Europa der Nacht

Eilmeldung!

Nach noch nicht gesicherten Informationen ist es gestern Abend (31.3.17) in der rumänischen Stadt Gheorgheni (Gyergyószentmiklos/Niklasmarkt) zu einem Pogrom gegen Angehörige der örtlichen jüdischen Bevölkerung gekommen.

Eine Gruppe von ethnischen Ungarn hat eine Hütte, die von mehreren Juden bewohnt wird, angezündet. Es ist die Rede von mehr als 150 Personen, vor dem brennenden Haus müssen Fotos nach zu urteilen mehrere hundert Menschen versammelt gewesen sein. Es gibt direkt vom Geschehen bisher keine Fotos oder Aufnahmen, was auch daran liegt, dass die Presse daran gehindert wurde. Die Gruppe zog weiterhin zu anderen in Gheorgheni und den umliegenden Gemeinden lebenden jüdischen Familien in der Stadt, bedrohten sie und verwüsteten oder zerstörten teilweise weitere Hütten. An dem Eintritt in die größte lokale Siedlung wurden sie von Sondereinsatzkräften gehindert.

Die Menschen der betroffenen Gegend konnten die gesamte Nacht nicht schlafen, leben seitdem in Angst und werden von der Polizei bewacht.

In einer geschlossenen Facebookgruppe der Stadt mit einer Userzahl von ca. 5.500 Usern kommentierten währenddessen einzelne Nutzer „Ich spende Benzin“, „Sie sollen alle brennen“ oder „Jetzt gibt’s wieder J[…]braten“. In den Kommentarspalten sozialer Netzwerke äußern sich Menschen rassistisch wie folgt: 

„Der J[…] ist einer wie der Z[…] oder der Moslem. Sie können ungehindert alles tun, weil sie immer mit Rassismus ankommen.“

Nur wenige Kilometer entfernt findet jeden Sommer die Veranstaltung „EMI Tábor“ der rechtsextremen Jobbik-Partei aus Ungarn statt, die über ein umfangreiches Netzwerk in der Gegend verfügt.

Die EU muss ihre Bürger_innen schützen! Gegen die Diskriminierung von Juden und für eine gleichberechtigte Teilhabe aller! Straftäter_innen konsequent verfolgen!“

Das ist der Bericht von Ecoleusti vom 1. April 2017. Der oben zitierte Bericht wurde zur Gänze wortgetreu übernommen.  Nur eines wurde verändert. Es geht nicht um Juden, sondern um Roma. Es wird von Ecoleusti also nicht von einem „antisemitischen“, sondern von einem „antiromaistischen“ Pogrom berichtet, wie gelesen werden kann.

Sie werden sich fragen. Was soll das? Nun. Dabei sollten Sie sich tatsächlich fragen, weshalb müssen Roma und Sinti zu jüdischen Menschen umgeschrieben werden, um darauf aufmerksam zu machen, ein weiteres Mal darauf aufmerksam zu machen, wie es diesen Menschen in Europa geht.

Die Antworten darauf sind denkbar einfach.

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Es gibt zum Glück heutzutage eine hohe Sensibilität in Europa gegen Antisemitismus. Auch wenn es diesen leider nach wie vor auch noch gibt, gibt es zugleich eine starke und sofortige Bereitschaft, Antisemitismus breit entgegenzutreten, diesen breit zu verurteilen, diesen breit abzulehnen. Kennen Sie zugleich diese breite Ablehnung und breite Verurteilung von Antiromaismus in Europa?

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Es ist kein Tabu mehr, bei sogenannten historischen Persönlichkeiten darauf hinzuweisen, sie wären antisemitische gewesen. Hingegen keine breite Erwähnung bei denselben sogenannten historischen Persönlichkeiten, die sich in Wort und Erlässen barbarisch gegen Roma und Sinti verhielten. Exemplarisch für dieses Schweigen über die Vergehen sogenannter historischer Persönlichkeiten können genannt werden:

die kaiserliche Ahnherrin der Integration in Österreich,

die zum Weltkulturerbe ernannten luderischen Schriften.

3

Es wird zum Glück heutzutage bereits breit empfunden, Antisemitismus ist unverzeihlich. Hingegen darf ein Mensch mit Nachsicht und Großzügigkeit der Gebildeten rechnen, der über Roma und Sinti … Exemplarisch kann ein Ethnologe hierfür genannt werden, gerühmt für seine Feldforschungen …

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Es kann im Grunde die Argumentation abgekürzt werden, wenn Sie hier einfach die Kapitel aufrufen, wie über Menschen, die dieser Ethnie zugerechnet werden, heutzutage noch breit geschrieben und breit geredet wird, und dabei so selbstverständlich für sie eine Bezeichnung verwendet wird, die hier nicht noch einmal verwendet werden will.

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Auch wenn es heutzutage nicht nur eine breite Ablehnung des Antisemitismus gibt, sondern wie selbstverständlich vom „jüdisch-christlichen Abendland gesprochen wird, darf keiner Illusion erlegen werden. Denn. Diese Integration des Jüdischen kann mehr der Suche nach Verbündeten geschuldet sein, als einer wahren Ablehnung des Antisemitismus. Verbündete gegen den nun auserwählten „Feind“, dem der Name Islam gegeben wurde.  Das in einem Kapitel bereits angesprochen wurde. Aber das kann sehr schnell wieder umschlagen, wie nicht nur jener Mann es vor 500 Jahren bereits bewies, der jüdische Menschen als Verbündete haben wollte, und diesen dann wünschte, als sie nicht taten wie er wollte, es solle ihnen ergehen wie den …

Auch in Österreich, durch das Mirbeau allerdings nicht fuhr … wie, muß gesagt werden, schade! … was hätte er dann nicht alles über Österreich zu sagen gewußt, stattdessen gibt es bloß das Lahmkonservative eines Thomas Bernhard …

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Sie werden fragen. Was hat das mit Österreich zu tun, was in Rumänien passiert? Nun. In dem oben zitierten Bericht von Ecoleusti findet, wie nicht anders zu erwarten, eine Partei Erwähnung, die für eine österreichische Parlamentspartei keine ist, die sie als eine mit negativen Anschauungen empfindet …

Es sind auch vor allem diese Menschen gemeint, wenn es um bettelnde Menschen geht, und wie selbstverständlich über alle Parteigrenzen hinweg die Forderungen und auch rechtlichen Umsetzungen von Verboten

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Es ist notwendig zu erinnern, was „Pogrom“ heißt. Es mag vielen schon harmlos klingen. Es heißt „Verwüstung“, „Zerstörung“. Und in dieser heutzutage vorstellungsarmen Zeit ist es wohl mehr denn je, wieder, notwendig zu erinnern, was „Verwüstung“, „Zerstörung“ heißt. Octave Mirbeau schildert eine solche Zerstörung, die als Beispiel für dieses Barbarische zitiert werden soll. Es geht hierbei um Pogrome gegen jüdische Menschen. Damit Sie eine Vorstellung bekommen, wie Menschen, die heutzutage, im Jahr 2017, unter Pogromen zu leiden haben, wurde die Erzählung entsprechend adaptiert:

Eines Abends erteilte der Gouverneur den romaischen Läden die Genehmigung, bis zehn Uhr geöffnet zu bleiben. Das ganze Viertel brach in Freude aus. Man hatte die Auslagen noch sorgfältiger bestückt und sich für Beleuchtung in Unkosten gestürzt, um die Kunden anzulocken… Plötzlich um viertel nach neun, brach eine Horde in die kleine Gasse ein, in der sich sein Laden befand, und eine Salve von Geschossen zertrümmerte sämtliche Scheiben. Sein jüngster Sohn war ihm, Blut erbrechend, in die Arme gesunken, und noch während er mit dem Leichnam beladen war, hatte der Vater gesehen, wie ein Besoffener dem älteren Sohn zwei Finger in die Augen bohrte, Und da sei er in Ohnmacht gefallen. Als er wieder zu sich kam, war ihm der Bart ausgerissen, ein Ohr mit einem Säbelhieb abgeschlagen, aber was besonders schmerzte, war sein Kinn … Es war stockfinster in dem Laden, er strauchelte über leblose Körper, und er unterbrach sein Schreien nur, um nach den sich entfernenden Schüssen zu horchen, nach dem Stöhnen, das von der Gasse, von den Dielen, vom Innern der Mauern, von unter der Erde zu kommen schien. Im Schein einer Talgfunzel konnte er feststellen, daß nicht ein einziges Kleidungsstück mehr in den Auslagen verblieben war. Die Plünderer hatten alles zertrümmert, alles mitgenommen … Auf den Stufen zum Kontor, hinten im Laden, lag zwischen leeren Schubladen, zerschlagenen Schubladen, zertrampelten und blutverschmierten Gegenständen seine Frau, die ihm zunächst nur bewußtlos schien. „Ich hab ihre Röcke wieder herabgezogen!“, fügte er ganz leise hinzu … Und er schloß die Augen. Und noch leiser: „Sie waren hochgeschoben! A Frau von mehr als fünfzig Jahr! …“ Dann erkannte er, daß sie tot war, erwürgt, mit offenen Augen. Es kam Leben in ihn. Sein Atem wurde unerträglich. Mir fiel auf, daß er fast ohne Zorn und wie ohne Schmerz redete … Vielleicht hatte er nicht mehr die Kraft, etwas davon auszudrücken! … Ich spürte, daß es meine Augen waren, die sich mit Tränen füllten … „Das war noch nicht genug … Sie haben die Leichen mitgenommen … sie wollten die Leichen nich‘ wieder ausrücken, alle hatten sie sie, egal, ob Tote oder Verwundete, bei Nacht, ma‘ weiß nich‘ wo, verscharrt .. . Sie haben Roma massakriert und sie haben geplündert sieben Tage … Wir konnten uns nicht widersetzen … Wie denn auch? Und sie haben uns geohrfeigt … und sie haben uns in’nen Bauch getreten … und sie haben auch noch auf uns gespuckt … Wozu nur? Ach! … Wozu? …“ Feuerbrünste brauchen aus, die man nicht gelöscht hat … Der größte Teil des Viertels wurde zerstört … Einer seiner Kinder starb noch im Spital an einem Tritt mit dem Stiefelabsatz, der ihm den Schädel gespalten hatte … Und während sie vorher neun gewesen waren und mehr oder weniger glücklich in ihrem Elend, verließen sie, aller Habe beraubt, in Trauer auf ewig, zu fünft diese fluchbeladene Stadt … Ich lauschte der Erzählung des Elends, des Unrechts, der Entbehrungen und langen Wanderungen von Stadt zu Stadt, von Städten, die für Roma verboten waren, zu Dörfern, von wo man sie mit Steinwürfen, mit Sensenhieben verjagte … Er wußte nicht mehr, wovon oder wie sie in jenen furchtbaren Zeiten gelebt hatten  …

Der schreckliche Bericht geht noch weiter. Aber, es versagen die Finger, Sogar die Finger versagen. Sie verweigern, im Angesicht der Gegenwart, zu schreiben, was längst der Vergangenheit angehören sollte, in diesem Europa, und nicht nur in Europa, was vor über einhundertzehn Jahren Octave Mirbeau als Bericht eines Menschen wiedergab, der unter Pogromen zu leiden hatte. Und über einhundertzehn Jahre später, in Europa, ist „Pogrom“ immer noch nicht ein Begriff, der nur noch mit unmenschlichen Handlungen weit zurück in der Vergangenheit erklärt werden könnte, weil es eben keine mehr gibt, diese endlich überwunden sind.

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Sie werden vielleicht sagen, darüber wird in den sogenannten sozialen Medien ja doch ausführlich … in den sogenannten sozialen Medien gibt es eine Fürsprache, Berichte, wenn es gegen Roma und Sinti … Auch das, mehr als enttäuschend, ernüchternd. Heute, am 2. April 2017, eine Suchprobe auf der Plattform des Unternehmens Twitter. Das Ergebnis sehen Sie in der Collage: „Seltsamerweise wurde nichts für deine Suchanfrage gefunden.“ Nichts für „antiromaistische pogrome“. Nichts für „antiziganistische pogrome“.  Sie können die Gegenprobe machen. Sie werden aber Suchergebnisse bekommen, auch auf Twitter, zu „antisemitische pogrome“.

Antiromaistischer Pogrom - Twitter

Kurier der Kaiserin, der ein König trotz seines Krieges gegen sie nie ihr ein Feind war

Es heißt, Menschen müssen stets aus ihrer Zeit, die sie prägt, heraus verstanden und vor allem in ihrer Zeit beurteilt werden, und das wird besonders verlangt, wenn es um sogenannte historische Persönlichkeiten geht.

Es ist schlecht bestellt um die Gegenwart, wenn im März des Jahres 2017  zum Andienen als Kurier der Kaiserin auf diese Art …

„Selbst Friedrich II., ihr lebenslanger Gegner, zollte ihr zuletzt noch Respekt, als er aus Anlass ihres Todes schrieb: ‚Sie hat ihrem Thron und ihrem Geschlecht Ehre gemacht; ich habe mit ihr Krieg geführt, aber ich war nie ihr Feind.'“

Das führt also der Kurier der Kaiserin des Jahres 2017 zur ihrer Lobpreisung an, den gezollten Respekt eines Königs, der mit ihr Krieg geführt habe, aber nie ihr Feind war. Dies im Jahr 2017 noch anzuführen, ja, es ist schlecht bestellt um die Gegenwart, das noch als ein positives Wort anzuführen, er habe mit ihr Krieg geführt, aber er sei nie ihr Feind gewesen, weil sie habe ihrem Thron und ihrem Geschlecht, also dem habsburgischen Geschlecht Ehre gemacht.

Diese Lobhudeley des Kuriers der Kaiserin ist Sinnbild für das Unverständnis der Zeit, in der dieser Kurier lebt, ebenso Sinnbild des Unverständnisses wie der einer „Reserl“-Tochter untergeschobene Satz von dem Kuchen, den das sogenannte Volk essen solle, wenn es kein Brot habe.

Freilich mußte der König kein Feind der Kurierkaiserin sein, die Knochenarbeit des Krieges hatten andere zu erledigen, Fritzerl und Reserl standen nicht selber auf den Wiesen gegeneinander und schlugen sich ganz allein gegenseitig die Schädel ein. Dennoch waren die Wiesen mit Blut überschwemmt, mit dem Blut der Menschen, die kein Brot und keinen Kuchen … Fritzerl und Reserl hatten das bloße Vergnügen des Krieges für sich allein, auf irgendwelchen Anhöhen gemütlich zu hockerln, umsorgt, reichlich mit Brot, Kuchen und andere Delikatessen versorgt, konnten sie mit ihren Landkarten spielen, auf denen sie die Brotlosen und Kuchenlosen hin- und herschoben, ätsch, und tot sind deine Losen … ganz nach Lust, Laune, Tagesverfassung, spielerischer Freude, Blutdurst, Leibhunger …

Und wenn sie einmal keine frommen Kriegslüste hatten, dann kümmerten sie sich um Integrationsmaßnahmen, wie das Reserl mit ihrem Sohn, die für das heutige Österreich noch Vorbildwirkung …

Fritzerl starb für die damalig Zeit wohl hochbetagt gemütlich und umsorgt in seinem Stuhlchen, und Reserl starb für die damalige Zeit ebenso gemütlich und umsorgt in ihrem Schlösserl, vielleicht auch auf ihrem Sesserl. Sie starben ohne, wie es heißt, Fremdeinwirkung, kein Krieg, den sie anzettelten, raffte sie hinweg, die Kriege, die sie anzettelten, raffte die Brotlosen und Kuchenlosen hinweg. Sie war nicht die einzige, die umhegt, gepflegt … als Octave Mirbeau den unten zitierten Text schrieb, regierte in Österreich ein Greis, der wohl selbst nicht mehr die Brotlosen und Kuchenlosen auf der Landkarte – das wird ihm wohl ein Lakai nach sabbernden Anweisungen …

Diese Lobhudeley ist dermaßen absurd, und besonders absurd ist diese vom Kurier der Kaiserin, das nicht umhin zu kommen ist, in Erinnerung zu rufen, was vor über einhundert Jahren Octave Mirbeau …

Aristokratie - Octave Mirbeau - Gedächtnistafel für Redaktionen.jpgDas Grausame schreckt nicht ab. Im Gegenteil, ja, es ist schlecht um die Gegenwart bestellt. Dient das noch zur Glorifizierung von solchen Figuren, die nicht zum Gaudium der Brotlosen und Kuchenlosen, damit sie ihr Hungern und ihr Krepieren für die Höfe vergessen, im Hippodrom liefen, sondern die Wirklichkeit und die Welt zu ihrem Hippodrom der Grausamkeit … In allen Redaktionsstuben der Medien, auch der österreichischen Medien, die so ehrerbietig von den Kabinetten des Grauens auch heute noch berichten, sollte eine Wandtafel mit den Worten von Mirbeau angebracht werden, vielleicht bringt das mehr Einsicht, welcher Groteske sie Schreibknechte, welchem Karneval sie Schreibmägde …

„Dazu beitragen, den Völkern zu demonstrieren, daß das Königtum in unserer Zeit etwas völliges Nutzloses, völlig Unmodernes, ja fast so etwas Groteskes ist wie jene alten Ritterrüstungen, die hie und da noch heute die Vorzimmer und Flure in einigen Schlössern reichgewordener Schuster zieren … Eigentlich dürfte es nur noch in den Operetten existieren, obwohl die Librettisten der Ansicht sind, daß dieses Thema schon stark angestaubt ist. Ich frage Sie in allem Ernst: Kommen die Höfe von Österreich, von Deutschland, von Spanien mit der Albernheit ihres Zeremoniells, mit der karnevalesken Pracht ihrer Kostümierungen heute nicht wie törichte Theaterkulissen, wie erbärmliche Inszenierungen für Hippodrom-Aufführungen vor?“

Maria Theresia, Ahnherrin der Integration in Österreich

In den letzten Wochen gab es nicht wenige Jubelberichte über Maria Theresia in österreichischen Medien, in einer sogenannten Qualitätszeitung für den Tag wurde gar eine Feministin bemüht, Maria Theresia zu einem heutigen Rollenvorbild für … eine mediale Andienerei und Lobhudeley, als wäre Maria Theresia am Leben und regierte als – die sie nie war – Kaiserin von Österreich … der Anlaß dafür Austellungen über Ausstellungen zu ihrem Geburtstag oder einem Jubiläumsjahr ihrer Regentschaft …

Wer Jubeleien in den Zeitungen von der österreichischen Provinz bis zur österreichischen Provinz, also von der Bundeshauptstadt, in den März-Wochen des Jahres 2017 überflog, konnte eine Vorstellung davon bekommen, wie eine gleichgeschaltete Presse funktioniert, ohne die Presse monarchisch gleichschalten zu müssen. Hervortat sich die oben erwähnte Qualitätszeitung für den Tag noch mit einem weiteren … der Herr Journalist, so berichtet er, steht mit „leiser Wehmut vor den Prunkkutschen“ seiner Kaiserin – „die junge, lebenslustige, dabei kunstsinnige und allgemein als gutherzig beschriebene Habsburgerin“. Pflichtschuldig erwähnt er wohl, daß sie gegen Juden … ihr Vorgehen gegen Roma und Sinti aber, nun, das scheint überhaupt ein Merkmal der heutigen Presse zu sein, das Vorgehen und das Schreiben gegen Roma und Sinti einer sogenannten historischen Persönlichkeit nicht anzulasten, darüber zu schweigen, und es kann, so scheint es, den sogenannten historischen Persönlichkeiten kein Vorwurf deshalb gemacht zu werden, es sei von diesen wohl kein Unrecht gewesen, dermaßen gegen

Wer schließlich sind Roma und Sinti? Bloß Menschen, gegen die weiter geschrieben und vorgegangen wird wie ehemals – oh, glückseliges Österreich, mit deiner Maria Theresia, die endlich Kaiserin …

Und was hat sie denn getan?

Es war von ihr doch nur „gutherzig“ gemeinet, ihre Erlässe gegen die „Zigeuner“:

  • Besitz von Pferden und Kutschen untersagen
  • ihre Häuser und Dörfer nur gegen Erlaubnis
    und genauer Zielangabe verlassen dürfen
  • Verbot von Ehen zwischen Roma
  • ihnen alle Kinder über fünf Jahre wegnehmen und an Bauernfamilien zur christlichen Erziehung übergeben
  • Verpflichtung zur Übernahme von Kleidung und Sprache der Dorfbevölkerung
  • Strafen für Verwendung der „Zigeunersprache“: 24 Stockschläge

Beteiligt daran ist auch ihr Sohn Josef … Mutter und Sohn, die in Österreich als Reformerin und als Reformer gefeiert, gewürdigt, geehrt, verehrt … eine sonderliche Vorstellung in diesem Land, auch noch im 21. Jahrhundert, von Reformen … auch von Aufklärung, wie eine Aufgeklärte in der oben erwähnten Zeitung für den Tag im vorigen Jahr mit verklärten Augen dem Sohne Marias …

Es war von ihnen doch nur „gutherzig“ gemeinet … „Integrationsmaßnahmen“ halt …

Wen erinnert das nicht an das Fremdenrecht dieser Tage – Mutter Maria und Sohn Josef: Ahnherrin und Ahnherr österreichischer Integretationsmaßnahmen … Es werden die sogenannten Fremden darüber nur jubeln und aus lauter Dank ebenfalls einen Rosenkranz sich um den Hals binden müssen. Denn schließlich. Für sie wird nur das Beste aus Jahrhunderten genommen, alles, was sich gar so durch die Jahrhunderte bewährte,  wie „Zigeuner“, denen sie nun traditionsreich gleichgestellt sind, ihnen bestätigen können.

Ach, wie gutherzig doch alles gemeinet, auch für das Strafrecht eine bessre Ahnherrin kann nit gfund’n ….

Maria Theresia - Ahnherrin österreichischer Integration.jpg

Neues braucht die Stadt, mehr noch das gesamte Land

Heumarkt - Weltkulturerbe

Besonders in Wien fehlt ein Denkmal für Octave Mirbeau, gerade jetzt, da so viele – vielleicht verursachen Furunkel an ihren Gesäßen zu große Schmerzen – meinen, aufstehen zu müssen, zum Hinknien, um die Vergangenheit anzubeten und herbeizubeten, wird schmerzlich ein Denkmal für Octave Mirbeau vermißt, in das für die Schreienden und Rasenden eingraviert ist:

„Und sehen Sie: Sobald es darum geht, eine Gruppe von alten, vermoderten Häusern niederzureißen, die Spitzhacke in Gassen zu schlagen, die mit dem Unrat der Jahrhunderte angefüllt sind, damit die Luft, Licht, Gesundheit eindringt, dann gibt es nur Proteste, Geschrei und Raserei.

Vereine zum Schutz von Kunst und Geschichte formieren sich, lärmende Ausschüsse werden tätig, Zeitungen ergehen sich in den verrücktesten Propaganden, erhitzen sich selbst und gegenseitig in dem Kampf darum, das, was sie auch die Schätze unseres nationalen Erbes nennen, vor dem, was sie als einen Akt des Vandalismus bezeichnen,
zu bewahren.

Am Ende schreckt die Regierung zurück vor der Gefahr, die bei Wahlen immer besteht, eine Sanierung vorzunehmen. Um die Geschichte zu ehren, wird sie jene gefürchteten Infektionsherde bewahren und konservieren. Sie wird sogar noch mehr tun: Sie wird zu ihrer Konservierung einen Konservator ernennen.“

Es muß aber ein mobiles Denkmal sein.

Rettet die Karlskirche - WeltkulturerbeDenn es ist an vielen Orten aufzustellen. Besser noch, um es gleichzeitig aufstellen zu können, gleich mehrere mobile Denkmäler derselben Ausführung. Aktuell ist ein solches aufzustellen: eines vor der Karlskirche im Resselpark, eines auf dem Heumarkt.

Wie viele hätte es schon in den letzten Jahren bedurft, etwa vor dem Karl-Lueger-Denkmal auf dem Karl-Lueger-Platz. Gerade statt Karl Lueger ein stationäres Denkmal für Octave Mirbeau und gleich den Karl-Lueger-Platz umzubennen in Octave-Mirbeau-Platz …

Octave Mirbeau statt Karl LuegerAuch an anderen Orten in Wien wäre das mobile Mirbeau-Denkmal mit dieser Inschrift angebracht gewesen, beispielsweise im Museumsquartier, wo ein Leseturm nicht gebaut werden durfte, oder im Arenbergpark, wo die Flaktürme bleiben mußten, wie sie waren oh, nationales Erbe … vor jedem alten Haus, das nicht … weil schreiend und rasend gemeint wird, es sei zu erhalten …

Diese geistigen Infektionsherde des Glaubens und des Nationalen … wer könne sich da noch wundern, daß alles zurückkehrt, und es kann doch nur eines verwundern, weshalb noch die Furcht vor der Wiederkehr, wo doch so viele für das Bewahren des nationalen und religiösen Erbes rasen und schreien …

Statt Stephansdorf Octave-Mirbeau-LeseturmAuch an anderen Orten in Wien ist das mobile Mirbeau-Denkmal vonnöten. Besonders vor der Stephanskirche auf dem Stephansplatz. Ist der Domabriß nicht längst überfällig, um hier, spät aber doch den Leseturm, der im Museumsquartier nicht errichtet werden durfte, zu bauen, den Octave-Mirbeau-Leseturm, einen Leseturm zu errichten, denn zum Lesen hat die Stadt, das gesamte Land viel – mit dem Entfernen des größten Furunkels hörten augenblicklich die Schmerzen auf und niemand bräuchte mehr für eine menschgemäß nur vorübergehende Erleichterung sich hinzuknien …

Mobiles Denkmal Octave Mirbeau - Gegen Infektionsherde des National und des Glaubens

Schriften von Martin Luther – 500 Jahre Weltkulturerbe Antiziganismus

Unesco Weltkulturerbe Schriften Martin Luther

Es gibt nun eine recht große Freude unter den Wiedergängern und Nachgängerinnen von Martin Luther, daß Schriften von ihm Weltkulturerbe … so passend und hilfreich zu den Propagandafeiern 500 Jahre …

Und was je zum Erbe erkoren wird. Dafür scheint es ein Leitbild zu geben, bestehend aus einem einzigen Satz: Das Weltkulturerbe ist gut.

Vollständig aber müßte es heißen: Das Weltkulturerbe ist gut, aber der Mensch, der Mensch ist nicht so. Und auch Martin Luther ist … Was er ist, was er heute allen sein sollte –  es gibt hierzu bereits einige Abschnitte, wie gelesen werden kann …

Weltkulturschönung wäre wohl die zutreffendere Bezeichnung für das Listerl Weltkulturerbe.

Oder: Weltkulturerbe, eine Albernheit. Und es ist auch albern. Eine besondere Albernheit fällt hierzu ein, die mit dem Burgerl als Versteck von Luther sogar zusammenhängt, nämlich die Albernheit

WKR-Ball, der nun Aka…

um wienerische Bälle als … albern nicht nur, wenn es um Säbeltänze geht, was für ein albernes Geschrei ist aktuell auf dem Eislaufplatz oder aus dem Resselpark

Als Octave Mirbeau vor einem Schaufenster mit Smartphones steht …

sieht er keine Smartphones an, sondern red rubber, also roten Kautschuk. Und beim Ansehen der Kautschukmuster sieht er im Nu etwas anderes, das Eigentliche, das Wesentliche, das Verbrechen. Das ist lange her. Über einhundertzehn Jahre. Heutzutage sehen sich Millionen von Menschen im Internet Bilder und Videos vom Eigentlichen, vom Wesentlichen, vom Verbrechen an. Aber wenn die Millionen von Menschen vor den Auslagen stehen, sehen sie das Eigentliche, das Wesentliche, das Verbrechen nicht, sondern nur Smartphones, und dann stürmen sie sofort die Geschäfte, um den Geschäftskönigen Millionen, Milliarden …

Smartphones in Auslagen

Octave Mirbeau braucht keine Collage dazu, um das Eigentliche, das Wesentliche, das Verbrechen zu sehen, wenn er in die Auslage mit den Kautschukmustern sieht.  Heutzutage muß eine Collage erstellt werden, um zu zeigen, was tatsächlich zu sehen ist, wenn in Auslagen Smartphones gesehen werden. So arm ist der Mensch des Westens seither geworden, daß es ihm nicht mehr möglich ist, Bilder und Videos im Internet mit der in Auslagen ausgestellten Ware in Verbindung zu bringen. Heutzutage im Westen, in der ach so kreativen Zeit.

Als Octave Mirbeau vor der Auslage steht, und das Eigentliche, das Wesentliche, das Verbrechen sieht, gab es einen Menschen, der Geschäftskönig genannt wurde. Leopold von Belgien, verheiratet mit einer Habsburgerischen aus dem tirolerischen Österreich. So reich ist der Mensch des Westens seither geworden, daß es viele Geschäftskönige gibt. Und es gibt wohl nicht wenige Geschäftskönige, die immer noch ganz begierig darauf sind, mit einer Frau aus der Familie Habsburg aus dem tirolerischen Österreich verheiratet zu werden. So nichts hat sich seither im Westen verändert. Aber das ist nicht das Schlimme, eine Frau aus der Operette … Das ist hier auch ganz nebensächlich.

Als Octave Mirbeau vor der Auslage steht, geht es um den Kongo. Und auch heute geht es um den Kongo, nicht nur um den Kongo, aber auch und weiter um den Kongo, wenn in den Auslagen das Eigentliche, das Wesentliche, das Verbrechen zu sehen ist. So nichts hat sich seither verändert, daß es nicht notwendig ist, über seltene Erden, über Kobalt, über Smartphones zu schreiben, um das Eigentliche, das Wesentliche, das Verbrechen in die Auslage zu stellen. Nur weil es heutzutage andere Produkte sind, muß nicht so getan werden, als hätte es einen Fortschritt gegeben.

Heutzutage ist ebendas Smartphone der Hauptkautschuk.

Über das Eigentliche, das Wesentliche, das Verbrechen kann auch über einhundertzehn Jahre später geschrieben werden, indem einfach zitiert wird, was Octave Mirbeau schreibt, über den Kautschuk. Freilich muß die heutige Einfalt berücksichtig werden, und also stets, wenn Kautschuk genannt wird, Smartphone hinzugeschrieben werden. Korrekter wäre es, Kobalt, seltene Erden … aber die Einfalt, die Kombinationsmängel des westlich gebildeten Menschen … sonst aber, wie bitter für die heutige Zeit der ständigen Weiterbildung und Fortbildung, muß nichts geändert, nichts hinzugefügt werden.

„Der rote Kautschuk [Smartphone]

Dieses Schaufenster wirkt harmlos; der Laden macht einen friedlichen Eindruck. Und doch beginnen mich diese Muster allmählich zu faszinieren. Schließlich kann ich meine Augen nicht mehr von diesen Kautschukstücken [Smartphonestücken] lösen. Warum gibt es keine erläuternden Bilder, keine Photos in diesem Schaufenster? … Meine Phantasie ersetzt sie im Nu.

Ich denke an die Wälder, an die Seen, an das Märchenhafte dieses Paradieses voller Sonne und Blumen … Ich denke an die kindlichen Neger, an die bezaubernden Neger, die zu den gleichen Freundlichkeiten und den gleichen Roheiten wie die Kinder fähig sind. Ich erinnere mich an jenen Satz eines Forschungsreisenden: ‚Sie sind hübsch und sanftmütig wie jene Kaninchen, die man abends am Rande der Wälder sieht, wie sie sich putzen oder im duftenden Grase spielen.‘ Was ihn im übrigen nicht daran hinderte, sie zu töten … Ich sehe die vollendeten Bronzen der Frauenkörper und die Kleinen mit ihren geblähten Bäuchen umherrennen. Ich sehe große Teufel, so schön wie antike Statuen, über einen Lendenschurz, über Glasperlenschmuck ungeduldig mit den Füßen stampfend um Uhren, um Phonographen, um all den erbärmlichen Nippes drängen, den wir für sie herstellen; sich in die Brust werfen, hin- und herschwanken, als würden sie sich lustig machen, sich lustig machen über uns oder über sich selbst; den Kopf hin und her wiegen wie Kinder, die sich genieren. Ich sehe an ihren Frauen, die den Karessen der Weißen zugänglich sind, die linkische Gebärde einer Bäuerin, die ein Städter vor Freude zum Erregen bringt.

Und auf einmal sehe ich über ihnen – und sie bedrohend – die Peitsche des Händlers, des Kolonisten und des Beamten. Ich sehe nur noch solche, die mit dem Revolver in der Faust zur Arbeit geführt werden und so brutal wie die Soldaten in unseren afrikanischen Strafkolonien behandelt werden und die hundemüde, die Haut übersät mit Striemen, weniger zahlreich als sie aufgebrochen waren, von der Arbeit zurückkehren. Ich sehe Hinrichtungen, Massaker, Folter, unter denen, wahllos durcheinander, blutüberströmt, Athleten aufschreien, die gefesselt sind und gekreuzigt werden, Frauen, deren Martern ein abscheulich wollüstiges Schauspiel bieten, Kinder, die, die Hände schützend über ihren Kopf haltend, mit ihren kleinen krummen Beinen unter ihren hervortretenden Bäuchen die Flucht ergreifen. Ganz deutlich habe ich in einer grauen Scheibe, in einer schwarzen Kugel den zu hübschen Rumpf einer vergewaltigten und enthaupteten Negerin erkannt und habe darin auch verstümmelte Greise gesehen, die im Sterben liegen und deren ausgetrocknete Glieder knacken. Und ich muß die Augen schließen, um den Anblick all dieser Greuel zu entgehen, zu denen sich diese Kautschukmuster [Smartphonemuster], die dort so reglos, so neutral daliegen, urplötzlich belebt haben.

Dies sind die Bilder, die eigentlich fast jeder Pneu, der vorrüberrollt, und fast jedes in seinen isolierenden Mantel gehüllte Kabel erwecken müßte. Aber man weiß nicht immer, woher der Kautschuk [Smartphone] stammt. Hier weiß man es: Er stammt aus dem Congo. Er ist tatsächlich jener red rubber, der rote Kautschuk [Smartphone]. In Antwerpen landet davon nicht ein einziges Gramm an, das nicht in Blut getränkt ist.

Im tropischen Amerika, in Malaysia, in Indien ist die Ausbeutung der Kautschukpflanzen [Smartphoneerden] nur eine landwirtschaftliche Industrie. Im Congo ist sie dagegen die schlimmste Ausbeutung der Menschen. Zu Beginn hat man nur die Rinde der Bäume eingeritzt wie in Amerika und in Asien, doch dann hat man, als die Händler aus Europa und die Industrie ihren Bedarf immer mehr erhöhten und die Handelsgesellschaften, die den Reichtum des Königs Leopold ausmachen, immer höhere Einkünfte benötigen, schließlich die Bäume und die Lianen ganz ausgerissen. Nie liefern die Dörfer genug von diesem kostbaren Rohstoff. Man peitscht die Neger aus, da einen die Ungeduld packt, wenn man sie so gemählich arbeiten sieht. Die Rücken übersäen sie mit blutigen Tätowierungen. Entweder sind sie Faulpelze, oder aber sie verstecken ihre Schätze irgendwo. Expeditionen werden organisiert, die jeden Winkel durchsuchen, alles beschlagnahmen, ganze Stämme gefangennehmen. Man nimmt sich Geiseln, die jüngsten unter den Frauen, ja sogar Kinder, mit denen man sich ja wohl noch vergnügen darf, um sich ein wenig zu beschäftigen, oder Greise, an deren Schmerzensschreien man etwas zu lachen hat. Man wiegt den Kautschuk [Smartphone] vor den versammelten Negern ab. Ein Offizier schlägt in einer Notizkladde nach. Es genügt bereits eine Nichtübereinstimmung von zwei Ziffern, und schon fließt das Blut, und ein Dutzend Köpfe rollen zwischen den Hütten.

Und wir brauchen immer noch mehr Pneus, immer noch mehr Regenmantel, immer noch mehr Vernetzungen für unsere Telephone, immer noch mehr Isolationsmaterial für die Kabel der Maschinen. Also ritzt man genauso, wie man die Rinde der Pflanzen einritzt, die Haut der beklagenswerten Eingeborenenrassen ein, und mit der gleichen Roheit, mit der man die Lianen ausreißt, reißt man dem Land seine menschlichen Pflanzen aus.

Zum Teufel mit den Engländern, die eifersüchtige Kerle sind und es dem König Leopold nicht verzeihen, daß er sie an der Nase herumgeführt und bestohlen hat! Zum Teufel mit den Zeitungsschmierern und Radaumachern! Wenn an all unseren Pneus [Smartphone], an all unseren Kabeln Negeblut klebt, dann ist das doch ein gutes Geschäft! Können wir die niederen Rassen denn besser mit unserer Zivilisation verbünden, sie enger in die Bedürfnisse unseres Handels und unseres Lebens einbinden? … Außerdem sind Leopolds Paläste, seine Launen, seine Reisen, seine Sinnenfreuden kostspielig. Muß man nicht auch die Dividenden der Aktionäre erhöhen, die Zeitungen bezahlen, damit sie den Mund halten, das Interesse des belgischen Parlaments wachrütteln, damit e dafür stimmt, und das Interesse der anderen Regierungen einlullen, damit sie über diese Greuel die Augen verschließen?

Aber das ist egal. Wenn ich König Leopold noch einmal begegne, während er sich in Monte Carlo, in Trouville oder in der Rue de la Paix herumtreibt, wenn ich unterm Glase sein Auge strahlen sehe, während er die Schmuckschatullen eines Juweliers betrachtet, die Bluse oder die Lippen einer vorübergehenden Dame taxiert, wenn ich die zu reife Begleiterin einer sehr hübschen Demoiselle in einem Restaurant an den Champs-Élysées dem Souverän etwas ins Ohr tuscheln sehe, dann werde an dieses Schaufenster hier denken, und dann wird mit die Lust zu lachen vergehen …

‚Wir haben auch noch ganz wundervolles Elfenbein …‘, meinte der Mann im Gehrock zu mir, während er mich zurück bis zur Tür begleitete.“

Grüner Gesetzesvorschlag oder Österreich 2017: Strafen, Kerker, Verbote, Anhaltelager

Österreich 2017 - Strafen - Kerker - Verbote - Anhaltelager.jpg

Es war einmal in einem Land, in dem es einer Partei mit einem Justizminister, der die Vision einer gefängnislosen Gesellschaft hatte, gelang, mehrmals Wahlen mit absoluter Mehrheit zu gewinnen. Von diesem Land ist der nackte Name übergeblieben: Österreich.

Und die Menschen, die in dieser nun so fern anmutenden Zeit geboren wurden, damals Kinder, vielleicht auch schon Jugendliche waren, in dieser Zeit ihre Bildung in den Pflichtschulen, in den weiterführenden Schulen, auf den Universitäten erfuhren, und es könnte gemeint werden, diese Zeit hätte sie prägen müssen, weil es doch stets heißt, die Zeit der Jugend ist die prägendste Zeit, sind geblieben, haben nun Positionen inne, die es ihnen ermöglichen, Gesetze zu verabschieden, Gesetzesinitiativen einzubringen, im Parlament, das sie immer mehr zu einer Disziplinierungsanstalt verbauen.

Und das Erschreckende daran ist nicht, daß es Mandatare von der FPÖ sind. Von dieser Partei ist etwas anderes nicht zu erwarten. Das Erschreckende daran ist nicht, daß es Mandatare von der ÖVP sind. Von dieser Partei ist nicht viel anderes zu erwarten. Das Erschreckende daran ist nicht, daß ein weitere Partei – die ist nicht mehr zu erwähnen, wird bald aus dem Parlament hinausgefahren werden. Das Erschreckende daran ist, daß es Mandatarinnen von der Partei sind, die in ihren Reihen diesen Justizminister der Utopien hatte, der länger als jeder andere Mensch Justizminister in diesem Land war. Das Erschreckendste daran aber ist wohl, daß Mandatarinnen von der Partei, von der gemeint werden durfte, sie rettet die Visionen und die Utopien aus der nun so fern anmutenden Zeit herüber in die Gegenwart, nun auch schon die Ziegeln herankarren zum forcierten Umbau des Parlaments zu einer Disziplinierungsanstalt.

Das ist das Erschreckendste und das Enttäuschende in diesem Land, das immer noch Österreich heißt, diese hohe Einigkeit, diese Übereinkunft gesetzesverantwortlicher Parteien, eine Disziplinierungsgesellschaft haben zu wollen, einen Züchtigungsstaat errichten zu wollen, wie er überwunden gedacht werden konnte, und alle Parteien tragen mit der einen oder anderen Züchtigungsidee dazu bei. So auch die Grünen etwa mit der aktuellen Gesetzesinitiative, die in ihrer Gesamtheit in der Collage gelesen werden kann.

Beworben wird diese Züchtigungsidee wie folgt:

„Wer auf Social Media Gewalt gegen eine Person gutheißt oder sie auf sexualisierte Art und Weise beleidigt oder bloßstellt, soll künftig mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe bestraft werden können.

Für die Weiterverbreitung an eine breite Öffentlichkeit wäre bis zu ein halbes Jahr fällig.

Bis zu zwei Jahre für die Veröffentlichung von Wohnadresse oder Telefonnummer der betroffenen Person.“

Es genügte bereits, diesen Gesetzesvorschlag der Grünen abzulehnen, weil er nur Strafen anzubieten hat. Aber wie alle Korrektionsanstaltsregeln hat auch dieser Gesetzesvorschlag darüber hinaus Mängel, auf die doch eingegangen werden will.

1

Ein nationales Gesetz gerade in diesem alle Grenzen verneinenden Medium ist ein unbrauchbares Gesetz.

2

Wie soll gerade bei diesem Medium festgestellt werden, daß ein derartiges Posting tatsächlich mehr als 150 Personen und tatsächlich weniger als 150 Personen zugänglich war, um es ahnden, aber es auch nicht ahnden zu können? Diese Feststellung ginge wohl nur doch eine totale Überwachung.

3

Nach diesem Gesetzesvorschlag könnte beispielsweise Angela Merkel … wie das Beispiel in der Collage zeigt. Denn der Gesetzesvorschlag der Grünen träfe gänzlich zu.

Dinghofer hofft auf FPÖ unzensuriert auf einen Stauffenberg gegen Angela Merkel, der „genauer arbeitet als sein Vorgänger“

Und Angela Merkel kann dieses in Österreich verbreitete Posting auch in Deutschland lesen und dann? Oder würde das Gesetz, wie von den Grünen vorgeschlagen, nur für „Personen“ gelten, die in Österreich ihren Wohnsitz haben? Diese Einschränkung, was bei diesem Medium eine sonderliche Einschränkung wäre, steht nicht im Gesetzesvorschlag. Gerade ein Männchen aus der Türkei würde sich darüber wohl sehr freuen, über ein solches Gesetz in Österreich.

4

Auch sollen Menschen, die ein derartiges Posting weiterverbreiten, ebenfalls mit einer Haftstrafe … Und was ist mit all den Menschen, die anonym ein derartiges Posting positiv bewerten, somit zur Verbreitung beitragen? Für Bewertungen wird nicht einmal ein Pseudonym benötigt. Gänzlich namenlos. Wie auch das Beispiel eines Postings gegen Angela Merkel zeigt, schreibt ein Mensch derart Ungeheuerliches, und viele Menschen denken nicht nur dieses Ungeheuerliche, sondern bestätigen das Ungeheuerliche durch die Tat der Positivbewertung und tragen soher auch zur Verbreitung bei. Würden aber ungestraft davon kommen. Es sei denn, es wird ein Weg der totalen Überwachung gefunden, um auch diese zur Verantwortung zu ziehen.

5

Und ein weiteres Gesetz soll eindämmen können, was mit bisherigen Gesetzen nicht möglich war? Ein gutes Beispiel für die Schlechtigkeit ist Peter_. Wie in der Collage gelesen werden, schreibt er nach wie vor recht munter, diesmal, am 18. März 2017, möchte er dem Kardinal, der für ihn „schwachsinnig“ ist, „ins Gesicht speiben“. Und gleich neunundzwanzg Personen finden, das ist eine positive Tat, einem Menschen „ins Gesicht speiben“. Seit Jahren verbreitet, wie hier nachgelesen werden kann,  Peter_ das Ungeheuerlichste. Um nur eine Ungeheuerlichkeit exemplarisch herauszugreifen:

Fragen an Norbert Hofer, den Dritte-Chance-Geschenk-Kandidaten

6

Zwei Jahre Haftstrafe sollen Menschen gar bekommen, die Wohnadresse … Wer sich im Internet umsieht, findet die eigene Wohnadresse und die eigene Telefonnummer auf nicht wenigen Sites … Und nach diesem Gesetzesvorschlag der Grünen, wer kommt für zwei Jahre in den Kerker? Auch all die Adressenhändler, Nummernhändlerinnen, die ungefragt im Internet Daten zur Verfügung stellen und verbreiten, oft sind es auch welche, die es nicht in und von Österreich aus machen? Die Verantwortlichen für „Stoppt die Rechten“ aus dem Umfeld der Grünen, die die Privatadresse mit Telefonnummern, wie in der Collage gelesen werden kann, von einem ehrtreuen Manne veröffentlichen, oder die Person, die diese Collage, um das aufzeigen zu können, erstellte, ohne die Adresse zu schwärzen?

Was für eine Hysterie. Wegen Adressen, die so leicht zu finden sind. Woher hat zum Beispiel jener Mann die Adresse, wie er schreibt, immer wenn er vorbeifahre, müsse er …

Vielleicht hat er die Adresse im Internet selbst herausgesucht, vielleicht hat er sie von Burschen, die die Adresse einmal veröffentlichten, aber nicht in Österreich, sondern in Deutschland … Und wie ist das, wenn eine Adresse aus Österreich in einem anderen Land veröffentlicht wird, nicht aus guten Absichten, und doch durch diesem Medium in Österreich zugänglich … Oder doch auf einer österreichischen Website eines ehrenschätzenden Mannes? Und würden die zwei Jahre Haft auch dann zu verhängen, wenn die Adresse seit Jahren veröffentlicht und zugänglich …

Das auf die Schnelle zu diesem Gesetzesvorschlag. Ja, Wer disziplinieren will, heißt es, denkt selten nach …

Goethesche Horst-Wessel-Gedichte der Kinder von Wien

Über alle Wipfeln ist Ruh,
in allen Gipfeln spürest du
die Reihen fest geschlossen
SA marschiert die toten
Brüder die Rotfront und
Reaktion in unsern Reihen mit.

Das ist das Horstwesselgedicht. Sagt Ate.

Über allen Gipfeln ist Ruh.
In allen Wipfeln spürest du
kaum einen Hauch.
Die Vögel schweigen im Walde.
Warte nur, bald ruhest du auch.

So geht für Curls das Horstwesselgedicht.

Das sind Kinder aus einer Wiener Kellerruine, die goethesche Horst-Wessel-Gedichte aufsagen …

„Die Kinder von Wien“ nennt Robert Neumann seinen Roman, den er selbst Jahrzehnte nach seiner Niederschrift ins Deutsche übersetzt. Der im deutschsprachigen Wien geborene und für Jahrzehnte im deutschsprachigen Wien lebende Neumann schreibt diesen Roman nicht in der deutschen, sondern in der englischen Sprache. Die Originalfassung eines Romans über Kinder in Wien ist also in englischer Sprache.

Was für ein Sprachengemisch! Und auch die Kinder in diesem Roman sprechen nicht ein sogenanntes reines Deutsch, der gesamte Roman ist in keinem sogenannten reinen Deutsch geschrieben. Wie selbstverständlich die vielen Sprachen. Damals. Wie seltsam und unbehaglich heute das Geplärre nach Deutsch! Deutsch! Deutsch! Aus allen Mündern schreit es: Deutsch! Deutsch! Deutsch! Nicht nur aus wienerischen Mündern, aus allen österreichischen Mündern schreit es: Deutsch! Und wer nicht Deutsch! schreit, denkt für sich zustimmend: Deutsch! Und keiner dieser Münder kann mehr einer bestimmten Weltanschauung mit Gewißheit … bevor der Keller zur Ruine wurde, war es leicht die Weltanschauungszugehörigkeit zu erkennen, es mußte nur in die aufgerissenen Münder geschaut werden, um zu sehen, ob auf der Zunge ein Abdruck einer frisch befeuchteten Parteibuchmitgliedsmarke …

Es gibt Menschen, die sehen in diesem Roman die Gegenwart in vielen, viel zu vielen Ländern beschrieben. Besonders von Kindern. Aber Neumann beschreibt bloß die Gegenwart seiner Zeit, und seine Zeit ist die Allgegenwart der Menschen, besonders von Kindern. Es ist wieder ein Buch, das zu lesen ist, und nicht zu …

Wider die Überfülle von Widerwärtigem.
Es geht nicht an, daß Österreich
widerspruchslos ein Buch akzeptiert, das
für das Land, für die Stadt, ihr
millionenfaches Blutopfer und die
jahrelange Bitterkeit gequälter Menschen
nichts anderes übrig hat als
ein zynisches Kaleidoskop.

Das ist kein Gedicht. So schreibt das Organ der demokratischen Einigkeit Neues Österreich über diesen Roman. Neues Österreich herausgegeben von: Christdemokraten (ÖVP〉, Sozialisten und Kommunisten.

Auch das ist kein Gedicht.

Das ist die ganze Geschichte – zugleich eine krude, verzweifelt radikale, eine beklemmende Parabel über die Zerstörung des Menschen durch Krieg. Alles ist danach kaputt und verdorben – auch die Sprache. Und ebendas wurde einst als unerträgliche Provokation empfunden. Goethes Deutsch wenigstens, so die Lehrmeinung, habe Niedertracht und Grausamkeit unbeschadet überstanden. In Neumanns „Die Kinder von Wien“ ist hingegen die moralische Katastrophe einer Epoche Sprache geworden. Der Pädagoge Hartmut von Hentig hat dieses Buch als „Gedankenexperiment“ gepriesen, „über Fragen wie: Was ist Schuld? Wie kommt sie in die Kinder? Ist ihre Lebenskraft nicht die Amoral? Und wenn das so ist, was ist zu tun?“

Was wird getan? Nach Deutsch! Deutsch! Deutsch! wird geschrien.

Was das für Kinder sind, in der Kellerruine. Sie können Gedichte aufsagen. Auch Jid weiß sofort eines auf die goetheschen Horst-Wessel-Gedichte folgen zu lassen.

Ich weiß ein Gedicht.
Aber es reimt sich nicht.
Wir der President von die United States
und der Erste Minister von was man nennt
the United Kingdom betrachten wir es
als richtig zum Verkünden
gewisse Grundsätze -.

Ewa hat es genommen für den Abort,
aber ich weiß es auswendig.
Erster Paragraf!
Unsere Länder streben nicht
nach neuen Eroberungen –
nein, das laß ich aus, ich fang später an
in dem Gedicht, hör mich aus.
Paragraf sechs.
Nach der Zerstörung von der Tyrannei
hoffen wir, wir machen einen Frieden
was er für alle Nationen die Möglichkeit
geben wird daß sie in Sicherheit leben
in ihren Grenzen und es wird dazu sein
eine fixe Garantie, daß alle Menschen
leben können ihr Leben in alle Länder
frei von Not und Angst.

Das ist kein Gedicht. Sagt Ewa. Damals ist es ein Gedicht. Für Ewa in der Kellerruine freilich nicht. Aber es ist ein Versprechen, für die Menschheit, und als solches schön und also ein Gedicht.

Dhorst-wessel-and-the-children-of-viennaas ist kein Gedicht. Sagt Ewa. Als lebte sie in der Gegenwart, die Robert Neumann vor Jahrzehnten verläßt. Das ist kein Gedicht. Sagt Ewa. Als würde sie die kennen, die es in den Abort – der jetzt President … und nicht nur ihn, nicht nur die United States but Austria and so on.

Tafeln können Ihre Wahrnehmung beeinträchtigen, nicht nur die von Christian Benger

Kärnten - Tafeln können Ihre Wahrnehmung beeinträchtigen.jpg

Die Warnhinweise zu Medikamenten sind nützlich, auch wenn sie viel zu selten aufmerksam gelesen, noch seltener beachtet und kaum beherzigt werden. Vielleicht hätten bei den Tafeln im Kärntner Landhaus angebrachte Warnhinweise, daß also das Lesen und vor allem das oftmalige Lesen die Wahrnehmung beeinträchtigt und am Ende sogar zur völligen Erblindung führt, auf Christian Benger eine positive …

Es darf, um sich eine Spekulation zu erlauben, daran gezweifelt werden. Das ständige berufliche Vorbeimüssen an diesen Tafeln … um negative Wirkungen zu vermeiden, ist es wohl immer noch am besten, etwas nicht mehr anzubieten, oder endlich zu entfernen, wie eben die Tafeln im Kärntner Landhaus. Über die schädliche Wirkung dieser Tafelmedikation gibt es bereits viele Kapitel, so daß es nicht ein weiteres Mal ausführlich zu erzählen ist.

Eisenstadt und Klagenfurt – Ein Vergleich zu Lasten Kärntens

Gerade in Kärnten, nicht nur in Klagenfurt, auch in Villach, um noch eine Stadt zu nennen, ist die Tafelmedikation – genug, es können die Kapitel dazu gelesen werden. Der Einfluß des Geschriebenen darf allerdings auch nicht überbewertet werden. Aber einem einzigen Haus gilt in Österreich die Sorge, das in einem derart kleinen Land auch geographisch nicht weit weg von Kärnten steht.

Als Bernhard C. Bünker über den Geist des Kärntner Anzuges schrieb, war Christian Benger in einem Alter, das von größter Neugier gekennzeichnet ist, und er wird das von Bünker über den braunen Anzug Geschriebene vielleicht ebenfalls gelesen haben. Und wenn noch einmal spekuliert werden darf, daß er das las,

Bernhard C. Bünker und die vierzigste Wiederkehr der Tracht

so muß festgestellt werden, es hatte auf ihn keinen Einfluß. Benger trägt, wie es scheint, recht gern den Anzug.

Das Geschriebene kann nur in einem entsprechenden Umfeld Einfluß nehmen. Das kärntnerische Umfeld ist keines, auf dem ein Text von Bernhard C. Bünker zur Wirkung heranreifen kann, bis zum heutige Tage, wie nun auch Christian Benger bestätigen will.

Worum es aktuell geht? Es geht um die Landesverfassung in Kärnten. Es geht um das Slowenische und das Deutsche. Nun ist zu hören, es soll nach einer Kompromißformulierung, nachdem sich Trachtler Benger gegen die geplante Formulierung vehement zur Wehr setzt, gesucht werden. Eine wird bereits verbreitet:

„Die Fürsorge des Landes und der Gemeinden gilt den deutsch- und slowenischsprachigen Landsleuten gleichermaßen, besonders ersteren.“

Das also wäre ein vorauseilender Kompromiß, weil die vorgesehene Formulierung

„Die Fürsorge des Landes und der Gemeinden gilt den deutsch- und slowenischsprachigen Landsleuten gleichermaßen.“

Benger nicht in seine Trachtentasche hineinbekommen will.

Der Kompromiß , sollte die Formulierung tatsächlich etwa nach dieser getauscht werden, wird einen Menschen in Kärnten besonders recht gefallen, einen Menschen, der zwar schon lange tot ist, aber der Geist, für den er eintrat und stritt, weiter die Grenzen Kärntens eng schreibt. Denn. Dieser Mann schrieb einst:

„Mein Vater konnte slowenisch reden und singen, wie alle Menschen seiner Generation im Rosentale, er sprach gleich ihnen mit Vorliebe slowenisch, er dachte wahrscheinlich auch darin, noch beschied sich die deutsche Sprache mit dem Range eben einer zweiten, nicht aber der einzigen rechtmäßigen. Mein Vater heiratete eine Bauerntochter aus der deutschen Gegend … und so wurde deutsch meine Muttersprache, das Slowenische habe ich erst auf der Gasse gelernt.“

Es kann abschließend nur ein weiteres Mal geschrieben werden:

Für eine „neue Zeit“ sind in Kärnten u.v.a.m. Tafeln auch abzumontieren

Das ist längst nicht mehr und war eigentlich nie nur auf Kärnten zu beziehen, wie etwa die jüngste Geschichte um den Staatspreis es wieder zu deutlich machte, bei der es auch um das Slowenische und das Deutsche ging. An der waren aber keine Trachtler und Trachtlerinnen beteiligt, sondern …

großer österreichischer staatspreis für literatur

Cabinet: „Strangers at Our Door“

Ist es zu viel verlangt, wenn eine österreichische Bundesregierung auf der Höhe des heutigen Wissens zu sprechen hat?

Es ist nicht zu viel verlangt.

Aber bloß, zu bekommen ist das von ihr nicht. Nicht von dieser österreichischen Bundesregierung, die hier nur exemplarisch für so viele Regierungen in Europa genannt wird. Und von der nächsten, wenn in dieser die Hütchenspielpartei mit von der Partie ist, noch recht viel weniger, gar nicht.

„Strangers at Our Door“ ist ein Essay von Zygmunt Bauman aus 2016.

Das Einzige aber, mit dem die österreichische Bundesregierung mit Bauman in Verbindung zu bringen ist, ist ein Wort aus seinem Titel: „Strangers“ – Fremde. Jedoch nicht mit dem Inhalt seines Essays. Und alles, was sie öffentlich breit zu sagen hat, ist nur „strange“: komisch, sonderbar, merkwürdig, absonderlich.

Wie anders würde sich wohl alles gestalten und entwickeln, spräche die österreichische Bundesregierung etwa wie Bauman. Was für einen Einfluß könnte das auch auf die Massenmedien haben, wie anders fiele wohl die breiteste Berichterstattung etwa über Migration, Asyl, Flucht aus. Und nicht nur über diese Themen. Denn der Essay von Bauman geht weit darüber hinaus, versucht eine Weltzusammenhangssicht, die der Migration einen Platz zuweist – nicht einmal einen in der ersten Reihe.

Wenn Sie diesen Essay gelesen haben werden, aus dem nicht zu zitieren ist, weil dieser in seiner Gesamtheit zu lesen ist, und Sie sich unmittelbar im Anschluß an Ihre Lektüre oder bereits während der Lektüre in Erinnerung rufen, was die österreichische Bundesregierung zu diesen Themen sagt, etwa ein Sebastian Kurz oder ein Wolfgang Sobotka oder ein Hans Peter Doskozil oder ein Reinhold Mitterlehner oder ein Hans Niessl oder ein Christian Kern oder viele andere mehr, die sogenannte gewichtige politische Ämter in diesem Land innehaben, wenn Sie sich im Vergleich zum Essay in Erinnerung rufen, was und wie vor allem die Herren – und es sind in der überwiegenden Mehrzahl Männer – darüber sprechen, kann Ihre Erkenntnis nur sein, wie unheutig alles ist, was sie zu sagen haben, und dieses öffentlich vorgetragene unheutige Wissen gebiert das ethische Elend ihres Tuns.

Aber Zygmunt Bauman ist nicht der einzige Beispielgeber dafür, was für ein unheutiges Wissen öffentlich breit von Regierungen und von Massenmedien breitest gestreut wird. Und vieles, das heute breitest öffentlich zu diskutieren notwendig wäre, zitiert und verweist darauf Bauman  selbst.

strangers-at-out-door-osterreichWie anders also könnte die öffentliche Diskussion verlaufen, was für andere Ergebnisse zeitigen, würden sich Regierungen nicht öffentlich breit als unheutig darstellen zu müssen meinen, würden sie auf der Höhe des heutigen Wissens breit öffentlich argumentieren, diskutieren, Konzepte entwickeln, die nicht einen Haltbarkeitswert von zwei Stunden haben. Wie sehr könnten Medien dem nicht entkommen – und es wird hier ausschließlich von Massenmedien gesprochen -, breitest darüber zu berichten. Und vielleicht, mit der Zeit, sogar einen eigenen Beitrag auf der Höhe heutigen Wissens dazu leisten.

Was wäre das für ein Gewinn für alle Seiten, sprächen Sobotka, Doskozil, kurz alle anderen öfffentlich breit so wie beispielsweise Bauman und schrieben Massenmedien, um eine  Umsonst ob ihres Namens exemplarisch zu nennen, beispielsweise so wie Bauman. Platz hätten die Massenmedien dafür genug; sie bräuchten etwa bloß das Gerümpel vom Dschungelcamp zu entsorgen.

PS Ein Wort soll aus dem Essay doch zitiert werden: „Taschenspielertricks“.

Hütchenspiel scheint zutreffender. Beim Hütchenspiel gewinnt kein Mensch. Und noch etwas: Die Hütchenspieler – es sind zumeist Männer die Spielenden – aber tun so, als hätten sie Gewinne zu verteilen, als hätten sie wenigstens in einem ihrer Hütchen einen Würfel oder gar den Stein der Weisheit.

Die Hütchenspielpartei in Österreich ist schlechterdings die identitäre Parlamentspartei. Diese wird von Bauman ob ihrer Unbedeutsamkeit  nicht erwähnt, aber viele Hütchenspieler und Hütchenspielerinnen aus anderen Ländern, zu denen sie aufschauen. Was ihnen jedoch allen gemein ist: alle ihre Hütchen sind leer, in keinem ein Würfel, schon gar kein Stein der Weisheit. Aber ihre Hosensäcke sind voller Steine, die sie gegen alle werfen, kaum daß sie gewählt sind.

Strangers at Our Door - Strange Speech.jpg