzensuriert NICHT. Nicht einmal ausgeschrieben wurde es schon gekillt.Da brauchts auch des öfteren keinen Hass. Hier reichen schon Fakten und Daten..Liebe Redaktion-vielleicht überdenkt ihr das mal!! Wäre toll- aber ich weiß auch , die Rote Gestapo ist nicht weit…………..“
Mit diesem Kommentar geht der Witz weiter. Von Austriak geschrieben am 3.1.19.
Und die Pointe des Witzes schreibt Austriak gleich selbst:
„Nicht einmal ausgeschrieben wurde es schon gekillt.“ Beginnt Austriak den Witz. Was? Die antisemitischen Kommentare von Austriak? Nein, die nicht. Diese erst heute gelesen, am 4.1.19.
Und wie stets auf der gesinnungsgemäß zensurierten Website der Regierungspartnerin der schwarzen Partei bekommen auch diese nicht wenige zustimmende Bewertungen.
In a sweeping address to the Central Council of Roma and Sinti, current chancellor declared security of Roma and Sinti to be part of Vienna’s Staatsraison …
It’s our moral obligation that this is part of our Staatsraison, meaning in the national interest of my home country, he added, speaking in German. Current Chancellor went on. We understand the serious security threats Roma and Sinti are is facing. We therefore fully condemn all acts of violence …
Austria will keep on reminding its counterparts everywhere that Roma and Sinti are here to stay. And that it is their duty to find a way to accommodate themselves with this fact, he said.
Earlier on the day, during a Meeting, he said he would try to raise awareness in Europe for the special situation and the special security needs of Roma and Sinti, previewing his country’s upcoming stewardship … he was called a true friend of Roma and Sinti …
Austria’s historical responsibility includes a special responsibility toward Roma and Sinti, he added, explaining that this led his government to adopt a proactive agenda when it comes to supporting Sinti and Roma people …
Current chancellor did not answer, however, the boycott against his coalition partner, the far-Right with its xenophobic policies.
Many Austrians did nothing to fight the Nazi regime, he acknowledged. Far too many actively supported these.
This was a report, short said, about a journey that has not started yet.
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