Jubiläum 465 Jahre – Erster Scheiterhaufen der Reformation

465 Jahre Erster Scheiterhaufen der Reformation

2017 wurden 500 Jahre Martin Luther, 300 Jahre Maria Theresia gefeiert. Auch 2018 stehen Jubiläen an.

Ein Gedenken, das es 2018 mit Bestimmtheit nicht breit und groß geben wird, ist das Gedenken an den ersten Scheiterhaufen, an den ersten Gesinnungsterrormord der Reformation, vor 465 Jahren in Genf. Der Name des Mörders: Jehan Calvin.

Was es für Gedenken 2018 geben wird, gerade in Österreich, davon kann im Kapitel

Im Gedenkjahr 2018 eine ÖVP-FPÖ-Regierung: Schaften, geht voran!

gelesen werden, von Menschen, die viel für das Verbrennen …

Vor rund 480 Jahren ging Calvin daran, in Genf „den ersten Gottesstaat auf Erden zu schaffen“. „Mit der Stunde, da dieser hagere und harte Mann im schwarz niederwallenden Priesterrock […] ein mit unzähligen Lebenszellen atmender Staat soll in einen starren Mechanismus, ein Volk mit allen seinen Gefühlen und Gedanken in ein einziges System verwandelt werden; es ist der erste Versuch einer völligen Gleichschaltung eines ganzen Volkes, der hier innerhalb Europas im Namen einer Idee unternommen wird.“

Vor rund 85 Jahren begann die Beschäftigung von Stefan Zweig mit diesem ersten Scheiterhaufenmörder und dem ersten Gottesstaat innerhalb Europas und mündete im Buch „Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt“, abgeschlossen 1936.

Stefan Zweig schrieb dieses Buch also in der Zeit, als die nächste völlige Gleichschaltung diesmal in Deutschland bereits im Gange war, die zu einer der grausamsten, barbarischsten Gleichschaltung führte. In Österreich nicht minder. In Österreich, wo so viele die massenmörderischste Gleichschaltung herbeisehnten, „sakral inbrünstig“ sie erwarteten, ihren Beitrag leisteten, vorerst in Wort und Schrift.

Es kann das Buch von Stefan Zweig hier nicht in seiner Gesamtheit zitiert werden. Dabei ist es ein Buch, das in seiner Gesamtheit zitiert werden muß. Aus diesem Buch ist nicht nur die Grausamkeit zu erfahren, mit welcher Perversion dieser erste Gesinnungsmord der Reformation begangen wurde. Es sind vor allem die Mechanismus beschrieben, wie es zu einer Diktatur kommt, wie eine Diktatur sich halten kann. Wie sich solche barbarischen Menschen selbst als „Verfolgte“ darstellen, sie die „Opfer“ seien … wer wird dabei nicht an die Gegenwart denken, besonders in Österreich an jene Menschen einer Partei, die sich stets als …

Es gibt so vieles, das in diesem Buch angeführt und auf so eindrückliche Art ausgeführt ist, was hier zu erwähnen wäre. Allein, es ist zu viel. Es ist in seiner Gesamtheit zu lesen.

Es ist in seiner Gesamtheit zu lesen. Was vor rund 480 Jahren begann mit dem ersten Gottesstaat innerhalb Europas, begann, wie es seitdem stets begann. Das sind die Jubiläen, die zu begehen sind. Und dem Buch von Stefan Zweig ist ein Jubiläum zu widmen, ein Gedenkjahr. Denn. Es gibt auch die Instrumente in die Hand, wie es zu einer Zeit kommen kann, in der nicht mehr Jubiläen mit den dunkelsten Figuren der Geschichte begangen werden.

Es ist in seiner Gesamtheit zu lesen. Eines aber soll doch noch angesprochen werden. Zweig schreibt auch von der stets vorgebrachten Entschuldigung für solche Gesinnungsmörder und Gesinnungsmörderinnen, sie seien eben „Kinder ihrer Zeit“ gewesen, Calvin sei ein „Kind seiner Zeit gewesen“. Stefan Zweig hält dagegen, es hätte auch andere zu dieser Zeit gegeben, vor allem aber nicht nur Castellio.

Und immer wieder die Gegenwart. „Kind seiner Zeit.“ Damit entschuldigt etwa ein Mann aus der ÖVP den Antisemitismus eines Leopold Kunschak.

Und ist nicht gerade Stefan Zweig selbst der größte Zeuge dafür, was für ein Pimpf, für ein Wicht Leopold Kunschak war, der zur gleichen Zeit wie Zweig lebte, und so gar kein Zeitgenosse von Zweig war, höchstens einer von Calvin, Luther, Maria Theresia …

Sie waren nicht „Kinder ihrer Zeit“. Sie waren und sind, kurz gesagt: „Squirts of her time“. Sie können es mit „Wichte ihrer Zeit“ übersetzten, auch mit „Pimpfe ihrer Zeit“. 

Es ist nicht das erste Mal, um zu einem Schluß zu kommen, daß von Castellio gesprochen wurde … schlagen Sie das Kapitel

Doppelpaß Südtirol und Faschismus vor den Augen des Bundespräsidenten

auf …

Und auch von den finsteren Figuren der Geschichte wurde schon erzählt, etwa von

Maria Theresia 2017

Schließlich leben neben Martin Luther und den M. T. Habsburgs Menschen

Der halbe Luther von Michael Bünker oder „Zigeuner“ werden Opfer sein dürfen, wenn sie keine Opfer mehr sind

„Nazikirche“, Hofer und die Angst des Bischofs vor dem Tor der Geschichte

Endlich Schluß mit Anhimmelung von Mao Hitlerstalin, heißen sie Johannes Calvin oder wie auch immer sonst noch

Gott ist nackt.

Gott also Papst ist nackt

Nach der kommenden Retrobenotung eine glatte Fünf für das österreichische Parlament, dass die „Ehe für alle“ nicht von dem gesetzgebenden Organ in Österreich beschlossen wurde, sondern der Verfassungsgerichtshof einspringen mußte.

Das ist auch und zu keinem geringen Teil darauf zurückzuführen, daß der Organisierte Glaube der römisch-katholischen kirche nach wie vor einen großen Einfluß in diesem Land hat, einen Einfluß, der zum Schaden der Menschen …

Und Christoph Schönborn als leitender Angestellter dieses Organisierten Glaubens ist somit der derzeit Hauptverantwortliche für den Schaden, den dieser Organisierte Glaube nach wie vor anzurichten vermag. Nicht so sehr in der gesellschaftlichen Wirklichkeit, die Christoph Schönborn meint zu kennen, wenn er dem Verfassungsgerichtshof vorwirft, dieser verneine die Wirklichkeit. Aber für den Schaden in der gesetzgebenden Wirklichkeit, in der nach wie vor auf Menschen, vor allem auf Männer gehört wird,

Vatikan befiehlt religiöse Gebote über staatliche Gesetze zu stellen

Christen haben das eigene Vaterland aber wie Fremde zu bewohnen

die durch einzige obsessive Lektüre der Bibel derart zugerichtet sind, daß sie nur eines bejahen können: den Unsinn.

Es ist beruhigend, daß die Verfassungsrichter und Verfassungsrichterinnen nicht den Sinn für den Rechtsstaatlichkeit, für die Gesetzgebung des Landes verloren haben, wie es der leitende Angestellte, besessen von seinen Evangelien, gegen die Menschen in diesem Land …

Noch ist es beruhigend, aber die Radikalisierung kann auch in diesem Land im Handkehrum, wird allein an die nächste gemachte Regierung in diesem Land gedacht, mit zwei Parteien, die ständig von christlichen Werten schwefeln …

Stets das Geschwefel von der „Schöpfungsordnung“.

Und vor allem stets das Geschwefel vom „Kindeswohl“ … und das ausgerechnet von einem leitenden Angestellten des Organisierten …

Dieses Geschwefel „für die Beibehaltung des bisherigen Begriffsinhalts von Ehe“ … Eine Lektüre der Geschichte der Ehe würde dem leitenden Angestellten des Organisierten seinen Unsinn erkennen lassen. Denn. Wie viele Wandlungen hat der Begriff Ehe durch die Jahrtausende bis zum heutigen Tage durchgemacht …

Was könnte nicht alles angeführt werden. Um dem Unsinn, den der Kardinal bejaht, zu widersprechen. Auch der Unterschied zwischen der Zivilehe und der Kirchenehe. Die Anmaßung der Kirche, Zugriff auf die Zivilehe … Hingegen die größte Toleranz des österreichischen Staates gegenüber der Kirche, etwa beim und nicht nur beim Gleichbehandlungsgesetz …

Aber es ist nicht wesentlich, ihm, Schönborn, zu widersprechen. Wesentlich ist, daß die gesetzgebenden Organe in diesem Land den Menschen in diesem Land nicht mehr hinterherhinken, weil sie offenbar der irrigen Meinung sind, es sei immer noch besser den Unsinn anzubeten und gehorsam zu folgen als …

Stets das Geschwefel vom „Kindeswohl“ … Dabei beweist der Organisierte Glaube der römisch-katholischen kirche bereits mit der Trauungsformel, wie wenig ihm am „Kindeswohl“ gelegen ist. Es geht nur einmal um Kinder. Es geht darum, dem Führer, also Gott, also dem Papst und also seinen leitenden Angestellten Kinder zu schenken …

„Pfarrer: Seid ihr beide bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott euch schenken will, und sie im Geist Christi und seiner Kirche zu erziehen?“

Der einzige Satz in der Trauungsformel, der sich auf Kinder bezieht. Bereits vor der Rekrutierung von Ungeborenen schreckt auch dieser Organisierte Glaube nicht zurück …

Gott ist nackt

Der Kaiser ist nackt, sagt in einem Märchen ein Kind. Damit war der Kaiser erledigt. Und es gibt den Kaiser auch nicht mehr. Es wäre wohl klüger gewesen, nicht zu sagen: Gott sei tot. Denn. Die Nostalgieanfälligkeit der Menschen beschert Dingen stets eine zähe Langlebigkeit, auch dann, wenn diese längst unbrauchbar, unnütz geworden sind. Vielleicht gäbe es Gott wie den Kaiser ebenso lange schon nicht mehr, wäre vor langer Zeit einfach gesagt worden:

Gott ist nackt.

Gott ist nackt.

Zu spät dafür ist aber nie, zu sagen: Gott, also der Papst ist nackt unter seiner nackten Belegschaft …

Rosenkranzgrenzhappening in Polen: Für Volk, Vaterland und Führerin. Kurz etwas zum identitären Glaubensdada

Glaubensdada - Für Volk Vaterland und Führer

Vor einer Woche marschierten in Polen Menschen zu den Grenzen, mit dem Rosenkranz in der Hand, um …

Ein recht willkommener Anlaß auch für FPÖ unzensuriert, darüber einen gesinnungsgemäßen Kommentar zu bringen, am 8. Oktober 2017:

Für „Volk, Vaterland und gegen Islamisierung Europas“

Zu der Aktion riefen die Stiftung „Gott allein genügt“ sowie die polnische Bischofskonferenz auf. 

An der Gebetsaktion nahmen auch mehr als 300 Kirchen in Grenznähe sowie Kirchen an den wichtigsten Flughäfen des Landes und in anderen Staaten, wo sich polnische Auslandsgemeinden befinden, teil. Ziel war es, für göttlichen Beistand für das polnische Volk und den Staat zu beten. 

Aber auch „für die Bekehrung Polens, die Bekehrung Europas und die Bekehrung der ganzen Welt zu Christus“ wurde gebetet. Denn in der wachsenden Masseneinwanderung nach Europa und den Terrorismus, sieht man die Gefahr einer voranschreitenden Islamisierung, forciert durch die EU und NGOs, die wiederum einen „Kleinkrieg“ gegen die Ost-Staaten führen. 

Recht willkommener Anlaß für das Grenzhappening in Polen am 7. Oktober 2017 war:

Die Aktion fand am Jahrestag der Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571 statt. Die christlichen Mittelmeermächte errangen dabei einen überraschenden Sieg über das Osmanische Reich. In ihrem Aufruf zu der Aktion teilte die Stiftung mit, damals sei „Europa vor der Islamisierung“ gerettet worden.

Und bei dieser Seeschlacht spielte einer aus der Familie Habsburg eine Rolle. Spanisch, ein hochtrabender Name: Don Juan de Austria. Österreichisch klingt sein Name schon weniger hochtrabend, mehr belustigend: Johann aus Österreich. Das klingt wie das Trachtenliedl Anton aus Tirol, dessen Sänger aus St. Jo…

Belustigend aber ist nicht, was er nach Lepanto in das Kreuz seiner Fahne schrieb:

In diesem Zeichen besiegte ich die Türken und werde die Ketzer besiegen.

In diesem Zeichen, also im Zeichen des Kreuzes, werde er „die Ketzer besiegen“. Daran ist stets zu denken, nicht nur, wenn gerade irgendwelche Rosenkranzgrenzorgien etwa in Polen stattfinden, zu denen Aussagen getätigt werden, wie:

In einer live im ultrakatholischen Sender Radio Maryja übertragenen Messe erklärte Krakaus Erzbischof Marek Jedraszewski, er bete „für die anderen europäischen Nationen, damit sie die Notwendigkeit verstehen, zu den christlichen Wurzeln zurückzukehren, damit Europa Europa bleibt.“

Es muß nicht daran erinnert werden, was mit „Ketzern“ durch die Jahrhunderte passierte. Was ihnen angetan wurde. Die Massenmorde. Hingerichtet auf blutrünstigste Arten in „diesem Zeichen“ im wahnhaften Orgien-Mysterien-Theater dieses Organisierten Glaubens. Diese Menschen gaben tatsächlich ihr Blut hin, während der Rosenkranzführer lediglich Wein trank und schwefelte, dies, der Wein, sei sein Blut, den er trinke …

Glauben - Dada

Es ist nicht von der Hand zu weisen, zu sagen, das letzte Abendmahl ist das erste Dada-Gedicht, entstanden während einer Perfomance … Wie überhaupt die gesamten Schriften von Organisierten Glauben Dada zugerechnet werden können, Dada sind. Mit ihren Absurditäten, ihren Verstiegenheiten, ihren Steckenpferdreitereien und so weiter und so fort. Es verwundert bis heute, daß die Künstlerinnen und Künstler der Dada-Bewegung nicht den Rosenkranz als ihr Emblem, nicht den Rosenkranz als ihr Logo nahmen, statt Dada es nicht Rosenkranz oder Kreuz oder Kreuzkranzrosen nannten.

Und zugleich verwundert es nicht, daß von ihnen nicht der Rosenkranz und das Kreuz zum Logo ihrer Dada-Bewegung auserkoren wurde. Ihr Dada war nicht das Programm des Blutsaufens, für sie gab es keine „Ketzer“, sondern nur Menschen mit anderen Meinungen, Ansichten, Weltanschauungen. Nur für Glaubensdada welcher Ausrichtung auch immer gibt es „Ketzer“, also zu Diffamierende, zu Ausstoßende und schließlich zu Ermordende …

Die Kunstrichtung Dada ist längst Geschichte. Keine Bewegung mehr. Der Glaubensdadaismus hingegen mit seinen Führern und Führerinnen, wie immer sie heißen mögen, ob Jesus-sich-selbst-essender-und-trinkender-Christus oder Lesen-und-Schreiben-unkundiger-Mohammed, Jungfrau-mit-Geschlechtsverkehr-Maria, ist nicht Geschichte. Seine Anhänger und Anhängerinnen streifen weiter durch die Welt auf der blutgierigen Jagd nach „Ketzern“ …

Glaubensdada, alles auf der Höhe von keiner Zeit

In einer Hinsicht ist Glaubensdada schon lange Geschichte. In bezug auf seine Diskussionen, Debatten, Diskurse: alles auf der Höhe von keiner Zeit. Wenn es etwa um den Begriff „Identität“ geht. Was für eine leidige Diskussion um die „Identität“, nicht nur in Polen, sondern um Beispiel zu bringen, auch in Österreich, wo diese vor der morgigen Nationalratswahl ebenfalls recht im Mittelpunkt stand, recht angetrieben von besonders zwei Parteien, deren Beiträge zur „Identität“ auf dem Niveau von keiner Zeit …

Dabei ist alles vorhanden, um Diskurse breitest anders, fruchtbringender zu führen. Was alles könnte dafür angeführt werden, wie anders breitest gesprochen und gehandelt werden könnte. Aber die, kurz und also pauschalierend gesagt, Parteien in Österreich haben es sich in ihrer Bequemlichkeit, in ihrer Faulheit eingerichtet, sich nicht zu bewegen, vielleicht ihrer Angst geschuldet, sie könnten, wenn sie sich bewegten, aufgrund ihrer Kurzsichtigkeit, mehr, aufgrund ihrer Blindheit, stolpern …

Identität - Ausdruck der Denkfaulheit.png

Ein Beispiel soll angeführt werden, wie anders und also fruchtbringender die Diskussion sein könnte, etwa im Hinblick auf den Begriff „Identität“. Aus „Es gibt keine kulturelle Identität“ von François Jullien:

Es ist wichtig, sich die Kosten vor Augen zu führen, die es haben kann, wenn man sich hier der falschen Konzepte bedient. Man muss ermessen, welche – politischen – Gefahren es mit sich bringt, wenn man die Vielfalt der Kulturen in Begriffen von Unterschiedlichkeit und Identität betrachtet, sich bewusst machen, welche negativen Folgen das nicht nur für das Denken, sondern auch für die Geschichte haben kann. Ein Buch wie Samuel P. Huntingtons Kampf der Kulturen ist in dieser Hinsicht ein denkwürdiges Beispiel. Dass er die vermeintlich wichtigsten Kulturen der Welt (die „chinesische“, die „islamische“, die „westliche“) in der Logik der Unterschiede und damit der Identität beschreibt, dass er ihre charakteristischen Züge auflistet, sie in einer Tabelle ordnet und eine Typologie erstellt, ist bequem und hat sicherlich zum Erfolg des Buchs beigetragen. Das brachte natürlich nichts durcheinander, wich in keiner Weise von Hergebrachten ab: Es zerstörte keine Klischees – der Vorurteile –, auf die man die Kulturen zu reduzieren beliebt, um sich nicht länger mit ihnen aufhalten zu müssen. Um das Heterogene (die interne „Heterotopie“), das jede Kultur kennzeichnet und das sie von innen her durch Abweichung zur Entfaltung bringt und intensiviert, ausblenden zu können, gibt man sich der Seichtigkeit hin, die jeder Klassifizierung innewohnt, und bestärkt sich somit zugleich in der eigenen Sichtweise. Aber gibt es überhaupt einen „harten, reinen Kern“ einer Kultur? Wenn Huntington dies behauptet, gelingt es ihm nicht ansatzweise, das Interessante an diesen Kulturen zu erfassen. Indem er sie auf Banalitäten reduziert, indem er sich voneinander isoliert und in das einmauert, was vermeintlich ihre Besonderheiten, ihre am klarsten konturierten Unterschiede ausmacht, indem er sie auf ihre Identität zusammenschrumpfen lässt, können die Beziehungen zwischen ihnen eigentlich nur in einem „Zusammenstoß“ enden, in einem clash, wie es im amerikanischen Original heißt. 

Will man ermessen, welche Kosten dadurch entstehen und welche Schäden dies anrichtet, muss man sich – um ein uns näher liegendes Beispiel zu nehmen – ansehen, woran Europa gescheitert ist. Als es darum ging, eine Präambel für die Europäische Verfassung zu entwerfen, wollten wir definieren, was Europa ausmacht, und uns über seine Identität verständigen. Dieses Unterfangen erwies sich jedoch als aussichtslos, wir landeten in der angesprochenen Sackgasse. Die einen behaupteten, Europa sei christlich (und beriefen sich dabei auf seine „christlichen Wurzeln“ oder – in Frankreich – auf das „Erbe Chlodwigs“). Die anderen insistierten darauf, Europa sei in erster Linie laizistisch (und dachten dabei an die folgenreiche „Aufklärung“ und den Aufstieg des Rationalismus). Da man sich nicht auf eine europäische Identität einigen konnte, verfasste man schließlich auch keine Präambel. Daraufhin haben sich Überzeugungen verflüchtigt, die Entschlossenheit ist erschlafft, Energien wurden gelähmt. Man hat keine europäische Verfassung verabschiedet: Man hat Europa abgebaut. Davon hat es sich nicht erholt. Was Europa in Wirklichkeit ausmacht, ist natürlich der Umstand, dass es zugleich christlich und laizistisch (und Weiteres) ist. Es hat sich nämlich im Abstand zwischen den beiden entwickelt: in dem großen Abstand von Vernunft und Religion, von Glauben und Aufklärung. In einem Zwischen, das keine Kompromiss ist, kein einfaches Mittelding, sondern ein In-Spannung-Versetzen, so dass sich beide Strömungen gegenseitig beleben. So kommt es, dass sich die Anforderungen des Glaubens im Abstand zu den Anforderungen der Vernunft geschärft haben und umgekehrt (und das sogar in ein und demselben Geist: Pascal): Von daher rühren der Reichtum oder die Ressourcen dessen, was Europa ausmacht. Oder besser: dessen, was „Europa macht“. Vor diesem Hintergrund ist jede Definition der europäischen Kultur, jede identitäre Annäherung an Europa nicht nur schrecklich vereinfachend und denkfaul. Sondern sie lässt verkümmern, führt zu Enttäuschungen und demobilisiert.

Marsch der Familie – Der Pranger sagt alles

Im Freilichtmuseum nahe bei Riga ist eine Holzkirche aufgebaut. Unmittelbar vor dem Eingang zur Kirche steht ein Pranger. Der Holzprangerpfahl ist schlicht, im Gegensatz zum Inneren der Kirche, die reich geschmückt und verziert ist, zur Blendung der Menschen, die in Holzhäusern wohnten, ohne Schmuck, ohne Zier.

Was sprachen die Menschen damals, vor Jahrhunderten, muß gedacht werden, vor der Holzkirche stehend, den Blick auf den Pranger gerichtet, wenn ein Mensch an den Pfahl gekettet war. Und plötzlich sind die Stimmen zu hören, sind die Menschen zu sehen, wie sie im Juni 2017 auf dem Albertinaplatz zu Wien standen, schnaubend sprachen, anprangerten.

Und wenn im kommenden Jahr, was zu erwarten ist, die Familie des Marsches wieder am Albertinaplatz sich versammeln wird, wird der Albertinaplatz unweigerlich als das gesehen werden, zu dem diese Familie den Platz für die Zeit ihres Anprangerns verwandeln, nämlich als Platz vor der Holzkirche mit dem Pranger unmittelbar vor dem Eingang zu ihrem …

Was für eine erfreuliche Veränderung aber wird es 2018 zu 2017 geben. Es wird nichts mehr von dem gehört werden, was sie wieder sagen, was sie nur wiederholen werden, was sie seit Jahren nur stur und starr wiederholen.

Denn.

Der Albertinplatz wird augenblicklich zum Platz vor der Holzkirche mit dem Pranger werden. Und soher werden sie nicht mehr gehört werden müssen. Alles, was sie sagen, was sie wiederholen, sagt der Pranger.

Der Pranger, nahe bei Riga bloßes Museumsdunkelstück, ist Inhalt und Zusammenfassung ihrer seit Jahren in Wiederholungsschleifen auf dem Albertinaplatz vorgebrachten Reden.

Marsch der Familie - Pranger

 

 

Dem Haus des Herrn Schönborn ist Katharina Deifel, Marschrednerin der Familie, eine gute Schwester

Katharina Deifel im Haus des Herrn - Marsch für die Familie 17-06-2017

Was gestern gesprochen wurde, ist nicht zu erwähnen. Es wurde das gesprochen, was Jahr für Jahr gesprochen. Wie es zu erwarten war:

Kurz etwas zum Religiongsgesetzesterror, ein weiteres Mal

Es kommen vielleicht auch deshalb so wenige zu diesem „Marsch für die Familie“, weil es allen klar ist, was hier gesprochen wird, wird jedes Jahr gleich gesprochen, und das ist seit Jahren eben bekannt, es genügt also, es einmal zu hören, um es für ein ganzes Leben zu wissen; diese in diesen Reden transportierten Inhalte sind darüber hinaus seit Jahrhunderten unveränderte und nicht weiterentwickelte Inhalte.

Der „Marsch für die Familie“ ist dabei auch immer ein Etikettenschwindel, Jahr für Jahr. Es wird stets damit geworben, es gehe um die Familie, und dann ist stets viel über Zuwanderung zu hören, über sogenannte ausländische Menschen, über andere, genauer, den Marschiererinnen und Marschierern fremde Organisierte Glauben. Und das alles wird ist ihnen nicht, um es milde auszudrücken, positiv gesprochen. Ganz im Gegenteil.

Nun könnten Sie fragen, weshalb dann überhaupt die Beschäftigung mit dem „Marsch der Familie“, wenn es doch nur die kleinste Gruppe ist, die je auf der Gasse sich versammelt, das zwar Jahr für Jahr, aber eben doch die kleinste Gruppe, ohne Zulauf über die Jahre, und vielleicht waren es gestern sogar weniger als 2016.

Es sind die Rednerinnen und Redner, die nicht unerheblich sind, sie sind unerheblich ob ihrer verbreiteten Inhalte, aber sie nicht unerheblich ob ihrer Verbindungen, ihrer, wie es nun gar modern heißt, Netzwerke, auch nicht unerheblich ob ihrer Funktionen.

Es soll mit dem Arzt begonnen werden, der seinen wichtigen Stuhl bald räumen wird müssen, nämlich seinen im österreichischen Parlament: es sprach gestern wie vorgestern wie vorvorgestern Marcus Franz. Er wird wohl auch 2018 wieder sprechen,

Dr. Marcus Franz, Volksvertreter: „Sie sind nicht das Volk.“

aber dann wird er nur noch beworben werden können mit: der ehemalige Abgeordnete zum österreichischen Nationalrat …

Dann sprach gestern Katharina Deifel, eine römisch-katholische Schwester, die, so Christian Zeitz in seiner Ankündigung, für die Ausbildung von Religionslehrern und Religionslehrerinnen zuständig gewesen sei und auch einer katholischen Gruppe angehöre, die für militärische Verteidigung der Freiheit eintrete … Deifel werde von der Erzdiözese auf ihrer Website im besten Lichte dargestellt, und ganz modern, die Erzdiözese Wien verbreitet von ihr auf der Plattform des Unternehmens Youtube ein Interviewvideo … Hans Rauscher wird aber keine Glosse schreiben können, Christoph Schönborn verurteile das von Deifel Verbreitete, Schönborn distanziere sich von Deifel …

Und dann Ján Čarnogurský. Den ehemaligen Ministerpräsidenten der Slowakei kündigt Christian Zeitz an, eben noch beim Requiem für Alois Mock in der Stephanskirche und jetzt beim „Marsch für die Familie“ … Für ihn, Zeitz, sei Ján Čarnogurský ein „Thomas Morus unserer Zeit“ … Christian Zeit meint das gesinnungsgemäß positiv, aber:

Warum die Gesellschaft keinen „neuen Thomas Morus“ als Lehrer braucht

Franz - Ley Deifel - Marsch 17-06-2017

Ob Michael Ley ebenfalls gestern gesprochen hat, wird nicht gewußt, aber es wird den Marschierern und Marschiererinnen wohl eine Ehre gewesen sein, daß er gestern mit dabei war. Ist er doch ein Mann, der auch in das österreichische Parlament geladen wird. Und sollte er gestern gesprochen haben, was würde er schon gesprochen haben können, als das, was von ihm ohnehin recht bekannt ist, und Werbung für die eigenen Bücher könnte wohl auch dabei gewesen sein:

Parlamentsdinghoferreferent Michael Ley: „Im Grunde verhalten wir uns wie umgedrehte Nationalsozialisten“

Michael Ley im österreichischen Parlament: „Kein Bier für Nazis“

„Wehret den Anfängen“ – Ganz und gar erfüllt von der Wiener Zeitung

Markus Ripfl --national-sozial - Marsch für die Familie 17-06-2017

Und dann soll es gestern irgendwelche Turbulenzen um Markus Ripfl gegeben haben, wie „Marsch für die Familie“ berichtet. Es überrascht nicht, daß Ripfl zu diesem „Marsch“ … gesinnungsgemäß kommt auch kein anderer in Frage:

„Völkeraustausch“ oder Markus Ripfl von der Hofer-FPÖ hat kein Licht zum Lesen von einem Bedeutungswörterbuch

Auf der Plattform des Unternehmens Facebook hat Markus Ripfl eine Beschreibung abgegeben, wenn es eine Selbstbeschreibung ist, kann zu dieser gesagt werden. Es ist wahr, er ist „jung“. Was bei diesen Inhalten, zu denen er gestern hinmarschierte, „revolutionär“ sein soll, erschließt sich nicht. Es bleibt neben „jung“, wofür er nichts kann, nur übrig: „national-sozial“ …

Das wird Ihnen jetzt wohl ein wenig verständlicher gemacht haben, weshalb der „Marsch der Familie“ nicht zu ignorieren ist, obgleich er inhaltlich gänzlich zu ignorieren ist. Es ist kein Marsch für die Familie, aber die Familie marschiert, und die hier marschieren, das sind nicht die sogenannten schwarzen Schafe der österreichischen Familie, sie haben Einfluß, sie werden gehört, von nicht wenigen, die tatsächlich Einfluß haben, die gewählt werden, die nicht wenige in der nächsten Regierung sehen wollen …

Marsch für die Familie - Albertinaplatz - Parlament - Erzdiösese Wien - 17.06-2017.jpg

Andreas Laun ist einmal zu danken für seine Psalter und Gleichnisse der Erheiterung

Es ist zwar dazu nichts mehr zu schreiben, was Hans Rauscher im Halbdunkel Österreichs vor kurzem schrieb, aber es scheint doch angebracht, etwas noch hinzufügen.

Wurde in Österreich je verlangt, die Aussagen von dem Prediger Andreas Laun zu verurteilen, sich von ihm zu distanzieren, von den Mitgliedern seines Organisierten Glauben? Hat sich etwa der leitende Angestellte dieser Organisation in Österreich je von ihm distanziert, ihn verurteilt?

Andreas Laun fällt ein, weil die Copysite der identitären Parlamentspartei am 15. Juni 2017 ein Interview mit ihm veröffentlichte. Seine Aussagen, nun, eben seine Aussagen, ohne Wert für die geringste Aufregung. Sein Aberwitz eben. Er redet eben den Aberwitz seines Korans nach, beeinflußt eben von seinem biblischen Märchenbuch, und das wird er wohl bleiben bis über das Ende seiner Berufstage hinaus.

Aber heute, am 17. Juni 2017, am Tag der „Regenbogenparade“, soll es um das Heitere gehen, und gibt es einen besseren Psalmisten im Halbdunkel Österreichs, der für eine ausgelassene Stimmung, für Heiterkeit und Lustigkeit sorgen kann, als ebendieser bärtige Prediger oder, mit Hans Rauscher zu sprechen, dieser „geistliche und geistige Führer von“ fünf Millionen Christen und Christinnen?

Wahrlich, schwerlich.

Auf die Frage, ob seine Aussage, Homosexuelle seien „gestörte Männer und Frauen“, mißverstanden worden sei, antwortet der Prediger des dreifaltigen Aberwitzes:

„Ein wenig schon, weil es natürlich nicht meine Absicht ist und war, jemand zu beleidigen. Aber ich erlaube mir anzumerken: Mir scheint, die Betroffenen reagieren etwas zu empfindlich, zumal wenn man bedenkt, dass viele Menschen mit solchen Neigungen das selbst auch so sehen, darunter leiden und aussteigen wollen. Auch rein biologisch gesehen, gibt es Argumente, die man nüchtern auf die Waagschale legen sollte.“

Ob denn die „Menschen heutzutage verweichlicht“ seien, weiß der „geistliche und geistige Führer“ eines genau:

„Ja! Zum Menschsein gehört es, auch Schwierigkeiten durchzutragen. Im Christentum heißt das: Nimm Dein Kreuz an!“

Es ist, muß zugegeben werden, kein heiterer Gedanke, gibt es in seinem Organisierten Glauben Variationen von „Nimm Dein Kreuz an!“, wenn etwa Pfarrer und Priester in für sie besonderen Stunden im Dunkeln Mädchen und vor allem Buben die „Schwierigkeiten“ des Lebens nahebringen – nimm das Kreuz in Dich auf?

Die Frage nach der „klassischen Familie in all dem Geschlechterwirrwarr“ ist für den bärtigen Prediger für immer beantwortet:

„Gott hat den Menschen als Mann und Frau und für die Liebe geschaffen. Das ändert sich nicht und ist, gelebt, Quelle größten Glücks auf Erden.“

Aus dieser „Quelle des größten Glücks auf Erden“ trinkt nur der Mensch, ohne sich zu vergiften, der ohne „klassische Familie“ ist.

Und mit dem Trinken der letzte und schönste Psalm des Bärtigen noch. Auf die Frage nach der Gefahr durch „Frühsexualisierung“, wohlgemerkt, es wird von „Frühsexualisierung“ gesprochen und nicht von „sexueller Aufklärung“, weiß der Fraulose und soher auch ohne „klassische Familie“ Seiende sein hohes Wissen anschaulich mit einem Gleichnis zu verkünden, ja, Jesus Christus ist ohne Zweifel sein erster und einziger Lehrer:

„Die Gefahr ist, dass die Kinder nicht lernen, was es heißt, zu lieben und der Sex in ihrem Leben einen falschen Stellenwert erhält und nicht das wird, was er sein sollte: Körpersprache der Liebe. Man erzieht auch nicht Alkoholiker, damit sie später lernen, ein Glas Wein zu genießen.“

Bei aller Heiterkeit, die launsche Gleichnisse hervorrufen, könnte dennoch das Grübeln einsetzen. Etwa darüber, weshalb verweigern sich Prediger seiner Organisation der Liebe von Mann und Frau, wenn doch diese „Quelle“ das „größte Glück auf Erden“ … halten sie doch nichts von der Liebe, oder haben sie eine andere Quelle noch größeren Glücks gefunden, ganz irdisch?

Und wer jetzt noch nicht genug hat von Heiterkeitsknödeln, die im Hals steckenbleiben, es gibt weitere Kapitel, wie in der Collage Kreuz der Heiterkeit gesehen werden kann, zu denen Sie hier mit einem Klick …

Es muß an diesem Tag der „Regenbogenparade“ und des „Marsches für die Familie“ einmal, und damit soll geendet werden, Andreas Laun gedankt werden, gedankt für die vielen heiteren Sekunden, und das über Jahre, wie oft konnte herzhaft gelacht werden. Die ersten Lacher rief er vor etlichen Jahren hervor, mit seinem Spruch: „Gott straft aus Liebe.“

Was für eine Bürde, aus Liebe strafen zu müssen. Vielleicht ist Gott einer Selbsthilfegruppe inzwischen beigetreten, in der er sich mit seinen Kameraden austauschen kann, wie schmerzlich es ist, Frau und Kind strafen, schlagen zu müssen, das sind Schmerzen, die sie ihren Frauen und Kindern, weil sie so lieben, niemals im Leben wünschen, erfahren zu müssen. Ob Männer der „klassischen Familien“ in solch eine Gruppe je …, na ja, warum nicht, wenn die Bedingung erfüllt ist, Andreas Laun moderiere sie …

Andreas Laun - Heiterkeitsauslösender Prediger

Hans Rauscher tritt in das Halbdunkel des Geistes ein

Halbdunkel Österreich

Genauer.

Hans Rauscher ist nie aus dem Halbdunkel Österreichs herausgetreten.

Wofür er am 14. Juni 2017 wieder einmal in der Qualitätszeitung österreichischen Zuschnitts  … in seinem Halbdunkel ist er wahrlich ein Experte für so vieles, wie allenthalben mit der größten … aber er muß sich mehr und mehr anstrengen, denn Alexander Föderl-Schmid rittert mit ihm um den ehrenwerten Titel Weltexpertin

Es geht um Extremismus, um Imame, um eine Deklaration der Verurteilung von extremistischen Gewaltakten. Und Hans Rauscher meint, er sei der Lehrer vielleicht in einer Bibelschule, falls diese so modern ist, um eine schriftliche Beurteilung abzugeben.

Hierzu ist vorab grundsätzlich zu sagen, es ist eine Anmaßung, von Muslimen und Musliminnen in Österreich zu verlangen, sie müssen das, was irgendwo auf der Welt passiert, verurteilen, sich davon distanzieren, und es ist im terrorfreien Österreich nicht nur eine Anmaßung, sondern bereits eine Perversion, es von ihnen zu verlangen.

Wer verlangt je in Österreich von Christen, sie haben zu verurteilen, sie haben sich zu distanzieren, wenn irgendwo auf der Welt Mord und Terror im Namen des christlichen Gottes …

Wer verlangt je von Christinnen, sie haben sich zu verurteilen, anzuprangern, zu geißeln, sie haben sich zu distanzieren, wenn irgendwo auf der Welt der Organisierte Glauben der römisch-katholischen Kirche für Gesetze stürmt, die die Freiheit des Einzelnen beschneiden sollen, Ungleichheit rechtlich festschreiben will, Gesetze verhindern will, die zum Wohl des Einzelnen verabschiedet werden sollen …

Wer verlangt von Christen, sie haben zu verurteilen, sie haben sich zu distanzieren, wenn höchste Vertreter – und das sind nur Männer – dieser Kirche die Rücknahme von Gesetzen fordern, die ihrem Märchenbuch widersprechen …

Wer verlangt von Christinnen, sich zu distanzieren, zu verurteilen, wenn der „Führer“ der katholischen Kirche etwa Gender Mainstreaming mit Nationalsozialismus …

Kurz gesagt, wer zwingt je Gläubige in eine Glaubenssippenhaftung, wie es im Fall der Menschen ist, für die eben der Koran ihr erstes Märchenbuch ist und beispielsweise nicht die Bibel …

Wer verlangt in Österreich etwa den frommen Antiziganismus der Habsburg zu verurteilen, sich von ihnen zu distanzieren. Im Gegenteil. Gerade in diesem Jahr ist zu erleben, wie vor allem Maria Theresia Habsburg bejubelt wird.

Hans Rauscher im Halbdunkel Österreichs

Und nun zu Hans Rauscher, der mit seiner im Halbdunkel Österreichs nicht so leicht auszumachen ist.

Er nennt, am 14. Juni 2017, die Imame „geistliche und geistige Führer der rund 700.000 Muslime“ in Österreich. Hans Rauscher weiß sehr wohl um die Bedeutung des Wortes „Führer“ in Österreich. Umso schlimmer ist es, daß er es verwendet. Würde er je die Priester und Pfarrer als „Führer“ der rund fünf Millionen Christen und Christinnen bezeichnen? Nein. Damit denunziert er 700.000 Muslime und Musliminnen als willenlose Masse, die ihren „Führern“ gehorchen, tun, was ihre „Führer“ verlangen. Damit diffamiert er diese Menschen als stehendes Heer, das auf Befehl marschiert, das auf Befehl für Frieden ist, wenn ihre „Führer“ im „Halbdunkel“ sie dazu in Bewegung setzen … „Halbdunkel“ allein bereits ein Wort der Verdächtigung, ein Wort der Kriminalisierung, ein Wort, um Furcht und Angst zu verbreiten.

Er, Rauscher, meint, Imame würden, und das rechnet er ihnen nicht positiv an, die Botschaft implizit senden, „nicht nur Muslime“ würden „Anschläge verüben“ … Das ist sein geschultes Ohr im Halbdunkel  Österreichs. Denn. Sind diese „impliziten Botschaften“ in Österreich nicht recht bekannt, wenn es um Nationalsozialismus und Rechtsextremismus geht? In Österreich, wo Verurteilung und Distanzierung von Nationalsozialismus und Rechtsextremismus stets einhergeht mit der Verurteilung und Distanzierung von jedwedem Extremismus, Verurteilung und Distanzierung von recht bestimmten Kreisen nur zu bekommen ist als Verurteilung und Distanzierung von Nationalsozialismus und Kommunismus – damit ist sofort gewußt wird, was verurteilt und was nicht verurteilt wird …

Hans Rauscher bemängelt an der Erklärung der Imame, daß von „Chancengleichheit von Mann und Frau“ und nicht von „Gleichheit“ die Rede sei … Und das rechnet ihnen Rauscher nicht positiv an. „Chancengleichheit von Männern und Frauen“ ist den „Führern“ der identitären Parlamentspartei Programm, nicht die „Gleichhheit“. Und das ist die Partei, die, nach Meinungsumfragen, so viele in Österreich in einer Regierung sehen wollen, die Partei, um die jetzt so viele werben, sie als Regierungspartnerin zu bekommen. Und bei Hans Rauscher selbst haben die Frauen nicht einmal die Chance schriftlich vorzukommen; er schreibt etwa „700.000 Muslime“ … Nur wenn er die Erklärung der Imame zitiert, kommt er nicht umhin, „Muslimin“ zu schreiben. Würde die „Muslimin“ in der Erklärung der Imame nicht vorkommen, Hans Rauscher wäre es nicht eingefallen, daß es auch Musliminnen gibt. Und noch etwas. Es gibt auch Immaninnen. Wo gibt es Pfarrerinnen, Priesterinnen? In der katholischen Kirche haben sie nicht einmal die Chance, das zu werden. Trotz des Gleichbehandlungsgesetzes in Österreich. In diesem Fall würde Hans Rauscher keine „Wortklauberei“ betreiben wollen. Er könnte auch keine Wortklauberei betreiben. Denn. Im Fall der römisch-katholischen Kirche gibt es weder Chancengleichheit noch Gleichheit für die Frau, somit die Unmöglichkeit einer Wortklauberei zwischen Chancengleichheit und Gleichheit von Mann und Frau.

Im Halbdunkel Österreichs ist das wohl positiv zu bewerten, daß Hans Rauscher in seinem Halbdunkel „Chancengleichheit“ und „Gleichheit“ wenigstens buchstabieren kann.

Um zu einem Ende zu kommen.

In diesem Halbdunkel Österreichs kann geglaubt werden, es werde ein Spaziergang am 15. Juni 2017 über den Rochusmarkt gemacht, und befindet sich unversehens in der Zeit der Habsburger – vor der Kirche eine Kapelle in der Uniform der … und dann der Eingang zum Amtshaus: versperrt durch einen Altar … vor diesem Amtshaus mit dem Brunnen zum Gedenken an den frommen Antisemiten

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Alle Religionen sind Kunst

Jesus Christus Mischwesen

Es ist doch erheiternd zu lesen, daß die identitäre Parlamentsparteiwegen eines Kunstprojektmischwesens an Kardinal Christoph Schönborn sich schriftlich wendet, an den Vertreter einer Organisation also, somit ausgerechnet an den höchsten Vertreter einer Kunstorganisation in diesem kleinen Land, das stets Staunen hervorruft, wie in einem derart kleinen Land all das Kunstzeug der schönbornschen Organisation Platz finden kann, Werner Neubauer mit einem offenen Brief einen Kunstfabrikangestellten um Meinung anfleht, deren erste Anbetungsmarke ja ein Mischwesen ist.

Und was ist Jesus Christus anderes als ein Mischwesen: ein Teil Mensch, ein Teil Gott. Es ist eine Mischkulanz, die nur nach einer Nacht der größten Ausschweifung unter Verteilung ganzer Jahresdrogenernten gebraut werden konnte, die zu inszenieren etwa ein Hermann Nitsch mit seinem Puppenschloßorgienmysterientheater nicht einmal träumen kann. Denn. Mischwesen Jesus Christus ist zusätzlich auch noch ein Teil von Gott, der oder die oder das oder geschlechtslos ein Mischwesen aus dem Mischwesen Jesus Christus und einer Taube, die auf den Namen „Heiliger Geist“ hören soll, wobei äußerst fraglich ist, ob sie, die Taube, auf ihren Namen auch wirklich hört.

Und Jesus Christus ist nicht anders gezeugt worden, als es nun Maja Smrekar mit ihrem Mischwesen aus Hund und Mensch versucht. Mit einem Unterschied freilich, als das Mischwesen Jesus Christus gezeugt wurde, war es eine bloße schriftliche Zeugung. Denn. Damals gab es noch nicht die technischen Möglichkeiten einer unbefleckten Empfängnis, die heute Maja Smrekar zur Verfügung stehen, um eine unbefleckte Empfängnis wirklich wahrwerden zu lassen.

Es ist vielleicht nicht von ungefähr, daß es gerade eine Frau ist, die wieder ein Mischwesen gebären will, mit dem Vornamen Maja: die „Hehre“, die „Höhere“. Wird nicht so ihre Kollegin Maria angebetet, vor der zu viele Ehrfurcht haben, und sie, Maria, deshalb nicht beim Kosenamen Maja angekniet wird.

Ja, das Kunstprojekt von Maja Smrekar erinnert wieder einmal daran:

Alle Religionen sind Kunst.

Alle Religionen sind bloße Kunst. Denn. Es ist in jedweder Religion alles vorhanden, was Kunst definiert, Kunst ausmacht, kurz und schlecht gesagt, nur für die Kunstrichtung Religionen aufgezählt: es ist Phantasie dabei, es ist Märchen dabei, es ist der Luxus, der für das nackte Leben nicht gebraucht wird, dabei, es ist Ausschweifung dabei, es sind Halluzinationen dabei, es ist Wirklichkeitsfremdes dabei, es ist Wahn dabei, es ist Begierde dabei, es ist Lust dabei, es ist Krankhaftes dabei, es sind Versteigungen dabei, es sind Irrtümer dabei,  es sind psychische Mängel dabei, und so weiter und so fort.

Alle Religionen sind Kunst, wobei die Kunstsparte Religionen wohl die schwärzeste, die negativste Kunstsparte ist, aber auch die je erfolgreichste Kunstrichtung, die je einflußreichste und damit die je schrecklichste, die je tödlichste Kunst ist, die je alles vernichtende Kunst ist, die der Mensch je ersann und ausübte.

Und als Einschub, weil einer aus der FPÖ und bezeichnenderweise jener mit dem Namen Rosenkranz klagte:

„Wenn es um Mohammed und den Islam geht, trauen sich die Künstler eh nicht mehr“,

kann besonders ihm gesagt, Mohammed war ein schwacher, armer und phantasieloser Künstler, bei dem es nicht einmal dazu reichte, eine solche Mischkulanz an Mischwesen zu ersinnen, dabei hätte er nur die mit Rosenkränzen in den Händen angebetete Mischkulanz abkupfern müssen, aber die Einfalt seines Herzens, das ihm Kunstgeist war, verwehrte ihm den Aufstieg zum großen Künstler …

Und was der Kunstsparte Religionen grundsätzlich ist und diese unverwechselbar macht, ist die Heilserwartung. Maja Smrekar ist eine Vertreterin der Kunstrichtung Religionen. Denn. Auch sie erwartet sich von ihrem Mischwesen im Grunde das, was besonders das Mischwesen ihrer Kollegin seit zweitausend Jahren nicht und nicht erfüllt und auch je nicht mehr erfüllen wird, in bezug auf die Heilserwartung an ein Mischwesen hat das Mischwesen Jesus Christus nicht einmal das zusammengebracht und wird es auch nicht mehr zusammenbringen, was ein Mensch in einer halben Minute unter dem Nagel seines kleinsten Fingers an Schmutz sammeln kann.

Und das wird Maria Smrekar nicht unbekannt sein, die Heilserwartungsenttäuschung des Mischwesensprototyps. Und dennoch ist sie voller Zuversicht, ausgerechnet ihr Mischwesen werde … betet mit ihrer Kunst den Rosenkranz der Heilserfüllung:

„ARTE_mis ist das vierte Projekt der Reihe, bei dem eine Eizelle der Künstlerin eine somatische Zelle ihres Hundes in sich aufgenommen hat. Ergebnis ist eine hybride Zelle, der ein dystopisches Szenario innewohnt, die gleichzeitig aber eine neue Species schaffen könnte, deren Überlebenschancen auf dem Planeten Erde besser sind als unsere – nicht zuletzt deswegen, weil dieses Mischwesen seine Umwelt humaner behandeln würde als wir das tun.“

Alle Religionen sind Kunst. Und was bei einer Aufzählung gerade zur Kunstrichtung Religionen nicht fehlen darf, ist die Fälschung. Über die hat erst vor kurzem Kunstkritiker Schönborn geschrieben, als er eine fromme Rezension des Grabtuches von dem Mischwesen …

Warnung: Bomben gefährden Leib und Leben von österreichischen Reisenden! Garantie: Abschiebung sicher!

Manchester - Kabul - Wien.jpg

Manchester

Manchester steht nicht nur, wie bereits ausgeführt,

Der Sendenden Wissen und Gottes Immer

für Manchesterliberalismus, sondern auch für Anschläge, wobei nicht nur der letzte von diesem Jahr gemeint ist, sondern auch den zu erinnern ist, der 1996 geschah, während der Fußballmeisterschaft. Über 200 Menschen wurden verletzt. Nur eine rechtzeitige Evakuierung verhinderte Tote. Verübt wurde der Anschlag von einer Organisation, deren Name ebenfalls eine Abkürzung … wie leicht ist das zu verwechseln: ISIS und IRA. Der Unterschied, die eine Organisation aus der geistigen europäischen Wüste, die andere eine aus der geistigen Wüste …

Und was für eine Aufregung über den Anschlag in Manchester im Mai 2017 in

Wien

wo der Kurier Gottes verzweifelt und flehend gen Himmel schreibt um endlich besseren Schutz, als wäre der Anschlag nicht in Manchester, sondern in Wien, ja direkt im Büro des Gottesboten …

Als am 31. Mai 2017 in Kabul ein Anschlag verübt wird, nach derzeitigem Stand mit 90 Ermordeten und 400 Verletzten, dann ist die Schlagzeile der Hauptnachrichtensendung des österreichischen Rundfunks um 19.30 Uhr nicht dieser Anschlag, sondern der „überraschende Abgang“ von dem „Fünfer“-Pichowetz aus dem Operettenteichdorf Mörbisch. Es wird zwar über den Anschlag kurz berichtet, auch darauf hingewiesen, daß es an diesem Tag aus Deutschland keine Abschiebungen nach Afghanistan gab, aber nicht berichtet, daß es genau an diesem Tag des Anschlags 17 Abschiebungen nach Afghanistan aus Österreich gab.

Heute - Kabul - 01-06-2017

Am 1. Juni 2017, also heute, bekommt die Nackte und der Hai mehr Platz eingeräumt als die Ermordeten und Verletzten von Kabul, und gleichviel Platz bekommen von dieser Umsonst Identitäre eingeräumt, die Störaktionen gegen Rettungsschiffe … Und was für einen Aufmacher hat an diesem Tag diese Umsonst? Den Anschlag in Kabul? Nein. Sondern: „Rettungsaktion für gierigen Vierbeiner“.

Und mehr Platz räumt auch die zweite Umsonst, also Österreich, dem Anschlag nicht ein – „80 Personen wurden getötet“. Wäre nicht die deutsche Botschaft in Kabul von diesem Anschlag betroffen gewesen, über deren Sachschäden ausgiebig berichtet wird, vielleicht hätte es gar keinen … Und was für einen Aufmacher hat die zweite Umsonst an diesem Tag? Den Anschlag? Nein. Sondern: „oe24.TV-Interview als Facebook-Hit – Lauda: Attacke“.

Österreich - Kabul - 01-06-2017

Kabul

Wie berichtet wird, setzt Deutschland nun nach diesem Anschlag vom 31. Mai 2017 Abschiebungen nach Afghanistan einmal aus. Und Österreich? Österreich nicht. Denn, wie ein Sprecher aus dem, kurz gesagt, Sobotka-Ministerium erklärt:

Im Hinblick auf die Reisewarnung betonte Grundböck, dass sich diese Reiseinformationen an eine “völlig andere Zielgruppe”, nämlich an österreichische Reisende, richte, “für die die Situation nicht ident wie für Staatsangehörige dieses Landes zu beurteilen ist”.

Und, wie in der Collage gelesen werden, meint dieser Sprecher auch, ein Terroranschlag reiche nicht aus, ein Land als Gefahr für die Sicherheit einzustufen … deshalb gibt vom Kurz-Ministerium eine Reisewarnung für das gesamte Land und die Warnung vor allen Reisen … Es war einmal, und das ist lange her, aber das nur nebenher, da durfte dieses Ministerium mit Respekt Außenministerium genannt werden, nun ist es halt das Ministerium des Kurzsichtigen … Das Kurzsichtige in der Gegenwart ist aber ein generelles Leiden, auch dabei hebt sich Sebastian Kurz in keiner Weise ab. Und das Sobotka-Ministerium? Ach, das ist schon seit langer Zeit ein Sobotka-Ministerium, und der jetzige Sobotka ist in der langen Reihe der Sobotkas bloß der letzte Sobotka …

Ach, was für intelligente Bomben in Afghanistan doch zum Morden eingesetzt werden. Wie Herr Grundböck genauestens weiß. Bomben, die nur Leib und Leben österreichischer Reisender gefährden würden. Deshalb die Reisewarnung. Menschen mit afghanischer Staatsbürgerschaft, die abgeschoben werden, sind nicht gefährdet. Denn die Bomben kontrollieren zuerst die Staatsbürgerschaften ihrer „Zielgruppe“, und wenn diese keine mit österreichischer Staatsbürgerschaft ist, dann explodieren die Bomben nicht, sondern lösen sich einfach friedlich in Luft aus.

Helmut Brandstätter wird jetzt wieder ruhig schlafen können. „Endlich ein besserer Schutz vor ihnen“. Erfüllt seine Forderung: in Wien, Afghanistan. Es hat doch Gewicht, das Wort Gottes, sogar dann, wenn es bloß von seinem Kurier gesprochen.

„Operation Ramadan: Warum ich kein Christ bin“

Nach seinem Ableben fand die Familie sein Tagebuch, und sie mußte zu ihrem Erstaunen darin lesen, daß ihr Sohn, Mann, Bruder, Vater, Onkel, von dem sie ohne die geringsten Zweifel stets annahm, er ist ein überzeugter Muslim, kein praktizierender Muslim zwar, aber doch ein Muslim mit einem unerschütterlichen Glauben an Allah gewesen, kein Muslim war.

So unerschöpflich Allahs Wege sind, so unergründlich sind auch Allahs Handlungen. Das Tagebuch blieb erhalten. Und es verblieb nicht in der Familie. Allah, der Unergründliche, der Vielwegige, Allah selbst hat der Familie das Tagebuch genommen. Ein Tagebuch von solch einer Tragweite, so hätte es angenommen werden dürfen, das geeignet wäre, auf ewig die Geheimnisse einer Familie zu mehren. Und jede Familie hat ihre Geheimnisse, mag sie eine glückliche und eine unglückliche Familie sein. Und selbst Allah, der strenggerechte Richter, hätte im Falle einer anderen Familie ihren Beschluß, ein solches Tagebuch zum ewigen Familiengeheimnis zu machen, wohl freudig zugestimmt. Nur dieser Familie wollte er kein weiteres Geheimnis zugestehen. Sie muß ihm ein besonderer Fall gewesen sein. So ist es nun möglich, aus diesem Tagebuch zu zitieren, nicht aus freien Stücken, es ist der Wille von Allah, dem Vielwilligen selbst.

Das Erstaunen über das Tagebuch ihres verstorbenen Verwandten war kein einheitliches Erstaunen. Einige in der Familie waren mehr erstaunt über den Inhalt, andere mehr darüber, wie der Verstorbene das aufschrieb. Alle aber waren sich einig in ihrer Verwunderung, wie gewählt und vornehm ihr Onkel, Vater, Bruder, Sohn, Großvater sich auszudrücken verstand. Wie konnte er doch nur schimpfen. Woher hatte er bloß alle unflätigen Wörter. Kein einziger Satz in gehobener Sprache von ihm war seiner Familie in Erinnerung. Sie zweifelte an ihren Erinnerungen, und so frug sie Menschen, die ihn gut kannten, mit ihm befreundet waren, das ganze Arbeitsleben mit ihm verbrachten; aber das Familiengedächtnis war makellos.

Sonderbar daran ist auch. Von dem Tagebuch, das der Verstorbene, so das Gerücht, über Jahrzehnte geführt haben soll, fanden nur die wenigen Eintragungen zum „Ramadan“ den Weg aus der Familie heraus. Und seltsamerweise ebenfalls die Erwähnung des Buches „Warum ich kein Christ bin“. Das mit Notizen versehene Buch von Kurt Flasch aber soll bei seinen Nachlasssachen nicht gewesen sein. Es ist bis zum heutigen Tag nicht aufgetaucht.

Aus dem Tagebuch die erhaltenen und vorliegenden Seiten: 

Ramadan - Seite aus dem Tagebuch eines Mannes aus einer muslimischen Familie.jpgVon Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang essen, essen und essen, trinken, trinken und trinken, die Frau erkennen, essen, trinken, den Mann erkennen, trinken und essen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang. Wie leicht fällt es dann, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu fasten, ein paar Stunden nichts zu essen, nichts zu trinken. Was für eine Vortäuschung von Selbstdisziplin.

Wenn das Gebot wäre, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nicht auf die Toilette zu dürfen, alles an sich, alles in sich halten zu müssen, ich hätte Respekt vor einem solchen Gebot haben können. Aber so. Es ist die leichteste Übung. Es ist bloße Täuschung. Was will Allah damit bezwecken, die Selbsttäuschung und die Täuschung der anderen unter die Menschen zu bringen?

Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts dürfen, außer eines: töten, morden. Und dabei soll es doch bei diesem Fasten um Nächstenliebe gehen. Die „Operation Ramadan“ hat mich geheilt. Bis zu dieser Operation war ich anfällig, gefährdet, am Morbus Ramadan zu erkranken. Was bereits geheilt zu sein scheint, kann wieder ausbrechen. Doch nach Ruhollah Chomeini  – „The Blessed Month of Ramadan is an Invitation to God’s Feast.“ „Ramadan is the month in which you should strengthen yourself morally.“ – kamen noch viele mit dieser verfestigten Moral und einluden zum Festmahl Gottes, zu seinem Todesgelage.  Abu Bakr al-Baghdadi wird nicht der letzte sein, aber für mich der letzte Garant, vollständig und für immer vom Morbus Ramadan geheilt zu sein.

Wie unverständlich für mich es immer ist, wenn Menschen, die nicht dem Islam als ihre Religion haben, auch Angehörige von Regierungen, kurz gesagt, Christen einen „gesegneten Ramadan“ wünschen. Es haben mich nie Bücher über den Islam interessiert, der Koran selbst war mir keine Lektüre. Es reichte mir, was mir als Kind gelehrt wurde. Es war mir dunkel und unbegreiflich, so etwas zu lehren. Ich verstand es nicht, aber ich ahnte: alles hinkt. Nun,  da ich verstehen wollte, wie Christenmenschen ein gesegnetes Todesgelage wünschen können, die doch selbst so von Nächstenliebe erfüllt sind, kam ich auf das Buch von Kurt Flasch. Und mit einem Male verstand ich nicht nur die Bibelnächstenliebe, sondern auch die Korannächstenliebe. Und nun verstehe ich, warum ich kein Muslim bin, weil ich „Warum ich kein Christ bin“ las. Zuerst zögerte ich, es kam mir wie ein Frevel vor, aber dann begann ich, Notizen in das Buch zu schreiben. Wo „Bibel“ stand, strich ich es durch, ersetzte es durch „Koran“. Und alles ward mir deutlich. Ich notierte im Buch auch Geschichtliches zum Islam. Soweit es mir aus der Schulzeit noch in Erinnerung war. Und aus all den Nachrichten über den Islam seither. Um es mir noch klarer zu machen.  Ich hätte das nicht machen müssen. Denn, alles was Kurt Flasch über das Christentum sagt, ist genug, um auch dagegen gefeit zu sein, je ein Muslim zu werden. Es hätte seines Buches nicht bedurft, um kein Muslim zu werden, aber nun kann ich es auch ausdrücken, weshalb ich nie ein Muslim wurde, das ausdrücken, was ich als Kind bereits ahnte, als mir unbegreiflicherweise Dunkles und Abwegiges gelehrt wurde. Wie wenig kann ich dem abgewinnen, also nichts, ob der Islam reformierbar sei oder nicht. Ich müßte es meiner Familie berichten, mich ihr erklären, aber es werden andere kommen, auch aus meiner Familie, die das besser vermögen. Mich soll sie in Erinnerung behalten, und das noch lange, sehr lange, wofür ich einiges noch tun werde können.