Über eine Million Menschen in Österreich sind Sebastian Kurz vollkommen egal.
Das ist auf den Punkt gebracht, das Interview mit Sebastian Kurz am 5. September 2017 in der ZIB 2 mit Armin Wolf.
Wenn Sie damit liebäugeln, am 15. Oktober 2017 Liste Kurz – die neue Volkspartei zu wählen, sollten Sie sich sofort dieses Interview ansehen.
Sebastian Kurz hat für Sie eine glasklare Botschaft. Oder mit seinem christlich-sozialen Hintergrund: ein unmißverständliches, eindeutiges Evangelium: Sie zählen nicht für Sebastian Kurz. Sie kommen im Programm von Sebastian Kurz nicht vor. Na ja, Programm, es sind halt Ansagen.
Und das kurz’sche Ansageevangelium ist für Sie keine frohe Botschaft.
Wenn Sie zu den Menschen in Österreich gehören, die zwar arbeiten, aber so wenig verdienen, daß Sie keine Lohnsteuer zu zahlen haben, oder sehr wenig Lohnsteuer zu zahlen haben.
Armin Wolf: „Könnte man auch andere Maßnahmen finden?“
Sebastian Kurz: „Wie bitte -„
Armin Wolf: „Für die gibt’s gar nichts in Ihrem Programm.“
Sebastian Kurz: „Na ja, Herr Wolf, das ist selbstredend. Unser Ziel ist es, arbeitende Menschen …“
Für Sie hat Sebastian Kurz nur ein schnappiges „Wie bitte“ … Und so wie Kurz es spricht, ist es äußerst fraglich, ob dahinter ein Fragezeichen gesetzt werden kann. Bei Kurz klingt es nach einem Ausrufezeichen:
Wie bitte!
Aber sehen Sie sich das gesamte Interview an. Und dann werden Sie sich wohl auch fragen:
Wie bitte, dieser Mann will gewählt werden? Auch von Ihnen?
Sehen Sie sich das Interview an, nehmen Sie beispielsweise die Modellrechnungen hinzu, die vom fellnerischen Blatt veröffentlicht wurden: „Das bringt die ÖVP-Entlastung für Sie persönlich“.
Dann können Sie Sebastian Kurz nur antworten: Wie bitte!
Um ein Beispiel von diesen drei Kurzentlastungen herauszugreifen. Angenommen, Sie verdienen 1.800,00 Euro im Monat. Das fellnerische Blatt führt, wohl deshalb, damit es nach recht viel klingt, die Jahres-Entlastung mit 526,00 Euro an.
Pro Monat sind das gerade einmal 43,83 Euro.
Nicht einmal drei Prozent von Ihrem monatlichen Bruttogehalt macht die kurz’sche Entlastung für Sie im Monat aus. Denken Sie jetzt auch daran, wie viel Sie seit dem letzten Jahr im Monat mehr ausgeben müssen, allein durch die Anhebung der Umsatzsteuer um drei Prozent von zehn Prozent auf dreizehn Prozent. Dann denken Sie dabei auch daran, wie viel mehr Sie für Ihre Wohnung aufgrund der Indexanpassung vom letzten April zahlen müssen. Und so weiter und so fort.
Bleibt Ihnen noch etwas von diesen 43,83 Euro, oder müssen Sie schon zuzahlen? Und wenn ja, woher nehmen Sie es, wo müssen Sie etwas streichen, wegnehmen, verzichten?
Auch bei den zwei anderen Beispielen, für den Fall, daß Sie so viel verdienen, mit 2.300,00 und 2.800,00 Euro sind es nicht einmal die drei Prozent, die dem Finanzminister seit dem letzten Jahr durch die Erhöhung der Umsatzsteuer … Übrigens, dieser Finanzminister möchte auch der nächsten Regierung als Finanzminister angehören. Und das wird dieser nicht ohne Rücksprache mit Sebastian Kurz verlautbart haben.
Aber sehen Sie sich das Interview an. Es geht um die Ansage von Sebastian Kurz, „kleinere und mittlere Einkommen zu entlasten“ …
Und wenn Sie sich das Interview angesehen haben, Sie sich alles durchgerechnet haben, mit Ihrem Einkommen, mit Ihren Ausgaben, mit Ihrer Steuerleistungen, mit Ihren Sozialversicherungsbeiträgen, mit der für Sie angesagten kurz’schen Entlastung, werden Sie nur eines ausrufen können:
Wie bitte!
Und er, Kurz, redet auch von Eigentum schaffen, Sie sich also Wohnraum leisten sollen können. Mit dieser monatlichen Entlastung von 43,83 Euro? Da werden Sie wohl nicht zu jenen gehören, die „erstmals Eigentum“ schaffen, „wollen“ schon, aber können …
Armin Wolf fragte nach dem Finden von anderen Maßnahmen und Kurz kurz:
Wie bitte!
Andere Maßnahmen beträfen etwa indirekte Steuern, wie die oben erwähnte Umsatzsteuer, die Sie ungleich härter treffen, als einen Menschen mit beispielsweise 17.512,00 Euro brutto im Monat, oder die Sozialversicherungsbeiträge, die alle Menschen mit einem Durchschnittslohn ungleich stärker belasten, als etwa den mit beispielsweise 17.512,00 Euro brutto im Monat.

Die beste Voraussetzung, um sich etwas leisten zu können, etwas schaffen zu können, sich etwas anschaffen zu können, sind wesentlich höhere Löhne und wesentlich höhere Gehälter. Aber danach brauchen Sie Sebastian Kurz erst gar nicht zu fragen, ob er sich für höhere Gehälter und höhere Löhne einsetzen würde wollen. Darauf wäre seine Antwort wohl nur ein kurzes:
Wie!
Ohne Bitte. Vielleicht setzte er mit einem Zitat von einer christlich-sozialen Ikone nach:
Sie sollten sich stattdessen an Kraut und Kartoffeln gütlich tun, wenn das Geld für Fleisch nicht reiche.
„Neue Gerechtigkeit“ flötet also Sebastian Kurz. Na ja, „neue Gerechtigkeit“ – was daran das „Neue“ … es ist ein alter christlich-sozialer Schlager, den nun Sebastian Kurz singt und Sie zum Träumen bringen will, daß mit einer Wahl von ihm …
„Ich bau dir ein Schloß, so wie im Märchen.“ Das sang Heintje. Es wird das Bübchen dies ehrlich gemeint haben, als er, Heintje, seiner Mamatschi ein Schloß bauen wollte, so wie im Märchen. Und seine Mutter wird ihm wohl nicht böse gewesen sein, als sich das Bauen eines Sch.., als sich nicht mal das Anschaffen einer Eigentumswohnung ausging, wie ach, wird sie verständnisvoll gesagt haben, mit Eintausendachthundert im Monat, und sie wird wohl glückselig gewesen sein, wie brav und hart arbeitend ihr großer Sohn … und sich gefreut haben, daß ihm ihr Kraut mit Kartoffeln so gut schmeckt, was für einen Appetit er immer noch hat, auf ihre Kartoffeln mit Kraut …
Aber vielleicht hätte er diesen Schlager seiner Mamatschi nie gesungen, hätte er als Bub schon gewußt, wie viel er verdienen, wenn er groß ist, und nie viel mehr verdienen wird, und dazu noch die Preissteigerungen bei Eigentum …
Und damit kein Bübchen seiner Mamatschi ein nie zu erfüllendes Lied mehr zu singen braucht, singen Sie mit der Melodie von diesem alter Schlager diesen Text, dann haben Sie das gesamte Programm – und das ist keine Ansage vor der Nationalratswahl, sondern das permanente alte Programm – von Sebastian Kurz für Sie …
Ich bau dir Kartoffeln an
Ich bau dir Kartoffeln an, so wie im Leben,
die ess‘ ich mit dir, dann ganz allein.
Ich bau dir Kartoffeln an, wenn ich einst gross bin,
dann kannst du satt und glücklich sein.
Der blaue Himmel schaut auf uns herab,
sag dir jeden Tag, wie viele Kartoffeln ich hab.
Und alle Träume zieh’n so schnell vorbei,
an der Wirklichkeit für uns zwei.
Ich bau dir Kraut an, du wirst schon sehen,
bald bin ich schon gross, dann zieh’n wir ein.
Wo Kartoffeln für mich am Herde stehen,
da wird jeder Sonntag ein Tag sein.
Der blaue Himmel schaut auf uns herab,
sag dir jeden Tag, wie viel Kraut ich hab.
Und alle Träume zieh’n so schnell vorbei,
an der Wirklichkeit für uns zwei,
an der Wirklichkeit für uns zwei.

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